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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Holzhausen, Walter: Deutsche Goldemailarbeiten um 1600 im Palazzo Pitti in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0177

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DEUTSCHE GOLDEMAILARBEITEN UM 1600
IM PALAZZO PIT TI IN FLORENZ

VON WALTER HOLZHAUSEN

Im Museo degli Argenti des Palazzo Pitti in Florenz
finden sich eine Flasche und vier Schalen aus email-
liertem Gold. Die Schalen gehören trotz einiger
Unterschiede der Form zusammen und bilden eine
Art Satz. Diese Gefäße haben nie aufgehört, durch
ihre köstliche Existenz das ästhetische und geschicht-
liche Interesse in Anspruch zu nehmen.
Sie galten von jeher als Arbeiten Benvenuto Cellinis,
besonders seitdem auch Labarte’) sie als solche er-
klärt und die auf ihnen befindlichen Wappen für die
der Medici und Farnese gehalten hatte. Trotzdem
Pion in seinem ausgezeichneten Säuberungswerk
über Cellini2) sich 1883 gegen Cellinis Autorschaft
aussprach, die Wappen richtig erklärte und mit vor-
greifender Erkenntnis in der Flasche und den Scha-
len süddeutsche Arbeiten vermutete, ohne allerdings
noch genauer auf ihren Ursprung einzugehen, än-
derte sich nichts im Fortbestehen dieser Tradition.
Acht Jahre später bildete Havard3) sie wieder als

x) J. Labarte, Hist, des arts ind. II. S. 519.
2) E. Pion, Benvenuto Cellini. Paris 1883.
3) H. Havard, Hist, de l’orfevrerie Iran?. 1896. S. 310.

Cellini zugeschriebene Arbeiten ab. Noch in der
großen Geschichte des Kunstgewerbes, die 1908/9
bei M. Oldenbourg erschien, wird die Flasche
und eine der Schalen unter italienische Arbeiten
eingereiht. Auch Creutz bildet sie als typisch
italienisch ab1).
Eine neuerdings angestellte genaue Untersuchung
führte zur Entdeckung der Meisterbezeichnung der
Flasche (Abb. S. 485). Im Innern des Fußes ver-
steckt, liest man in blauweißem Email die Antiqua-
inschrift: HANNS KARL FECIT 1602.
Die Flasche trägt wie drei der Schalen das Wappen
des Salzburger Fürst-Erzbischofs Wolf Dietrich von
Raitenau, die vierte das seines Amtsnachfolgers
Mark Sittich von Hohenems2). Sie sind also jeden-
falls für die beiden Kirchenfürsten gearbeitet worden.
Wann und auf welche Weise die Gefäße nach
Florenz gekommen sind, läßt sich nicht genau fest-
stellen. Pion hat sich bereits mit dieser Frage be-
schäftigt. Er weist die Verwandtschaft der Familie
x) M. Creutz, Kunstgeschichte der edlen Metalle. 1909.
2) Rietstap, Armorial General.


ONYXSCHALE IN GOLDEMAILFASSUNG
FLORENZ, PALAZZO PITTI

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