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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Der Majolikamaler Giovanni Maria von Castel Durante
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0127

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DER MAJOLIKAMALER GIOVANNI MARIA VON CASTEL
DURANTE
VON BERN ARD RACK II AM

Die große Leih-Ausstellung des Jahres 1862 im
South Kensington Museum enthielt unter vielen
berühmten Majoliken auch eine Schüssel, die da-
mals Mr. Henry T. Hope in Deepdene gehörte, wo
ja auch die bekannte und 1917 zerstreute Sammlung
griechischer Skulpturen und Vasen sich befunden
hatte; diese Schüssel ist das älteste datierte Stück
mit der Ortsangabe Castel Durante, einem urbi-
natischen Städtchen, das mit der Hauptstadt des
Herzogtums in der Erzeugung künstlerischer Ke-
ramik wetteiferte. Nach dem Tode der Witwe
Mr. Hopes ging die Schüssel in den Besitz seines
Schwiegersohnes, des 6. Herzogs von Newcastle
über, auf dessen Herrensitz Clumber sie bis 1920
blieb. In diesem Jahre wurde sie dann von dem
7. Herzog mit andern Kunstwerken bei Christie
verkauft. Erstanden wurde sie von den Herren
Duveen im Auftrag der Frau William Randolph
Hearst, die sie zur Zeit dem New-Yorker Metro-
politan Museum geliehen hat. Sie wurde genau be-
schrieben von Sir Charles Robinson in seinem Ka-
talog der South-Kensington-Museums-Ausstellung
(Sektion 21, Nr. 5160) und ist weiterhin in allen
Hauptwerken über Majoliken erwähnt worden. Sie
kann indessen nur von sehr
wenigen Kunstforschern
der heutigen Generation
gesehen worden sein; denn
nach dem Jahre 1862 ist sie
meines Wissens niemals
wieder öffentlich ausge-
stellt worden; erst 1920
wurde sie von Clumber
nach London gebracht, um
kurze Zeit im Auktions-
haus gezeigt zu werden,
bevor sie nach Amerika
auswanderte. Wir sind da-
her Sir Joseph Duveen für
die hier (Abb. 1, 2) repro-
duzierten Photographien
zu besonderem Dank ver-
pflichtet. Als ich die Schüs-

sel bei Christie sah, bemerkte ich, daß sie Aufschluß
gewährt über den Ursprung einer Gruppe von
Majoliken, die man früher anderen VCerkstätten
zugeschrieben hatte. Die Bedeutung der Schüssel
war bereits durch C. D. Fortnum (Cat. of Majolica,
South Kensington Museum, 1873, S. 302) erkannt
worden; er stellte ihre Verwandtschaft mit zwei
andern Stücken in South Kensington fest, und auch
mit einer flachen Schale, die schon Sir Charles Ro-
binson damit in Verbindung gebracht hatte. Diese
Schale (Abb. 3), die 1862 von Mr. George H. Mor-
land ausgestellt worden war, ist nun durch ein Ver-
mächtnis des Mrs. David M. Currie an das Victoria
und Albert-Museum (Katalog Nr. 5161) über-
gegangen.
Wir brauchen hier die ganze Beschreibung Robin-
sons nicht zu wiederholen, da die Einzelheiten aus
den Abbildungen hinreichend ersichtlich sind. Das
anmutige Muster auf der Kehrseite der Schüssel ist
in zwei blauen Tönen gemalt; die Inschrift mit der
dunklen Farbe. Sie ist meistens falsch wiedergegeben
worden. Sie lautet: 1508 adi 12 de sefebr facta fu
i Castel durat Zoua maria vro. — Die Signatur
wurde von Robinson irrtümlich gelesen: Giovanni
Maria, von Urbino. Fort-
num liest richtig: vro gleich
vasaro, nicht Urbinato;
aber er wiederholte Robin-
sons falsche Lesung Zona,
worin ihm dann spätere
Autoren nachgefolgt sind.
Meinem Freund Prof. Gae-
tano Ballardini verdanke
ich den Hinweis, daß dieser
Name Zoua gleich Zovan
(Giovanni) zu lesen ist.
Der Hauptgegenstand der
Schauseitenbemalung der
Schüssel ist das Wappen
der Rovere nebst den ge-
kreuzten Schlüsseln und
der päpstlichen Tiara. Zu
Seiten des Schweißtuchs,

Abb. 2. RÜCKSEITE VON ABB. 1 MIT


SIGNATUR ZOVAN MARIA VASARO

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