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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Oktober 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0336

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NEUORDNUNGEN IN FLORENTINER GALERIEN

Der sechste und letzte Saal, obwohl der kleinste und nicht
gerade am günstigsten belichtete, ist reich an besonders schönen
Gemälden größeren Formats, darunter die „Bambocciata“,
dieses genrehafte Halbfigurenbild mit niederländischem
Einschlag von Dosso Dossi, dann die trotz ihrer Manieriert-
heit köstliche „Madonna dall’ collo lungo“ von Parme-
gianino; ferner das ursprünglich für den Kardinal von Ara-
gona bestimmte, viel umhergewanderte treffliche Gemälde von
Sebastiano del Piombo „Martyrium der heiligen Agatha“, an-
geblich nach einer Zeichnung Michelangelos, und ein Bacchus
des Guido Reni, alle vier aus anderen Sälen der Pitti-Galerie.
— Obwohl die Häufung großformatiger Bilder in den nicht
geräumigen Sälen oft bedrückend wirkt und auch die Belich-

tung nicht immer günstig ist, kann doch die nahezu vollendete
Neuordnung dieser Säle nur begrüßt werden; sie enthalten
eine wertvolle Sammlung toskanischer und oberitalienischer
Malerei hauptsächlich des 16. und 17. Jahrhunderts.
Ein kleiner Verbindungskorridor hat einige dort früher be-
findliche Miniaturen abgegeben und dafür verschiedene rei-
zende kleine Landschaften allegorischer Bedeutung des Cor-
nelis van Poelenburgh, Fels- und Baumlandschaften des Paul
Bril und eine Grisaille des van Dyck aufgenommen.
In den letzten Jahren sind auch die Kunstgegenstände in edlem
Metall und edlen Steinen (Argenteria) im Erdgeschoß des Pa-
lazzo Pitti neugeordnet und vorzüglich aufgestellt worden.
Hilde Weigelt

KLEINE NACHRICHTEN

LEIPZIG. Die Kupferstich-Herbstauktion der Firma C. G. Boer-
ner in Leipzig bringt wiederum kostbare Bestände aus derSamm-
lung des 1854 verstorbenen Königs Friedrich August II. von
Sachsen, und zwar diesmal die frühe niederländische Schule des
15. und 16. Jahrhunderts. Blätter von Franz von Bocholt, vom
Meister von Zwolle, Gossaert, Duhameel, van Meckenem und
von den wenigen Monogrammisten, die die Kunstgeschichte
überhaupt kennt, gehören jedes einzeln zu den allergrößten
Seltenheiten. Aber auch die niederländischen Blätter des
16. Jahrhunderts sind früher wenig beachtet worden, und das
reiche hier angebotene Material fehlt gleichfalls in den meisten
jüngeren, besonders amerikanischen Sammlungen. — Ergänzt
wird der Katalog dieser Auktion durch eine gewählte aus-
ländische Sammlung, die bei kleinem Umfang außerordent-
lich kostbare Blätter von Dürer, Rembrandt, Schongauer, den
Kleinmeistern usw. enthält, darunter als eine der größten
Kostbarkeiten den ersten Zustand von Rembrandts „Drei
Kreuzen“ auf Pergament. Endlich sei aus diesem Katalog her-
vorgehoben eine Serie von Original-Aquarellen zu dem Frey-
dal des Kaisers Maximilian, einem j ener berühmten Holzschnitt-
Bücher, die der Kaiser zur Verherrlichung des Habsburger-
hofes plante.
Im Anschluß versteigert C. G. Boerner die große Ludwig-
Richter-Sammlung von Dr. Theodor Engelmann in Basel, wohl
die bedeutendste Sammlung dieser Art, die es noch im Privat-
besitz gibt, da sie außer der Graphik und den illustrierten
Büchern über hundert Original-Handzeichnungen und Aqua-
relle enthält.
«
LONDON. Ein Personenwechsel von Wichtigkeit fand in der
Leitung der National Gallery statt. Der bisherige Direktor,
Sir Charles Holmes, zieht sich Ende des Jahres zurück und
an seiner Stätte wurde Mr. Augustus Moore Daniel auf fünf
Jahre mit dem Direktorat beauftragt. Diese Ernennung wurde
in allen einschlägigen Kreisen mit dem lebhaftesten Beifall
begrüßt. Mr. Daniel ist ein Privatmann aus Scarborough, im
Anfänge der Sechziger jahre stehend; vor etwa zwanzig Jahren
war er eine Zeitlang als Vizedirektor der British School of
Rome tätig, hatte aber nachher keinen amtlichen Konnex mit
Kunstangelegenheiten, bis er 1925 zum Mitglied des Aufsichts-
rates der National Gallery (Board ofTrustees) ernannt
wurde. In dieser Stellung hat er schnell die ganz besondere
Wertschätzung seiner Kollegen gewonnen, sowohl durch seine

umfassenden Kenntnisse und hingebende Tätigkeit wie auch
durch seine sympathische Persönlichkeit. Durch weitaus-
greifende Reisen ist er mit den Kunstsammlungen ganz Europas
aufs eingehendste bekannt; ist auch als Sammler sowohl alter
wie moderner Kunst tätig gewesen und besitzt eine große
Erfahrung in praktischen und administrativen Dingen, die er
teilweise während der Zeit, die er Bürgermeister seiner Vater-
stadt war, erworben hat. So darf die National Gallery zu dieser
Ernennung außerhalb der Karriere aufs wärmste beglück-
wünscht werden, denn es wird allgemein anerkannt, daß die
Leitung der Galerie zu einer Zeit, wo viele ganz besonders
wichtige Verwertungsprobleme ihrer Lösung harren, nicht in
bessere Hände hätte gelegt werden können. r. Borcnius
«■

LUZERN. Aus fürstlichem Besitz und anderer Provenienz

kamen am 23.-25. August durch die Galerie Fischer Antikes
Mobiliar, Tapisserien, Stoffe, Teppiche, Silber, Porzellan, Ost-
asiatische Kunst, Gemälde alter und neuerer Meister usw. zur

Versteigerung. Wir geben nachstehend einige der wichtigsten
Ergebnisse:
Nr. 95 Reich geschnitztes Getäfel aus einem
Renaissance-Saal, 1576/77 Frs. 6700.—

„ 276 Bouts, Zwei Altarflügel „
,, 286 A. Cuyp, Mädchenbildnis „
„ 291 Van Dyck, St. Johannes „
„ 301 Flinck, Dame u. Jüngling musizierend „
„ 341 Potter, Landschaft mit Tieren „
„ 361 Van der Weyden (Schule), Maria mit
demjesukind „
„ 372 Holbein, Bildnis eines Edelmannes „
„ 384 Bassano, Anbetung der Könige „
„ 385 Bordone, Venus und Amor „
„ 386 Botticini, Zwei Apostel „
„ 452 F. Gerard, Bildnis Mme. Bametieff „
„ 453 Greuze, Das gescholtene Mädchen „
„ 456 Largilliere, Damenbildnis „
„ 461 Neufchatel, Porträt eines Edelmannes „
„ 463 Pater, Ländliche Belustigung „
„ 551 Französische Tapisserie, 18. Jahrh., Serie
von 5 Wandbehängen (Oudry) „
„ 552 Tapisserie „Die beiden Stiere“
(Desportes, 18. Jahrh.) „

14000.—
8700.—
5700.—
6000.—
7000.—
10000.—
8700.—
8200.—
25500.—
6000.—
7500.—
13750.—
9000.—
10650.—
19000.—
60000.—
18500.—

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