— go
dem Mars, einmal mit dem Cognomen Lenus, und einer für uns gänzlich neuen
Göttin Ancamna geweiht sind. Damit ist m. E. das Problem befriedigend gelöst;
der Name paßt sehr gut zum Inhalt und den Buchstabenresten unserer Inschrift;
nehmen wir für A und N eine Ligatur an, was bei den vielen Ligaturen der In-
schrift nicht unmethodisch erscheint, so bleibt noch sehr wohl Raum für ein C,
und damit ergibt sich die Lesung:
MARTI SME[RTR]IO ET [ÄNCJÄMNÄE.
Interessant ist noch, daß Ancamna hier mit Smertrius und in Trier mit Lenus
zusammen auftritt, dazu in letzterem Tempel Intarabus mit verehrt wird.
Trier. P. J. Schweisthal.
LITERATUR.
58.R. Ulrich, Die Gräberfelder in der
Umgebung von Bellinzona, Kt. Tes-
sin. 2. Bde., Bd. I. Beschreibender Ka-
talog, Bd. II. Tafeln (Fundstücke, Grab-
skizzen und Pläne der Gräberfelder).
Kataloge des Schweiz. Landesmuseums
Zürich. Zürich 1914. 30 Mk.
Die reichen prähistorischen Gräber-
felder des Kantons Tessin, die vom Schwei-
zerischen Landesmuseum seit den 90er
Jahren teils selbst ausgegraben, teils ange-
kauft, behütet wurden, harrten seit langem
einer würdigen Publikation. Dieses Be-
dürfnis der Forschung zu befriedigen, hat
Ulrich in jahrelanger Arbeit das vorliegende
umfangreiche Werk (Bd. I; 728 S. und 65 S.
Beilagen, Bd. II: 92 Tafeln) geschrieben,
das über den Rahmen eines „Kataloges“
hinaus sich zu einer allseitig eingehenden
Beschreibung der Gräberfelder entwickelte.
Publiziert wurden folgende acht Gräber-
felder, das von Molinazzo d’Arbedo
und Castione, bereits kurz besprochen
in der Festgabe des Schweizerischen Lan-
desmuseums S. 83 ff., das von AllaMonda
bei Claro, von Castione-Bergamo, Ceri-
nasco d’Arbedo, San Paolo d’Arbedo,
Gorduno und Galbiso, das große wich-
tige Gräberfeld von Giubiasco, auf das
schon Violliers Ausgrabungsbericht (Anz.
für Schweiz. Altkde. N. F. 1906) die Auf-
merksamkeit gerichtet hatte, schließlich die
vom Kanton Tessin ausgegrabenen und in
der Rivista archdol. di Como fase. 53-55,
1907 S. i ff. und fase. 62, 1911 veröffent-
lichten Gräberfelder von Pianezzo und Gudo.
Voraus geht dem Werk eine knappe Ge-
schichte der Ausgrabungen, die lehrt, daß
auch die Tessingräber dem Schicksal vieler
reicher Fundstätten nicht entgingen, größ-
tenteils von gewinngierigen Händen durch-
wühlt und beraubt und nur selten unter
wissenschaftlicher Leitung ausgegraben zu
sein. „Die Beschreibung der Funde“ wird
eingeleitet durch einen allgemeinen Teil,
der aus der geographischen Lage des
Tessintales seine Besiedelung aus dem Süden
und damit das Verhältnis der Gräberfelder
zu einander zu erschließen sucht. Hierbei
vermißt man sehr eine archäologische Karte
des Tales. Dann folgen Angaben über die
„Bauart und Richtung der Gräber“. Sie
sind selten Brandgräber, meist Leichen-
gräber, beide Arten von Steinen umgeben.
