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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Cohen, Walter: Sehr geehrte Redaktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0263

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Sehr geehrte Redaktion!

Mit lebhaftem Interesse las ich in Ihrem August
Hefte den Aufsatz vonT ancred Borenius über ein neu*
entdecktes Altargemälde A. van Dycks in London.
Mir ist ein kleines skizzenhaftes Bild in deutschem
Privatbesitze bekannt, dessen Beziehungen zu dem
großen „hl. Sebastian“ so eng sind, daß man eine
eigenhändige Vorstudie van Dycks gewiß zu Recht
anerkennen darf. Daß es sich nicht um eine ver-
kleinerte Kopie nach dem Altargemälde handelt,
beweist eine Anzahl von Abweichungen, die ein
Vergleich der beiden Abbildungen ergibt. Abge
sehen davon, daß die Studie quadratische Form, das
Gemälde Halbrundform hat — Herr Borenius sagt

gehörte zu der Galerie des verstorbenen rheini-
schen Sammlers, Herrn Linnartz und befindet sich
heute bei seinem Schwiegersohn, Herrn Bergwerks-
besitzer Dr. Adrian Gärtner in Ludwigsdorf in
Schlesien. Andere Teile der Sammlung Linnartz,
die besonders reich an vlämischen und holländi-
schen Bildern des 17. Jahrhunderts war, kamen
nach Oberweistritz (Schlesien), Liegnitz, Chodau
bei Karlsbad und nach Leichlingen (Rheinland).
Mit vorzüglicher Hochachtung
Walter Cohen

nichts davon, daß der Rahmen einen
Teil der Malfläche verbirgt — sei Fol-
gendes inKürze angeführt. Abweichend
ist auf der Studie, die auf Holz gemalt
und 0,48 m hoch, 0,37 m breit ist (das
Bild 1063/iX68 cm) die Behandlung
des Baumstammes und des Vordergrun-
des links. Nur Gewandmassen von
leuchtendemRot,keineRüstungsgegen-
stände. Der vordere Bogenschütze ist
ganz anders angeordnet, in derselben
Richtung, wie der spärlich bekleidete
Gefährte. Die Abänderung, daß auf
dem ausgeführten Bilde der Bogen-
schütze nach links gerückt, nicht mehr
parallel dem Genossen erscheint, ist die
wesentlichste und entspricht augen-
scheinlich dem Wunsche des Künstlers,
den dramatischen Akzent zu verstär-
ken. Endlich ist auch die Partie rechts
von dem römischen Cäsaren verschie-
den: man bemerkt hier noch zwei Sol-
daten; kleinere Abweichungen finden
sich auch in dem Stadtbilde hinten
und bei den Standarten.
Als ich im Jahre 1920 die hier abgebil-
dete Studie kennenlernte, stand mir
zum Vergleiche nur das andersgeartete
Sebastiansmartyrium der Alten Pina-
kothek zur Verfügung; daher war mir
unklar, wie ich sie im Schaffen van
Dycks einordnen könnte. Um so will-
kommener ist jetzt die Veröffent-
lichung des großen Bildes in London,
die alle Zweifel beseitigt. Die Studie


VAN DYCK. STUDIE. ST. SEBASTIAN
LUDWIGSDORF (SCHLESIEN), DR. A. GÄRTNER

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