Schild in der Mitte ist zu entnehmen, daß der Teppich im Auf-
trag eines Mitglieds des sächsischen Herzogshauses ausgeführt
worden ist; dem Schild sind unten die Sachsenwappen mit dem
Rautenkranz und den Kurschwertern aufgelegt, darüber ist als
Zeichen der protestantischen Gesinnung des Bestellers die Fas-
sade des Wittenberger Doms dargestellt. Zwei Amoretten flan-
kieren als Wappenhalter den Fruchtkranz; die übrige Fläche
füllen auf schwarzem Grund in schwungvoller und klarer Zeich-
nung naturalistische Rosenbüsche, belebt von Papageien, Eule,
Fasan, Wiedehopf und anderen Vögeln. Im Vordergrund ent-
sprießen dem Terrain zwei Stauden mit Schwertlilien, Maiglöck-
chen, Glockenblumen und auf der rechten Seite auch eine Winde
mit blauer Libelle. Auf der Teilabbildung der linken Seite (Abb.
S. 392) ist vorder Irisstaude ein Storch mit einem Frosch zu sehen.
Man darf diesen sehr farbenreichen und wohlerhaltenen Teppich
als den schönsten der erhaltenen Bombeckteppiche bezeichnen,
nicht obgleich, sondern eher weil das figürliche Element auf die
zwei Amoretten beschränkt ist. Denn die Figuren, die auf anderen
Teppichen Bombecks, wie dem Reformationsteppich in Alten-
burg, dem Bildnis Herzogs August von Sachsen und dem Ur-
teil Salomonis im Historischen Museum von Leipzig die erste
Rolle spielen, sind sichtlich die schwache Seite Bombecks ge-
wesen und die von ihm dazu benützten Vorzeichnungen sächsi-
scher Maler aus dem Cranachkreis haben nicht viel geholfen.
Was Bombeck vollkommen beherrschte, ist die Wiedergabe
von Blumen, Vögeln und Früchten, so wie er es in Brüssel ge-
lernt hatte. Es ist dem Wittenbergteppich zugute gekommen,
daß er die neun Quadratmeter, von den Wappenhaltern abge-
sehen, mit dem ihm geläufigen flandrischen Werkstattsgut füllen
konnte. Es kann nicht angenommen werden, daß er dazu die
Hilfe eines deutschen Kartonzeichners in Anspruch genommen
hätte, denn die Rosenzweige, Irisstauden, die Früchte des Kran-
zes und die Vögel sind ganz im Brüsseler Wirkerstil gehalten,
der einem sächsischen Maler so genau nicht bekannt sein konnte.
Man kann jetzt, durch den Teppich des Germanischen Mu-
seums, sogar feststellen, in welcher Brüsseler Tapissierwerkstatt
Bombeck ausgebildet worden ist. Auf mehreren Blumenteppichen
von Willem Pannemaker sind die Rosenzweige, Schwertlilien-
stauden und andere von Bombeck dargestellten Pflanzen in der-
selben naturalistischen Behandlung zu finden und auf einem
Pannemakerteppich des Berliner Schloßmuseums ist auch der
Fasan und der Storch mit dem Frosch ebenso wie auf dem Wit-
tenbergteppich dargestellt (Abb. S. 394). Die Gegenüberstel-
lung des deutschen und des Brüsseler Teppichs läßt ohne wei-
teres erkennen, daß Bombeck aus dem Pannemakeratelier her-
vorgegangen ist. Der Blumenteppich des Schloßmuseums ist zwar
nicht signiert, er stimmt jedoch im Vegetabilen vollkommen über-
ein mit einem von Willem Pannemaker bezeichneten Teppich
in der ehemals Habsburgischen Gobelinsammlung in Wien, der
inmitten des typischen Blumengrunds das Wappen Kaiser Karls V.
trägt (färb, abgeb. bei Göbel, Wandteppiche, I. Tafelband).