Grabmale sind nicht zu erweisen. Die weit-
aus häufigste Lage der Leiche von Ost
nach West läßt an Orientation nach der
Sonne denken. Der nächste Abschnitt
bringt sämtliche Nadel- und Fibeltypen
nach Perioden geordnet. Dann kommen
z. T. etwas populär gehaltene Abhandlungen
über den Bernstein, die Glasperle, die Edel-
metalle und das Blutemail. Den Schluß
des Abschnitts machen chemische und
naturwissenschaftliche Analysen und Holz-
untersuchungen. Nun beginnt die eigent-
liche Beschreibung der Gtäber. Ulrich
befolgt dabei folgende Methode: Zuerst
gibt er eine allgemeine Beschreibung des
betr. Gräberfeldes, die neben Angaben über
Lage, Ausgrabungsart, Erhaltungszustand
des Inventars eine Gruppierung der Gräber
der einzelnen Perioden in erster Linie nach
den Fibeltypen und eine Charakterisierung
dieser Gruppen enthält. Eine Fibeltabelle,
die in Prozenten die Anzahl der vorhande-
nen verschiedenen Fibeln ausdrückt, be-
schließt diesen einleitenden Teil der
Beschreibung. Danach pflegt U. den ganzen
Bestand der Fundstücke in Übersichts-
tabellen zu ordnen, eine mühselige Arbeit,
die ihm der rasch orientierte Leser dankt.
Der Katalog zählt dann das ganze Inventar
der Gräber auf. Daran schließt sich eine
eingehende Beschreibung der vom Museum
nach wissenschaftlichen Grundsätzen aus-
gegrabenen Gräber. In der Schlußbetrach-
tung stellt der Verf. vergleichende Studien
an über das Verhältnis der einzelnen
Gruppen zu einander und handelt über
ethnische Fragen.
Der Beschreibungsmethode liegt der
Gedanke zugrunde, daß Fibeln und Bronze-
gefäße auch hier die Grenzpfähle der
Chronologie bilden könnten, gegen dessen
Richtigkeit der aufmerksame Leser bald
Bedenken empfindet, wenn er vor allem
über die Vermischung ungleichaltriger
Fibeltypen innerhalb eines Grabes stutzt.
Schon Reinecke’) hatte auf diese charkte-
’) Mainzer Festschrift 1902 Anm. 63.
dem Mars, einmal mit dem Cognomen Lenus, und einer für uns gänzlich neuen
Göttin Ancamna geweiht sind. Damit ist m. E. das Problem befriedigend gelöst;
der Name paßt sehr gut zum Inhalt und den Buchstabenresten unserer Inschrift;
nehmen wir für A und N eine Ligatur an, was bei den vielen Ligaturen der In-
schrift nicht unmethodisch erscheint, so bleibt noch sehr wohl Raum für ein C,
und damit ergibt sich die Lesung:
MARTI SME[RTR]IO ET [ÄNCJÄMNÄE.
Interessant ist noch, daß Ancamna hier mit Smertrius und in Trier mit Lenus
zusammen auftritt, dazu in letzterem Tempel Intarabus mit verehrt wird.
Trier. P. J. Schweisthal.
LITERATUR.
58.R. Ulrich, Die Gräberfelder in der
Umgebung von Bellinzona, Kt. Tes-
sin. 2. Bde., Bd. I. Beschreibender Ka-
talog, Bd. II. Tafeln (Fundstücke, Grab-
skizzen und Pläne der Gräberfelder).
Kataloge des Schweiz. Landesmuseums
Zürich. Zürich 1914. 30 Mk.
Die reichen prähistorischen Gräber-
felder des Kantons Tessin, die vom Schwei-
zerischen Landesmuseum seit den 90er
Jahren teils selbst ausgegraben, teils ange-
kauft, behütet wurden, harrten seit langem
einer würdigen Publikation. Dieses Be-
dürfnis der Forschung zu befriedigen, hat
Ulrich in jahrelanger Arbeit das vorliegende
umfangreiche Werk (Bd. I; 728 S. und 65 S.
Beilagen, Bd. II: 92 Tafeln) geschrieben,
das über den Rahmen eines „Kataloges“
hinaus sich zu einer allseitig eingehenden
Beschreibung der Gräberfelder entwickelte.
