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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Stücklein, H.: Die Leibjagdbüchse des Kurfürsten Ott-Heinrich von der Pfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0050

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DIE LEIBJAGDBÜCHSE DES KUR-
FÜRSTEN OTT-HEINRICH VON
DER PFALZ
In der Rüstkammer des Schlosses Neuburg a. d. D., der Residenz
des Pfalzgrafen Ott-Heinrich und seines Bruders Philipp, be-
fand sich eine, in ihren Beständen bis in das 15. Jahrhundert
zurückreichende Sammlung von Rüstungen und Waffen aller
Art. Drei Inventare aus dem 17. und 18. J ahrhundert verzeich-
nen diese Schätze mit einer Genauigkeit, deren nur alte Zeug-
warte fähig sein können, und jetzt noch ist es möglich, da und
dort Stücke aus Neuburg a. d. D. auf Grund der Inventarbe-
schreibungen feststellen zu können1).
Im Inventar von 1628 findet sich die Beschreibung folgender
Feuerwaffe:
Nr. 64. Item ein kurze dicke Pürschbüchsen mit einer großen Kugel,
Schloß und Rohr gefirnist und hat einen braunen Schaft, auf den Ecken
mit schwarzem Horn eingelegt, hinten am Anschlag das Bayrisch Wappen
mit einem Zettel von Beinwerk eingelegt, worauf Herzog Ott Heinrichs
Namen ist, am Anschlag geschift, wie ein Hacken.
Im Inventar von 1654 finden wir diese Büchse wieder:
Nr. 93. Item ein kurze Büchsen, außen Gefirnist, mit vier gereiften Bün-
den, wie auch das Schloß mitsamt einem geblankten Buckel gefirnist,
der Schaft braun, hinten beim Anschlag des Herzog Ott Heinrich Hochsei.
Gedächtnus Wappen mit der Jahr Zahl 1533.
Das Inventar von 1750 beschreibt leider die älteren einfacheren
Büchsen nur so dürftig, daß keine Nummer mit Sicherheit auf
die in vorstehenden Inventaren geschilderte Büchse bezogen
werden kann.
Dann kam das Unglücksjahr 1800 und damit die Plünderung
der Rüstkammer durch französische Generale und kurz darauf
durch Napoleon I. Es gelang mir, zahlreiche Stücke aus Neu-
burg in verschiedenen Museen nachzuweisen, aber die Ott-
Heinrichs-Büchse fand ich nicht. Da kam mir, leider erst kurz
nach der Auktion, ein Katalog einer Waffensammlung in die
Hand, die 1912 im Dorotheum inWien versteigert worden war
(Auktion CCXVII). Unter Nr. 240 fand ich die oben so genau
beschriebene Büchse, und die Abbildung auf Taf. XVI behob
1) Ein Werk über die Geschichte der Neuburger Rüstkammer und ihrer Bestände,
die jetzt in den Museen von Paris, Leningrad, London, München, Turin, Nürn-
berg, New-York, Brüssel und Neuburg a. D. verstreut sind, ist nahezu fertig
und wird eine Lücke in der Kenntnis der Geschichte Ott-Heinrichs und der
süddeutschen Waffenschmiedekunst ausfüllen.

Photo Kester, München


MONOGRAMMIST P. G. K U R F Ü R S T O T T-H E I N R I C H
PARIS, J. SELIGMANN ET FILS


jeden Zweifel. Nach Jahren erfuhr ich den Besitzer der Büchse,
und da das bayrische Armeemuseum aus Mangel an Mitteln das
Stück nicht erwerben konnte, kam der bayrische Ministerprä-
sident Dr. Held dem Museum zu Hilfe und stiftete die Mittel
zum Ankauf der für Bayern so wichtigen Waffe, die damit in
den Besitz des Armeemuseums gelangt ist.
Das Original entspricht vollständig der in den beiden Inven-
taren gegebenen Schilderung. Der kurze, dicke Lauf der Büchse


hat vier Bünde oder Ringe, der Schaft erinnert an den Schaft
einer Hakenbüchse und der einfache braune Schaft hat einige
Einlagen von schwarzem Horn. Das Haupterkennungszeichen
jedoch ist die in Bein eingelegte Inschrift mit dem bayrischen
Rautenwappen auf dem Kolben. Die auf einem eingerollten
Zettel gravierte Inschrift lautet:
FI • OTTH ■ • P • 1555 •
also: Herzog Ott Heinrich Pfalzgraf 1555. In diesem Jahre
war Ott=Heinrich 51 Jahre alt, also noch nicht in der ganzen
Fülle seiner Körperlichkeit, wie er uns auf seinen Bildnissen

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