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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Holbeins Bildnis der Katharina Howard
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Weil, Walter: Französische Bilder des 18. Jahrhunderts in der Sammlung Edwin S. Bayer in New Yorkaut
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0017

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HOLBEINS BILDNIS DER KATHARINA HOWARD

Das hier farbig reproduzierte Bildnis der Katharina
Howard ist als Werk des jüngeren Holbein in einem
ausführlichen Aufsatz von L. Cust im Burlington-
Magazine XVII (1910) Seite 193 ff. zuerst in die
Literatur eingeführt worden. In einer Anmerkung
zur Veröffentlichung dieses Bildes in seinem Hol-
bein-Band (Klassiker der Kunst) berichtet P. Ganz
über die neueren Schicksale des Bildes. Es gehört
jetzt dem Museum von Toledo, Ohio, worin es als
Vermächtnis des Sammlers Libby gelangt ist, und
war unlängst auf der Ausstellung von Meister-
werken alter Kunst in den Reinhardt-Galleries in
New-York zu sehen.
Dieses Meisterwerk Holbeins ist zwischen Juli 1540
und Oktober 1541 gemalt worden. Die Dargestellte,
1520 oder 1521 geboren, war Nichte des Herzogs
von Norfolk, Hofdame der Königin Anna von
Cleve und ihre Nachfolgerin auf dem englischen
Königsthron. Juli 1540 wurde sie mit Heinrich VIII.
getraut, im November des nächsten Jahres wurde
ihr wegen Untreue der Prozeß gemacht, und am
11. Februar 1542 fiel ihr Haupt im Tower. Das
Holbeinsche Bildnis läßt nicht vermuten, daß

diese berühmte Frau außerordentlich klein von Ge-
stalt war, man ahnt auch nichts von der außer-
ordentlichen Grazie und jener ungemeinen Leben-
digkeit, die alle ihre Zeitgenossen betonen. Das
Porträt läßt sie ruhiger, ja auch älter erscheinen, als
sie in Wirklichkeit war; nur Nase und Mund lassen
ihre sinnliche Natur ahnen.
Dieses Spätwerk Holbeins scheint uns nicht nur ein
Beweis dafür, daß die gerühmte Objektivität des
Künstlers doch ein gutes Maß höchst persönlicher
Auffassungsweise und Umstaltungskraft nicht aus-
geschlossen hat, sondern ein neues Zeugnis für die
harmonisch gerundete Form seiner Porträtdarstel-
lung; Malerisches und Zeichnerisches verbinden
sich in einzigartiger Weise. Die wunderbar gezeich-
neten Hände, auf den späteren Bildnissen Holbeins
fast nie fehlend, weisen in der Verschränkung der
Finger eine neue Variante auf und geben Zeugnis
von der Formphantasie des Meisters, der nicht wie
seine italienischen Zeitgenossen sich auf eine
charakteristische Pose festlegt, sondern gerade hier
immer wieder Neues bringt.
A. L. M.

FRANZÖSISCHE BILDER DES 18. JAHRHUNDERTS IN DER
SAMMLUNG EDWIN S. BAYER IN NEW-YORK
z
VON WALTER HEIL

Die Sammlung Edwin S. Bayer ist eine der jüng-
sten, aber, um das gleich hier hervorzuheben, eine
der vielversprechendsten unter den bedeutenderen
Kunstsammlungen New-Yorks. Es ist erstaunlich,
wie Vieles und Gutes in der Spanne weniger Jahre
der Sammeleifer des Besitzers zusammenzutragen
gewußt hat. So ziemlich alles, was Europa in den
Jahrhunderten vor 1800 an Kunst hervorgebracht
hat, ist hier irgendwie vertreten : Gemälde fast aller
Schulen, mittelalterliche und spätere Bildwerke in
Stein, Holz oder Bronze, Tapisserien und Stoffe,
Glasfenster und Keramik, Auserlesenes an Möbeln
und Goldschmiedewerk.

Daß ich mich hier darauf beschränke, nur über ein
Teilgebiet der Sammlung, die französischen Ge-
mälde des 18. Jahrhunderts, zu handeln, geschieht
nicht aus Gründen des Raummangels, sondern mehr
noch, weil hier allein in Stücken von einheitlich
hoher Qualität, die zudem in einem besonders schö-
nen und mit ausgezeichneten Werken der Schwester-
künste geschmückten Raum vereinigt sind, schon
jetzt ein einigermaßen abgerundetes Bild einer be-
stimmten Kunstepoche geboten wird.
Das frühe Rokoko der unmittelbaren Watteauschule
ist vertreten durch zwei entzückende ovale Kom-
positionen des Jean Baptiste Joseph Pater „Herbst“

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