Publiziert wurden folgende acht Gräber-
felder, das von Molinazzo d’Arbedo
und Castione, bereits kurz besprochen
in der Festgabe des Schweizerischen Lan-
desmuseums S. 83 ff., das von AllaMonda
bei Claro, von Castione-Bergamo, Ceri-
nasco d’Arbedo, San Paolo d’Arbedo,
Gorduno und Galbiso, das große wich-
tige Gräberfeld von Giubiasco, auf das
schon Violliers Ausgrabungsbericht (Anz.
für Schweiz. Altkde. N. F. 1906) die Auf-
merksamkeit gerichtet hatte, schließlich die
vom Kanton Tessin ausgegrabenen und in
der Rivista archdol. di Como fase. 53-55,
1907 S. i ff. und fase. 62, 1911 veröffent-
lichten Gräberfelder von Pianezzo und Gudo.
Voraus geht dem Werk eine knappe Ge-
schichte der Ausgrabungen, die lehrt, daß
auch die Tessingräber dem Schicksal vieler
reicher Fundstätten nicht entgingen, größ-
tenteils von gewinngierigen Händen durch-
wühlt und beraubt und nur selten unter
wissenschaftlicher Leitung ausgegraben zu
sein. „Die Beschreibung der Funde“ wird
eingeleitet durch einen allgemeinen Teil,
der aus der geographischen Lage des
Tessintales seine Besiedelung aus dem Süden
und damit das Verhältnis der Gräberfelder
zu einander zu erschließen sucht. Hierbei
vermißt man sehr eine archäologische Karte
des Tales. Dann folgen Angaben über die
„Bauart und Richtung der Gräber“. Sie
sind selten Brandgräber, meist Leichen-
gräber, beide Arten von Steinen umgeben.
Grabmale sind nicht zu erweisen. Die weit-
aus häufigste Lage der Leiche von Ost
nach West läßt an Orientation nach der
Sonne denken. Der nächste Abschnitt
bringt sämtliche Nadel- und Fibeltypen
nach Perioden geordnet. Dann kommen
z. T. etwas populär gehaltene Abhandlungen
über den Bernstein, die Glasperle, die Edel-
metalle und das Blutemail. Den Schluß
des Abschnitts machen chemische und
naturwissenschaftliche Analysen und Holz-
untersuchungen. Nun beginnt die eigent-
liche Beschreibung der Gtäber. Ulrich
befolgt dabei folgende Methode: Zuerst
gibt er eine allgemeine Beschreibung des
betr. Gräberfeldes, die neben Angaben über
Lage, Ausgrabungsart, Erhaltungszustand
des Inventars eine Gruppierung der Gräber
der einzelnen Perioden in erster Linie nach
den Fibeltypen und eine Charakterisierung
dieser Gruppen enthält. Eine Fibeltabelle,
die in Prozenten die Anzahl der vorhande-
nen verschiedenen Fibeln ausdrückt, be-
schließt diesen einleitenden Teil der
Beschreibung. Danach pflegt U. den ganzen
Bestand der Fundstücke in Übersichts-
tabellen zu ordnen, eine mühselige Arbeit,
die ihm der rasch orientierte Leser dankt.
Der Katalog zählt dann das ganze Inventar
der Gräber auf. Daran schließt sich eine
eingehende Beschreibung der vom Museum
nach wissenschaftlichen Grundsätzen aus-
gegrabenen Gräber. In der Schlußbetrach-
tung stellt der Verf. vergleichende Studien
an über das Verhältnis der einzelnen
Gruppen zu einander und handelt über
ethnische Fragen.
Der Beschreibungsmethode liegt der
Gedanke zugrunde, daß Fibeln und Bronze-
gefäße auch hier die Grenzpfähle der
Chronologie bilden könnten, gegen dessen
Richtigkeit der aufmerksame Leser bald
Bedenken empfindet, wenn er vor allem
über die Vermischung ungleichaltriger
Fibeltypen innerhalb eines Grabes stutzt.
Schon Reinecke’) hatte auf diese charkte-
’) Mainzer Festschrift 1902 Anm. 63.