393
SEGER BOMBECK. WANDTEPPICH. NÜRNBERG, GERMANISCHES MUSEUM
trag eines Mitglieds des sächsischen Herzogshauses ausgeführt
worden ist; dem Schild sind unten die Sachsenwappen mit dem
Rautenkranz und den Kurschwertern aufgelegt, darüber ist als
Zeichen der protestantischen Gesinnung des Bestellers die Fas-
sade des Wittenberger Doms dargestellt. Zwei Amoretten flan-
kieren als Wappenhalter den Fruchtkranz; die übrige Fläche
füllen auf schwarzem Grund in schwungvoller und klarer Zeich-
nung naturalistische Rosenbüsche, belebt von Papageien, Eule,
Fasan, Wiedehopf und anderen Vögeln. Im Vordergrund ent-
sprießen dem Terrain zwei Stauden mit Schwertlilien, Maiglöck-
chen, Glockenblumen und auf der rechten Seite auch eine Winde
mit blauer Libelle. Auf der Teilabbildung der linken Seite (Abb.
S. 392) ist vorder Irisstaude ein Storch mit einem Frosch zu sehen.
Man darf diesen sehr farbenreichen und wohlerhaltenen Teppich
als den schönsten der erhaltenen Bombeckteppiche bezeichnen,
nicht obgleich, sondern eher weil das figürliche Element auf die
zwei Amoretten beschränkt ist. Denn die Figuren, die auf anderen
Teppichen Bombecks, wie dem Reformationsteppich in Alten-
burg, dem Bildnis Herzogs August von Sachsen und dem Ur-
teil Salomonis im Historischen Museum von Leipzig die erste
Rolle spielen, sind sichtlich die schwache Seite Bombecks ge-
wesen und die von ihm dazu benützten Vorzeichnungen sächsi-
scher Maler aus dem Cranachkreis haben nicht viel geholfen.
Was Bombeck vollkommen beherrschte, ist die Wiedergabe
von Blumen, Vögeln und Früchten, so wie er es in Brüssel ge-
lernt hatte. Es ist dem Wittenbergteppich zugute gekommen,
daß er die neun Quadratmeter, von den Wappenhaltern abge-
sehen, mit dem ihm geläufigen flandrischen Werkstattsgut füllen
konnte. Es kann nicht angenommen werden, daß er dazu die
Hilfe eines deutschen Kartonzeichners in Anspruch genommen
hätte, denn die Rosenzweige, Irisstauden, die Früchte des Kran-
zes und die Vögel sind ganz im Brüsseler Wirkerstil gehalten,
der einem sächsischen Maler so genau nicht bekannt sein konnte.
Man kann jetzt, durch den Teppich des Germanischen Mu-
seums, sogar feststellen, in welcher Brüsseler Tapissierwerkstatt
Bombeck ausgebildet worden ist. Auf mehreren Blumenteppichen
von Willem Pannemaker sind die Rosenzweige, Schwertlilien-
stauden und andere von Bombeck dargestellten Pflanzen in der-
selben naturalistischen Behandlung zu finden und auf einem
Pannemakerteppich des Berliner Schloßmuseums ist auch der
Fasan und der Storch mit dem Frosch ebenso wie auf dem Wit-
tenbergteppich dargestellt (Abb. S. 394). Die Gegenüberstel-
lung des deutschen und des Brüsseler Teppichs läßt ohne wei-
teres erkennen, daß Bombeck aus dem Pannemakeratelier her-
vorgegangen ist. Der Blumenteppich des Schloßmuseums ist zwar
nicht signiert, er stimmt jedoch im Vegetabilen vollkommen über-
ein mit einem von Willem Pannemaker bezeichneten Teppich
in der ehemals Habsburgischen Gobelinsammlung in Wien, der
inmitten des typischen Blumengrunds das Wappen Kaiser Karls V.
trägt (färb, abgeb. bei Göbel, Wandteppiche, I. Tafelband).
393
SEGER BOMBECK. WANDTEPPICH. NÜRNBERG, GERMANISCHES MUSEUM