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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 7.1914

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Nr. 4
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Frickhinger, Ernst: Nördlingen (im Ries), merovingische Reihengräber
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Wagner, Ernst: Bruchsal, alamannische Gräber
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Drexel, Friedrich: Finningen, spätrömischer Wachtturm
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https://doi.org/10.11588/diglit.25477#0070

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54

Einsturzgefahr des gezogenen Schachtes nur bis zu den Knieen des Skelettes
Vordringen konnte.

Die Bestattungen sind wohl dem 7. Jahrhundert zuzuweisen und zwar
wegen des stark christlichen Einschlags, der sich durch die Sprüche auf den
Riemenzungen kundgibt, vermutlich dem Ende desselben.

Nördlingen. Ernst Frickhinger.

Bruchsal, Alamannische Gräber.

33. In Bruchsal war schon 1902 bei „der Reserve“ ein alamannisches
Gräberfeld (S. Wagner, Fundstätten und Fundein Baden II, S. 156) bearbeitet
worden. Im Dezember 1913 nahm auf Antrag der Stadt die Direktion der
Karlsruher Staatssammlungen bei Gelegenheit des Abhebens von Terrain dort
weitere Untersuchungen vor. Zahlreiche Versuchsgräben in dem viel um-
gearbeiteten Terrain führten südöstlich von dem dort befindlichen Bassin
in 1,2 m Tiefe auf eine westöstlich gelegte Bestattung, ein ziemlich er-
haltenes Skelett ohne Beigaben.
An der Ostseite des Bassins fand
man die durch einen Wasser-
leitungsbau durcheinander ge-
worfenen Reste eines weiteren
Skeletts und 50 cm östlich da-
von, noch ziemlich wohl erhalten
das eines Pferdes mit dem
Kopf im Westen, die Füße nach
Norden gekehrt. In dem Gebiß
des Pferdeschädels befand sich
(Abb. 23) noch in situ eine
eiserneTrense a (dieselbebei
Lindenschmit, Deutsche Alter-
tumskunde 1880 S 287 Fig.
224); in der Nähe lagen, zum
Kopfzeug gehörig, eine kleine
Schnalle aus Eisen b, ein
Ringchen c und ein Nagel d,
beide aus Bronze. Von Grün-
span grün gefärbte Stellen am Schädel bewiesen, daß ursprünglich noch mehr
schmückende Bronzeteile am Kopfzeug vorhanden waren, die durch die Wasser-
leitungsgrabungen verschleudert worden sein mögen.

Karlsruhe. E. Wagner.

Abb. 26.

Aus einer alamannischen Bestattung
bei Bruchsal.

34. Finningen. Spätrömischer Wacht-
turm. In Finningen bei Neu-Ulm waren
schon vor mehreren Jahren an zwei Stellen
des Friedhofes Teile einer sehr starken
Mauer bloßgelegt und als Reste eines der
spätrömischen Wachthäuser (Burgi) ange-
sprochen worden, die sich der Grenze
Rätiens entlangziehen (Deutsche Gaue XIII
1912, S. 247 f.). Dem schätzenswerten Ent-
gegenkommen des Hrn. Pfarrers Rohrmaier
in Finningen, welcher auch Grabungen im
Innern der z. Z. in Renovierung befindlichen
Kirche gestattete, ist nun die endgültige
Entscheidung zu verdanken. Der Spaten
legte drei Ecken eines wuchtigen, spät-

römischen Wachtturmes (Burgus) bloß,
von welchem die nördliche Ecke unter dem
Chor der Kirche liegt; die vierte (südliche)
Ecke ist schon längst, vermutlich bei Um-
mauerung des Friedhofs, zerstört worden.
Der Turm steht auf einer Anhöhe mit weiter
Fernsicht ins Iller- und Donautal, etwa
300 Meter südlich der nach Günzburg füh-
renden römischen Donausüdstraße. Er
bildet ein Quadrat von 12 m äußerer Mauer-
seite; die lichte Innenseite des Turmes
hat 8 m im Geviert. Die Grundbettung der
Mauer, deren Stärke über 2 m und deren
Höhe noch 1,30 m beträgt, besteht aus einer
Schicht Rollsteine, über welcher sich ein
 
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