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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Zu Goya
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Wescher, P.: Die Auktion von Werken aus den ehem. Privatsammlungen im Besitz des russischen Staates
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0219

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ZU GOYA

Von den Teppichentwürfen Goyas sind bekanntlich
noch immer einige Kartons verschollen. Während
aber wir uns eine sehr gute Vorstellung von den
„Kindern mit dem Wägelchen“ und dem „Schaukel-
brett“ machen können, da glücklicherweise ausge-
führte Tapisserien erhalten sind, galten auch die nach
den Entwürfen „Der Hund“ und „Die Quelle“ ge-
wirkten Wandteppiche für verloren. Neuerdings ist
es j edoch Elias Tormo geglückt, im Escorial die Exem-
plare der Tapisserien wieder aufzufinden. Sie waren
in Madrid bei der Goya-Ausstellung im Prado zu
sehen zusammen mit der Tapisserie „Das Schaukel-
brett“ und die „Kinder mit dem Wägelchen“.
Enrique Lafuente, der diesen Tapisserien in der Ju-
biläums-Nummer des Boletin de la Sociedad Espa-
nola de Excursiones einen Aufsatz widmet, stellt fest,
daß die Entwürfe zu dem „Hund“ und zur „Quelle“
am 24. Januar 1780 abgeliefert wurden. Die erste
Tapisserie mit der Darstellung des Hundes wurde
erst 1789, die zweite 1795 gewebt. Von der „Quelle“
existieren zwei Tapisserien; neben der im Escorial
eine in der Kathedrale von Santiago1), jedoch nur
mit einem Majo der trinkt, die beiden anderen sind
weggelassen. Es sei bei dieser Gelegenheit berichtet,
daß die beiden kleinen Entwürfe ehemals in der
Sammlung des Marques de la Torrecilla keineswegs
kleine Reduktionen bekannter Entwürfe sind, son-
dern völlig verschieden von den großen Komposi-
tionen gleichen Inhaltes im Prado.
Die neue Aufstellung der Teppichkartons im Prado
läßt die hohe künstlerische Qualität gerade der frü-

1) Vgl. Salustiano Portela in ,, Archivos del Seminare de Estudios Gallegos“ 1927.

hen Entwürfe, namentlich der 1778 und 1779 ge-
schaffenen, ganz besonders hervortreten. Wenn Goya
später in den Teppichkartons etwas glätter wird und
sich den Wünschen und tatsächlichen Bedürfnissen
der Teppichwirker besser anpaßt, so möchte man
bei aller Bewunderung der Feinheit und Grazie, die
in den späteren Kartons zum Ausdruck kommt, die
prachtvoll pastös gemalten, koloristisch außerordent-
lich reichen frühen Entwürfe wegen ihres sehr männ-
lichen Charakters womöglich auf eine noch höhere
Stufe stellen. Wir besitzen aus den späten siebziger
Jahren, abgesehen von den Kartons und den Ent-
würfen zu dem Kuppelfresko in der Pilar-Kathedrale
von Zaragoza, auffallend wenig Gemälde, obwohl
der Künstler damals doch sicher schon eine größere
Anzahl von Bildnissen ausgeführt haben muß. Zu
den Porträts aus dieser Epoche gehört nicht nur, wie
wir unlängst ausführten, das sehr farbige und pastös
gemalte Bildnis des Stierkämpfers Jose Romero
(Nr. 402 meines Katalogs), sondern ein bisher völlig
unbekanntes Kinderporträt, das in England auf-
tauchte und auf Umwegen in den Besitz der Firma
Duveen Bros, gelangt ist. In malerischer Hinsicht
wirkt das Bild wie eine höchst persönliche Resul-
tante, die der Spanier aus dem Studium der Malerei
Tiepolos und Rembrandts gezogen hat. In der Auf-
fassung fühlt man sich besonders lebhaft an die
Teppichkartons dieser Jahre erinnert. Besonders ty-
pisch für Goya sind auch die großen, weit aufge-
rissenen Kinderaugen. Das Bild eröffnet die große
Reihe der ausgezeichneten Kinderporträts, die, wie
wir wiederholt betont haben, künstlerisch und
menschlich stets von gleichem Zauber sind. a. l. m.

DIE AUKTION VON WERKEN AUS DEN EHEM. PRIVAT-
SAMMLUNGEN IM BESITZ DES RUSSISCHEN STAATES

Am 5.-6. Nov. findet die erste größere Auktion
des kommenden Winters bei R. Lepke, Berlin statt
und bringt Gemälde, Skulpturen und Kunstgewerbe
aus den aufgelösten ehemaligen Privatsammlungen
im Besitz des russischen Staates zum Verkauf.
Neben den vorzüglichen und zum Teil einzigartigen
Möbeln (s. Bericht und Abbildungen im Oktober-

heft des „Pantheon“, Seite 507) werden die Bilder
im ganzen zurücktreten, doch ist auch hier einiges
recht Bedeutende zu erwarten, wie z. B. von Nicolas
Maes das aus Valentiners Monographie bekannte
Bildnis von Rembrandts Sohn Titus (Valentiner,
N. Maes, Taf. 11), das nahezu Rembrandt selbst
ebenbürtig ist (Abb. S. 527), und von Cima die

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