VOLK • SACR •AVR •
ARTISSIVS-AEDIL
TERRITOR - CONTR •
ETKR•DE•SVO•FE
C I T • V • S • L
P O S I T A • X
O R F I T O •
L • M •
K • S •
COS
Die Abkürzungen der 4. Zeile fanden
mit Zustimmung Mommsens die Auflösung
„Et Kastrorum Beginorum“ und er deutete
die ganze Titulatur des Stifters als: aedilis
territorii contrarii et kastrorum regino-
unter näherer Begründung seiner
rum
Lesart, abgedruckt in den Verh. des Hist.
Vereins für die Oberpfalz u. Regensburg
51, 267 ff. mit Taf. V, 1.
Das Territorium contrarium würde die
dem Legionslager nördlich vorliegende Donauinsel und das linke nördliche
Flußufer bezeichnen, wo sich vor wenigen Jahren Spuren einer keltischen
Ansiedelung aus der der römischen Besetzung vorangehenden Latenezeit ge-
funden haben. Und vielleicht hat der bisher rätselhafte vorrömische Neben-
name Regensburgs, Ratisbona oder Radaspona, seinen Ursprung genommen
auf der Landspitze zwischen Donau und Regenmündung. Eine andere Deu-
tung des CONTR. wäre contributum. Welche der beiden Lesarten vorzuziehen
sei, soll hier nicht entschieden werden.
Grössere Bedenken bestehen gegen Mommsens Zuweisung des bürger-
lichen Baubeamten zu den Kastra Regina und gegen die absonderliche Nach-
stellung des Legionslagers hinter das Territorium. Ich schlage deshalb vor das
K als R(anabae) zu fassen und zu lesen:,,aedilis territorii et leanabarum Reginensium“.
Damit würde zuerst das ganze umliegende Gebiet und dann insbesondere
die Örtlichkeit der im J. 178 n. Chr. — Orfito consule — vor der Westfront des
Lagers angesiedelten Zivilbevölkerung bezeichnet, also eine sachliche Über-
einstimmung hergestellt sein. Die Lesung dürfte sich stützen 1) auf die
Fundstelle der Vulkansara an der Westgrenze der Kanabae, 2) auf CIL III,
6166, wonach in Troesmis unter 2 magistri canabensium und 1 aedilis
„veterani et cives Romani consistentes ad canabas legionis V. Macedonicae“
ein Geschenk weihen, und 3) auf die in den Bonner Jahrb. 116,5 (Riese 2368)
behandelte Inschrift mit ,,kanabis Bonnensibus“, auf die mich Vollmer-München
aufmerksam machte.
Regensburg.
Gg. Steinmetz.
Zur Mars-Inschrift aus Möhn (Bez. Trier.)|
■ Die Votivinschrift aus Möhn, Hettner, Steindenkmäler 61 (CIL XIII, 4119),
war bisher infolge der weitgehenden Zerstörung und der schlechten, stark mit
Ligaturen durchsetzten Schrift in der Lesung der ersten Zeile, von der allein
beträchtliche Reste übrig sind, ganz problematisch. Sicher war nur ,MARTI‘,
dann folgt ein Beiname, dessen mittlerer Teil durch einen Bruch verloren ging,
jetzt aber durch die Inschrift aus Liesenich (Kr. Zell) im Bonner Prov.-Museum
(Riese, Rhein. Germanien in den Inschriften Nr. 3467) sicher zu ,SMERTRIO‘
ergänzt werden kann, womit die versuchsweise Ergänzung Hettners zu Smertatius
(so auch bei Dragendorff, Westdeutschland zur Römerzeit, 1912, S. 104) ohne
weiteres fällt. Der folgende Name der Genossin des Mars Smertrius wurde bisher
überhaupt nicht erkannt, da ein Hieb die erste Worthälfte zu Nichte gemacht hatte.
Erhalten ist zu Anfang noch eben der Rest eines schiefen Striches, dann folgt auf
die Lücke ein wohl mit A ligiertes M, das m. E. ebensogut m. wie m. gelesen
werden kann, ein N und ein mit E ligiertes A. Hettners Vorschlag, man könne
vielleicht ,POMANAE‘ ergänzen, ein Name, der übrigens nur als verderbtes
Cognomen der Juno bei Arnobius 3, 36 bezeugt ist (vgl. Roscher, Lexikon der
griech. u. röm. Myth. s. v.), ist reine Vermutung, und ein anderer passender
Name war bisher unbekannt. Da hat uns ein glücklicher Fund im Temenos des
Tempels am Balduinshäuschen bei Trier u. a. drei Votivdenkmäler gebracht, die
ARTISSIVS-AEDIL
TERRITOR - CONTR •
ETKR•DE•SVO•FE
C I T • V • S • L
P O S I T A • X
O R F I T O •
L • M •
K • S •
COS
Die Abkürzungen der 4. Zeile fanden
mit Zustimmung Mommsens die Auflösung
„Et Kastrorum Beginorum“ und er deutete
die ganze Titulatur des Stifters als: aedilis
territorii contrarii et kastrorum regino-
unter näherer Begründung seiner
rum
Lesart, abgedruckt in den Verh. des Hist.
