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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Baldass, Ludwig: Ambergers Bildnis des Christoph Baumgartner
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Fuelner, Adolf: Zur Auktion der Sammlung Six, Amsterdam
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0119

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AMBERGERS BILDNIS DES CHRISTOPH BAUMGARTNER

Der Nürnberger Patrizier Christoph Baumgartner
hat sich in dem Jahre 1543, als seine Familie von
Kaiser Karl V. in den Freiherrnstand erhoben wurde,
von Christoph Amberger malen lassen. Das lebens-
große Bildnis des 29jährigen Mannes (84 x 62,5 cm)
taucht 1733 zuerst in der Sammlung Kaiser Karls VI.
in der Stallburg auf und bildet heute eine Zierde
des altdeutschen Saales der Gemäldegalerie im
kunsthistorischen Museum in Wien. Es ist kolo-
ristisch ganz auf den einfachen Gegensatz von Rot,
Schwarz und Grau berechnet — das Blau der Gebirgs-
landschaft, auf die der Blick durch eine Fensteröff-
nung fällt, spielt ebenso wie das Hellgrün der Tisch-
decke nur eine untergeordnete Rolle. Das Bild atmet
jene immense Sachlichkeit, die um die Mitte des
16. Jahrhunderts allen großen Porträtisten nördlich
und südlich der Alpen eigen war. Neu ist das den
Eindruck der Ruhe noch verstärkende Motiv, den

Dargestellten sitzend zu malen. Noch ist in dem
Werk nichts von tizianischer Tonigkeit, nichts von
Florentiner Eleganz, jenen Eigenschaften, die Am-
bergers spätere Werke auszeichnen. Dennoch geht
das Porträt über die altdeutsche Malerei hinaus, der
Ambergers Bildnisse der dreißiger Jahre noch ange-
hören. Ein Hauch italienischer Kunst muß bereits
den Künstler getroffen haben. Den Vermittler dürfte
Paris Bordone gespielt haben, der 1540 nach der In-
schrift auf dem Porträt des Hieronymus Crofft im
Louvre in Augsburg geweilt hatte und dessen früher
Porträtstil — man denke an den 1532 oder wenig
später gemalten Mann mit dem Dolch in der Wiener
Liechtensteingalerie (vgl. meinen Aufsatz im Jahr-
buch der kunsthistorischen Sammlungen XXXV,
Wien 1921, S. 243 ff.) — deutlich erkennbar in Am-
bergers Bildnis des Christoph Baumgartner nach-
wirkt. Ludwig Baldaß

ZUR AUKTION DER SAMMLUNG SIX, AMSTERDAM

Die Gemälde, die im Oktober aus der Sammlung
Six in Amsterdam bei Muller zur Versteigerung
gelangen, gehören mit Ausnahme der bedeutenden
figurenreichen Hirtenanbetung von Jordans durch-
gängig der holländischen Schule an. Es handelt sich
dabei nicht um jenen Teil des alten Familienbesitzes,
der als Stiftung festgelegt ist, nicht also um die be-
rühmten Bildnisse von Rembrandt und Hals, Potter
und Terborch, sondern um hervorragende Gemälde,
die seit dem 18. Jahrhundert in den Besitz der Fa-
milie Six bzw. der Ahnen des heutigen Besitzers ge-
langt sind. (Von Rembrandt kommt einzig die um
1638 entstandene lavierte Federzeichnung „Joseph
erzählt seine Träume“, eine bedeutende höchst
anschauliche Kompositionsskizze, zur Auktion.)
Eine Reihe der schönsten Werke, so die signierte
Landschaft von Hobbema, das „Mädchen mit
den Austern“ von Steen und die berühmte „An-
sicht der Oude Kerk“ von Jan van der Heyden
(von der ein kleineres, nicht sehr gut erhaltenes,
1675 datiertes Exemplar im Museum von Christiania
existiert) stammen ursprünglich aus der Sammlung
van Winter. Die Qualität sämtlicher Stücke ist
ungewöhnlich hoch. Wir nennen im nachfolgenden

die hauptsächlichsten Stücke. Zu den oben ge-
nannten drei Bildern gesellt sich ein vollsigniertes,
1647 datiertes Tierstück mit Hirtin und Hirt von
Potter, das dem unlängst aus der Sammlung
Holford zu hohem Preis versteigerten in keiner
Weise nachsteht, silbriger im Ton als jenes grüne
Londoner Bild, die „Lauscherin“ von Nicolas Maes
aus dem Jahre 1657, ein besonders sympathisches
Werk des Künstlers, das bei aller Individualität
interessante Anklänge an P. de Hooch verrät. Von
diesem Künstler stammt ein nicht minder hervor-
ragendes Stück „Die gute Hausfrau“ (1663).
Terborch ist vertreten durch die höchst cha-
rakteristische briefschreibende Dame, von O chter-
velt sieht man eine besonders brillant gemalte
elegante Gesellschaftsszene. Die „Fischhändlerin“
von A. v. O stade (1652) ist ein Meisterstück,
das neben den schönsten Fischmarktsszenen von
de Witte in allen Ehren besteht (eine kleinere
Variante im Budapester Museum). Die signierte
Bauernszene von Dusart kommt den feinsten
Werken seines Vorbildes Ostade gleich. Unge-
wöhnlich im Motiv und unerhört weich gemalt ist
die 1667 datierte „Strandlandschaft“ von Adriaen

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