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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Kohlhaussen, Heinrich: Zwei Eiskannen Gondelachs aus fürstlichem Besitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0148

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ALTARBEHANG. WO L L S T I C K E R E I , SCHWEIZER K L O S T E R A R B E I T, 1588

ZWEI EISKANNEN GONDELACHS AUS FÜRSTLICHEM BESITZ

VON HEI NR. KOHLHAUSSEN

Mit begreiflichem Stolz hat Pazaurek in den Mit-
telpunkt seiner ergebnisreichen Studie1) über den
zuerst von Robert Schmidt in seiner Bedeutung er-
kannten hessischen Glasschneider Franz Gondelach
jene herrliche barocke Eiskanne gestellt, die seit
200 Jahren im Spiegelkabinett des Schlosses Pom-
mersfelden bei Bamberg steht. Eine Kasseler Hof-
rechnung gestattet die Datierung der signierten
Kanne auf das Jahr 1715.
Zwei an künstlerischem Gehalt ebenbürtige, in der
Anlage mit dem Griff über Faunsmaske, Ausguß mit
Tierkopf und eingeschraubtem Silbergefäß zur Auf-
nahme des Eises gleichartige, ebenfalls kranke Eis-
kannen Gondelachs sind Pazaurek entgangen. Die
eine steht an auffallender Stelle in den Sammlungen
des Rosenborg-Schlosses zu Kopenhagen, in deren
Inventar sie seit 1719 aufgeführt wird (Höhe 46,7 cm),

1) F. Gondelach, der bedeutendste deutsche Glasschneider und seine Rivalen.
Verlag Keramische Rundschau 1927.

die andere ist aus dem Besitz Peters des Großen in
den Kreml gelangt und in Filimonows Werk „Alter-
tümer im Kreml zu Moskau“ auf Taf. 135 abgebildet
(Abb. S. 455 Höhe 46,7 cm).
Gegenüber der reicher profilierten Kanne in Pom-
mersfelden sind die in Kopenhagen und Moskau
schlichter im Umriß. Die Moskauer selbst hebt sich
von den anderen durch einen behaarten (dort laub-
bekränzten) Faunskopf und Akanthusfriese an Hals
und über dem Fuß ab.
Das dänisch-hessische, von Wildmann und Löwen
flankierte Wappen auf der Wandung verweist die
Rosenborg-Kanne noch in die Regierungszeit Chri-
stians V. (1670 —99), des Gatten der hessischen Char-
lotte Amalie, dessen Vorliebe für geschnittene Ar-
beiten aus Kassel noch heute durch das Vorhanden-
sein der 1680 datierten unvergleichlichen Bergkri-
stallschale von der Hand Christoph Labhardts, des
Lehrers von Gondelach in den Rosenborg-Sammlun-
gen bezeugt wird (vergl. R. Hallo in „Altes Kunst-

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