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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Bachhofer, Ludwig: Ein Jugendwerk Kano Motonobus
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0103

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nenden Formationen sind unverändert in das
Münchner Sommerbild übernommen, auch
die Abgrenzung des Hintergrundes durch
einen dunklen Höhenzug findet sich hier wie-
der. Den endgültigen Nachweis, daß Keishoki
entscheidend auf den Maler des Münchner
Triptychons gewirkt habe, ergibt ein Ver-
gleich des Winterbildes mit dem Winterbild
Keishokis in der Sammlung Akimoto (Küm-
mel: Kunst Ostasiens, T. 131). Das Motiv,
ein abschüssiges Seeufer, das sich von links
her in die Bildfläche schiebt, ein Weg, der in
zwei Bögen daran entlang führt und sich hin-
ter einem Abhang verliert, drei kahle Bäume,
ein halbverdecktes Boot und ein Felsblock
imWasser, ist auf beiden Gemälden fast das
gleiche. Auf dem Münchner Bild überschnei-
det ein Gelände die linke untere Ecke und
kompliziert das Terrain stärker; außerdem
stürzt im Hintergrund eine Felswand herab,
rechts steigt ein Bergrücken an. Die Wieder-
gabe der Einzelformen ist auch da viel härter
als auf dem Bilde des Keishoki: ein etwas har-
ter Jugendstil statt eines lockeren Altersstils.
Entscheidende Einwände gegen eine Zuwei-
sung der Bilder an Motonobu scheinen mir
nicht gegeben, die Figur des Rishi und ein
Vergleich mit einem Jugendwerk des Mei-
sters, der großen Landschaft in der Samm-
lung Date (Selected Relics, vol. V), würden
sie leicht widerlegen. Die Art, wie dort der
Baumschlag, die Felsen und die Hütten ge-
zeichnet sind, ist die gleiche wie die der
Münchner Landschaften.
Die Frage der Datierung dürfte nicht schwer
zu beantworten sein. Die Winterlandschaft
Keishokis, die Motonobu als Vorbild diente,
geht im Stil sehr eng zusammen mit der Win-
terlandschaft Sesshus im Manshuin, die zwi-
schen der Mori-Rolle von 1486 und dem Bild
für Soyen von 1495 steht. Auf der andern
Seite zeigt sich Motonobu in seinen acht An-
sichten vom Hsiao-Hsiang, die im Tokaian
zu Kyoto verwahrt werden (Sei. Rel. vol. I),
aufs stärkste beeinflußt von den weiträu-
migen Landschaften Soamis im Daisen-in des
Daitoku-ji zu Kyoto, die wohl bald nach der
Errichtung des Daisen-ins im Jahre 1509 ent-
standen sind. Was Motonobu nach dieser Zeit
gemalt hat, zeigt ein ganz anderes Gepräge.
Er kann das Triptychon also nur in seiner
Jugend geschaffen haben, schwerlich aber
vor seinem zwanzigsten Jahre: womit die
Jahre zwischen 1496 und 1510 als Datum der
Münchner Bilder in Betracht kämen.


KANO MOTONOBU. SOMMERLANDSCHAFT
TUSCHE AUF PAPIER. UM 1500

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