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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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von Falke, Otto: Ein Bombeckteppich im Germanischen Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0080

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EIN BOMBECKTEPPICH IM GERMANISCHEN MUSEUM

VON OTTO v. FALKE

Seit das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg
die Bestände gotischer Bildteppiche aus den Kir-
chen St. Sebald und St. Lorenz übernommen hat, ist
seine Sammlung deutscher Bildteppiche des späten
Mittelalters über die aller anderen Museen weit
hinausgewachsen. Ein solcher Besitz weckte den
Wunsch, an dieser Zentralstelle auch die weitere
Gestaltung der deutschen Gobelinwirkerei unter
dem zur Renaissancezeit übermächtig werdenden
Einfluß der niederländischen Werkstätten verfolgen
zu können. Für diese Entwicklung in Deutschland
ist einer der interessantesten Meister der sächsische
Teppichwirker Seger Bombeck, dessen Werke
und Lebensdaten Kurzwelly in Thieme - Beckers
Künstlerlexikon grundlegend festgestellt hat. Bom-
beck hat von 1545 bis 1552 und später wieder 1557
in Leipzig für den Rat gearbeitet und war inzwischen
auch in Weimar tätig. Er war vermutlich norddeut-
scher Abkunft, ist aber fraglos in Brüssel als Wirker
ausgebildet. Obwohl die niederländische Schulung
in den ornamentalen Motiven seiner Teppiche

immer unverkennbar bleibt, haben seine Werke doch
ein entschieden deutsches Gepräge behalten. Kurz-
welly hat acht Teppiche Bombecks nachgewiesen,
von denen fünf sein Monogramm S. B. tragen.
Dem Germanischen Museum ist es kürzlich gelun-
gen, einen auch in der Fachliteratur noch unbe-
kannten Teppich Seger Bombecks aus einem Schloß
in Mecklenburg zu erwerben. Eine Bezeichnung ist
nicht vorhanden; es finden sich jedoch im Blumen-
ornament, den Früchten und Vögeln so viele und
genaue Übereinstimmungen mit den gesicherten
Werken Bombecks, daß seine Autorschaft ohne
weiteres ersichtlich ist und nicht bezweifelt werden
kann. Auch die zwei Amoretten in der Mitte des
neunten Teppichs hat er in der Borte seines Refor-
mationsteppichs von 1551 in Altenburg verwendet.
Die deutsche Tradition kommt schon in dem nied-
rigen Breitformat des 6 m langen und über 1.50 m
hohen Wandteppichs zum Ausdruck (Abb. S. 393),
das auch sonst bei den Bombeckteppichen vor-
herrscht. Dem von einem Fruchtkranz umrahmten


DETAIL, LINKE SEITE DES NEBENSTEHENDEN TEPPICHS

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