Vereins für die Oberpfalz u. Regensburg
51, 267 ff. mit Taf. V, 1.
Das Territorium contrarium würde die
dem Legionslager nördlich vorliegende Donauinsel und das linke nördliche
Flußufer bezeichnen, wo sich vor wenigen Jahren Spuren einer keltischen
Ansiedelung aus der der römischen Besetzung vorangehenden Latenezeit ge-
funden haben. Und vielleicht hat der bisher rätselhafte vorrömische Neben-
name Regensburgs, Ratisbona oder Radaspona, seinen Ursprung genommen
auf der Landspitze zwischen Donau und Regenmündung. Eine andere Deu-
tung des CONTR. wäre contributum. Welche der beiden Lesarten vorzuziehen
sei, soll hier nicht entschieden werden.
Grössere Bedenken bestehen gegen Mommsens Zuweisung des bürger-
lichen Baubeamten zu den Kastra Regina und gegen die absonderliche Nach-
stellung des Legionslagers hinter das Territorium. Ich schlage deshalb vor das
K als R(anabae) zu fassen und zu lesen:,,aedilis territorii et leanabarum Reginensium“.
Damit würde zuerst das ganze umliegende Gebiet und dann insbesondere
die Örtlichkeit der im J. 178 n. Chr. — Orfito consule — vor der Westfront des
Lagers angesiedelten Zivilbevölkerung bezeichnet, also eine sachliche Über-
einstimmung hergestellt sein. Die Lesung dürfte sich stützen 1) auf die
Fundstelle der Vulkansara an der Westgrenze der Kanabae, 2) auf CIL III,
6166, wonach in Troesmis unter 2 magistri canabensium und 1 aedilis
„veterani et cives Romani consistentes ad canabas legionis V. Macedonicae“
ein Geschenk weihen, und 3) auf die in den Bonner Jahrb. 116,5 (Riese 2368)
behandelte Inschrift mit ,,kanabis Bonnensibus“, auf die mich Vollmer-München
aufmerksam machte.
Regensburg.
Gg. Steinmetz.
Zur Mars-Inschrift aus Möhn (Bez. Trier.)|
■ Die Votivinschrift aus Möhn, Hettner, Steindenkmäler 61 (CIL XIII, 4119),
war bisher infolge der weitgehenden Zerstörung und der schlechten, stark mit
Ligaturen durchsetzten Schrift in der Lesung der ersten Zeile, von der allein
beträchtliche Reste übrig sind, ganz problematisch. Sicher war nur ,MARTI‘,
dann folgt ein Beiname, dessen mittlerer Teil durch einen Bruch verloren ging,
jetzt aber durch die Inschrift aus Liesenich (Kr. Zell) im Bonner Prov.-Museum
(Riese, Rhein. Germanien in den Inschriften Nr. 3467) sicher zu ,SMERTRIO‘
ergänzt werden kann, womit die versuchsweise Ergänzung Hettners zu Smertatius
(so auch bei Dragendorff, Westdeutschland zur Römerzeit, 1912, S. 104) ohne
weiteres fällt. Der folgende Name der Genossin des Mars Smertrius wurde bisher
überhaupt nicht erkannt, da ein Hieb die erste Worthälfte zu Nichte gemacht hatte.
Erhalten ist zu Anfang noch eben der Rest eines schiefen Striches, dann folgt auf
die Lücke ein wohl mit A ligiertes M, das m. E. ebensogut m. wie m. gelesen
werden kann, ein N und ein mit E ligiertes A. Hettners Vorschlag, man könne
vielleicht ,POMANAE‘ ergänzen, ein Name, der übrigens nur als verderbtes
Cognomen der Juno bei Arnobius 3, 36 bezeugt ist (vgl. Roscher, Lexikon der
griech. u. röm. Myth. s. v.), ist reine Vermutung, und ein anderer passender
Name war bisher unbekannt. Da hat uns ein glücklicher Fund im Temenos des
Tempels am Balduinshäuschen bei Trier u. a. drei Votivdenkmäler gebracht, die