Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

DOI issue:
Feulner, Adolf: Das Metternichdenkmal in Trier und sein Meister
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0251

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

MATTHIAS RAUCHMILLER. GRABMAL DES CHORBISCHOFS KARL VON METTERNICH

TRIER, LIEB FRAUENKIRCHE

DAS METTERNICHDENKMAL IN TRIER UND SEIN MEISTER

VON ADOLF FEULNER

Das Grabdenkmal des Chorbischofs Karl von Metter-
nich in der Liebfrauenkirche in Trier ist die künst-
lerisch wertvollste Skulptur des deutschenSpätbarock
aus der Zeit vor dem Auftreten Schlüters. Noch mehr.
Es gibt im ganzen Norden, Belgien eingerechnet, aus
den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts keine
zweite Plastik von dieser Bedeutung. Der Kunst-
geschichte ist das Denkmal bisher durch das Dunkel
der Anonymität entrückt gewesen. Schubring hat als
erster (in der Neuauflage von Springer, III, Stutt-
gart 1920, S. 132) kurz darauf hingewiesen. Bruhns
(Deutsche Barockbildhaucr, Leipzig 1925, S. 15) hat
seinen Wert erkannt; aber seine künstlerische Stel-
lung konnte er nicht klären. Ich selbst habe es in der
Plastik des 17. Jahrhunderts (München 1926, S. 17) mit
den Skulpturen Rauchmillers zusammengestellt und
damit gefühlsmäßig das Richtige getroffen. Den Be-
weis für die Zuschreibung kann ich erst jetzt er-
bringen.
Der Trierer Archidiakon und Chorbischof Karl von
Metternich, ein Sproß der einflußreichen Familie, die
seit dem späten 16. Jahrhundert das Moselland be-
herrschte und immer die besten kirchlichen Stellen

in Beschlag nahm, war der typische säkulare Kirchen-
fürst aus der wilden Zeit desTDreißigjährigen Krieges.
Für uns genügt es zu wissen, daß er sich gegen seinen
eigenen Herrn, den erklärten Feind seiner Familie, den
Erzbischof und Kurfürsten Philipp von Sötern stellte.
Er ging zu den Spaniern in den Niederlanden über,
vertauschte das geistliche Gewand mit der Uniform
eines spanischen Obersten, fiel in sein Bistum ein und
nahm den Kurfürsten gefangen. 1636 ist er gestorben
(J. Baur, Philipp von Sötern, Speyer 1897). Der Streit
zwischen Sötern und den Metternich zog sich noch
lange hin, weit über das Kriegsende und den Frie-
densschluß hinaus. Es mußte viel Wasser die Mosel
hinunterfließen, bis die kirchlich nicht ganz einwand-
freie Vergangenheit des energischen Herrn in Ver-
gessenheit geriet. Erst im späten 17. Jahrhundert
durfte es die Familie, die wieder ihre Macht zurück-
erobert hatte, wagen, dem Ahnen an der Stätte seines
ursprünglichen Wirkens ein Denkmal zu errichten.
Es war reine Familienstiftung, und deshalb konnten
auch archivalische Nachrichten über seine Entsteh-
ung bisher nicht gefunden werden (Abb. S. 553).
Der Typus des Grabdenkmals ist um diese Zeit in

553
 
Annotationen