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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Salmony, Alfred: Einflüsse in der indischen Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0195

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EINFLÜSSE IN DER INDISCHEN PLASTIK

trachten, um die Eigengesetzlichkeit im eigentlich
Künstlerischen, im Ausdruck festzustellen. „Ein-
fluß“ gab es eben nur in Gandhara. Von dort wirkte
der Westen zwar weiter, aber nicht nach Süden,
sondern nach Osten. Der Buddha-Typ von Ma-
thura, zu dem Scherman den wertvollen Beitrag lie-
ferte, muß also gleichzeitig mit dem von Gandhara
aus religiösen Gründen, die wir nicht kennen, an
Ort und Stelle entstanden sein. Dieser Typ geht in
der Gestaltbildung ganz mit den übrigen Denk-
mälern der Mathura-Gruppe zusammen. Das beste
Beispiel der Beweisführung bildete übrigens Scher-
man bereits im Pantheon ab (Seite 148). Eür unsere
„indische“ Theorie gibt es eine glänzende Zusam-
menfassung durch Coomaraswamy. In seinem Auf-
satz „The Indian Origin of the Buddha Image“
(Journal of American Oriental Society, vol. 46 Nr. 2)
stellt er zunächst Stellen aus Ausgrabungsberichten
zusammen, in denen sich auch ältere Forscher unter
dem unmittelbaren Eindruck der Funde für die
formale Unabhängigkeit und die bodenständige
Entstehung der buddhistischen Mathura-Plastik
ausgesprochen haben. Die ganze Problemstellung
behandelte Coomaraswamy kürzlich erschöpfend
in The Art Bulletin (vol. 9 Nr. 4 „The Origin of
the Buddha Image)“. Es sei daher auf diese Schrift
verwiesen, ohne die Beweisführung zu wieder-
holen.
Mit der Gupta-Periode (5.—7. Jahrhundert) schließt
die schöpferische Zeit indischer Kunst im wesent-
lichen ab. Für diese pflegte man keinen fremden
Einfluß anzunehmen. Worringer empfindet sie ledig-
lich als Griechenland klangverwandt. Unser Bei-
spiel, die zehnarmige Durga, auf dem Haupte des im
Stier unterjochten Dämons Mahisha stehend (Abb.
S. 499), gehört an das Ende der Epoche, etwa ins
7. Jahrhundert. Das Ideal des Körpers wie der Rhyth-
mus der Bewegung bleibt sich über ein Jahrtausend
gleich. Indische Kunst ist eben auf ihrem Weg nur
einmal, in der Grenzprovinz Gandhara, unwesent
lieh beeinflußt worden.
Ganz europäisch orientierte Forscher haben oft das
Ungewohnte,Fremdartige unddaherSelbständige der
frühen wie der reifen indischen Formensprache emp-
funden. Freilich haben sie diese Eigenschaften dann
negativ gewertet. H. Oldenberg z. B. schreibt („Die
Literatur des alten Indien“, Stuttgart 1903, Seite 23):
„Die Preislieder erinnern an die Körper, welche die
indische Plastik gebildet hat, unter deren undurch-
gearbeiteten Fleischmassen es kein Knochengerüst
zu geben scheint.“ Ausgesprochen brahmanische


RELIEF. ROTER SANDSTEIN. 1.—2. JAHRH. N.
BOSTON, MUS. OF FINE ARTS

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CHR.
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