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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 7.1914

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Nr. 1 (Jan. u. Febr)
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Fabricius, Ernst: Der Name Pfahl
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Wagner, E.: Singen i. H. (A. Konstanz), prähistorisches Gräberfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.25477#0022

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(Heidekräuter)18); ähnlich gelten Yieh und Haar sowohl kollektivisch wie auch in
Singularbedeutung. Professor Leonhard erinnert auch an den verwandten Gebrauch
in Redensarten wie „Mit Mann und Maus“, „Mit Kind und Kegel“, „Über Berg und
Tal“, Über Stock und Stein“. Gerade in den ältesten Quellen, in der Rengsdorfer
Grenzbeschreibung und im Codex Laureshamensis kommt Pal, palus bezeichnender
Weise im Singular vor.

Kluge und Weigand-Hirt führen19) die altdeutsche Glosse vallos quos dicimus phäli
an, wobei der letztere mit Recht vermutet, dass das Wort aus der römischen Soldaten-
sprache früh zu uns gekommen sei. Bei Vegetius heisst es (S. 59 Lange), die Legionäre
führten Äxte und Sägen mit, quibus materies ac pali dedolantur atque serrantur, während
der Ausdruck der klassischen .Zeit valli nicht mehr verstanden wird, sondern (S. 82, 7)
durch den Zusatz hoc est sudes vel tribuli lignei erklärt werden muss. Auch in der
Lex Salica findet sich (als Zusatz in der Wolfenbütteler, also einer der ältesten Hand-
schriften) in dem Abschnitt über Verletzung von Grenzzäunen 34, 1: retorta unde
palum aut sepes contenetur, „das Weidengeflecht, mit dem der Pfahl, cl. h. das Ge-
pfähle, oder der Zaun zusammengehalten wird“, und in der Lex Alamannorum 96, 3
heisst es: si quis cuiuscunque caballus sepem alienam salierit et de palo transpunctus
fuerit. Im ersten Fall ist der Singular pa'um gleichbedeutend mit sepes gebraucht20),
was der ganzen Sachlage nach auf den Einfluß des Deutschen zurückgehen muß. Wir
kommen damit freilich in die Merowingerzeit. • Aber wenn die Deutschen das Wort von
den römischen Soldaten gelernt und die Bezeichnung Pal für einen Pfahlzaun schon auf
den Limes angewandt haben, so muß das in einer Periode geschehen sein, als dort
die Grenzpalissaden noch aufrecht standen. Das kann in Rätien aber nur vor der
Errichtung der Limesmauer gewesen sein, durch die etwa am Anfänge des 3. Jahr-
hunderts die Palissaden ersetzt worden sind, und in Obergermanien spätestens, als der
Limes im Jahre 259 gefallen ist.

NEUE FUNDE.

Singen i. H. (A. Konstanz). Prähistorisches Gräberfeld. 1

2. Ende 1912 wurden wir von Seiten des Schweizer Landesmuseums in
Zürich fremdnachbarlich darauf aufmerksam gemacht, dass aus Singen i. H.
(A. Konstanz) bei einem früher dort stationierten Schweizer Zollbeamten
bedeutendere Ausgrabungsstücke zum Kauf stehen, die auf ein interessantes
Gräberfeld mit Funden aus verschiedenen Perioden schliessen Hessen.

Die Fundstücke wurden darauf von der Badischen Staats-Sammlung
erworben und bestätigten das über sie gegebene Urteil. Weitere Nachweise
erhielten wir um jene Zeit von Herrn Vikar Heller aus Singen selbst, der
zum Teil bei Grabungen anwesend war und einige von ihm zusammengebrachte
Fundstücke als Ergänzung an uns einsenden konnte. Ende April 1913 habe
ich darauf selbst an Ort und Stelle Ausgrabungen vorgenommen und mich
über die Fundstätte zu orientieren gesucht.

Es zeigte sich, dass sich dieselbe bis jetzt vollständig auf zwei grosse
Kiesgruben in der Ebene unmittelbar nördlich von der Stadt, östlich vom
Hohentwiel und ca. 80 m westlich vom städtischen Friedhof, beschränkt.
Die eine nördliche, der Witwe Hirling gehörige ist auf ca. 50 m von Süd
nach Nord, die andere südlich ca. 30 m entfernt im Besitz von Unternehmer
Graf ebenso auf ca. 60 m abgebaut. In einer dritten noch grösseren weiter

1S) Kluge, Zeitschr. f. Deutsche Wortforschg. XI 1909 S. 26.

19) S. oben Anm. 3.

20) Auf die Endung ist kaum Gewicht zu legen, da Casus und Geschlecht in der
lex Salica so vielfach verwechselt werden.
 
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