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LITERATUR.
9.Römische Keramik in Trier, heraus-
gegeben von der Direktion des Trierer
Provinzialmuseums. I. Die Bilderschüs-
seln der ostgallischen Sigillatamanufak-
turen von E. Fölzer. Bonn 1913.
Als erster Band der römischen Keramik
von Trier ist die langvorbereitete fleißige
Arbeit von E. Fölzer über die ostgal-
lischen Sigillata-Manufakturen erschienen.
Schon der Titel zeigt, daß es nicht möglich
ist von der Trierer Sigillata zu sprechen,
ohne den größeren Kreis der ostgallischen
Töpfereien zu berühren. Denn „die Kette,
die eine Reihe blühender, sich allmählich
systematisch immer weiter nach Germanien
zu verschiebende Töpfereien verbindet“,
ist so eng, daß es hier noch viele Grenz-
fragen gibt, die auch in dem vorliegenden
Buch nur aufgeführt, aber nicht gelöst sind.
Freilich trägt die Verfasserin hieran am
wenigsten die Schuld, sondern es fehlt die
systematische Durchforschung der in Be-
tracht kommenden Töpfererorte. Denn was
jene, von den wenigen Formschüsseln aus-
gehend, für die Herkunft und Entwicklung,
den Stil und die Verbreitung der einzelnen
Töpfereien festgestellt hat, ist eine Leis-
tung, auch wenn man weiß, wieviel sie aus
den Arbeiten von Barthel, Forrer, Knorr u. a.
lernen konnte. Die einzelnen Töpfereien
werden in ihrer zeitlichen Folge behandelt,
die annähernd der geographischen ent-
spricht (vg. die Übersichtskarte). Zum Schluß
gibt die Verfasserin eine gedrängte Zusam-
menfassung ihrer Hauptergebnisse. Im
allgemeinen werden die Schlüsse für die
zeitliche Festlegung der einzelnen Töpfer
mit Recht sehr vorsichtig gezogen. Denn j
in der Gewinnung einer möglichst sicheren
Chronologie liegt ja der Hauptwert dieser ;
Arbeiten, da die spätere barbarische Sigil- ,
lata künstlerisch kaum etwas zu bieten j
vermag, wenn auch an einzelnen Stellen
der Stil dieser Töpfermeister mit etwas
hochgestimmten Worten gerühmt wird. In
eine Einzelbesprechung der verschiedenen j
von derVerfasserin aufgestellten Hypothesen |
und gut durchgeführten Beweisen einzu-
gehen, würde eine besondere Abhandlung
erfordern, die hier nicht am Platze ist. Es
wird ja bei allen weiteren Sigillatafunden,
die mit diesen ostgallischen Töpfereien
Beziehungen haben, nötig sein, auf das grund-
legende Werk hier zurückzukommen. Nur
über den Hauptpunkt der ganzen Publi-
kation, die Trierer Sigillata, möchte ich
einiges bemerken: Auffallend ist die geringe
Anzahl von Formschüsselstücken und von
Stempeln, die auf Formschüsseln, verzierter
und glatter Sigillata gefunden wurden. Für
die Bedeutung der Trierer Sigillatatöpfereien
kommt das wesentlich in Betracht und es
erhebt sich deshalb besonders bei der ersten
Gruppe (vgl. S. 55 ff.) der namenlosen von
Vichy und La Madeleine beeinflußten Töpfer
die Frage, in wieweit die ihnen zugewiesenen
Stücke in Trier selbst hergestellt sind. Denn
gerade durchdachte erzählende Darstellun-
gen fehlen auf Formschüsselfragmenten in
Trier ganz, und es ist wenig wahrscheinlich,
daß derselbe Töpfer, der so ordentliche
Bilder machte, wie z. B. Taf. XII, g, diesel-
ben Typen wenig sinnreich zusammenstellte
wie Taf. XII, 35, oder sie gar zerschnitten
verwendete wie auf Taf. XII, 24 u. 27. Wir
werden deshalb wohl diese guten Darstel-
lungen den Muttertöpfereien, um mich so
auszudrücken, zuweisen müssen, während
die Trierer Ware erst mit den Gefäßen „des
bereits mangelnden Stilgefühls“ beginnt.
Dafür treffen wir bei der zweiten Gruppe
der ihrem Namen nach bekannten Trierer
Töpfer (S. 60 ff.) auf eine Ware, die sich von
der übrigen Sigillata scharf abgrenzt, aber
unter sich schwer zu trennen ist. Bei der
dritten, spätesten Gruppe (S. 75 ff.) erheben
sich freilich wieder dieselben Schwierig-
keiten wie bei der ersten, und hier wird
es auch von der Verfasserin klar ausge-
sprochen, wie nötig gerade für die scharfe
Abgrenzung der Trierer Ware die Erfor-
schung Vichys und anderer noch unbekanter
mittelgallischer Töpfereien ist. Dennoch
aber haben wir, soweit es mit dem bisher
bekannten Material möglich ist, in dem
vorliegenden Buche eine grundlegende
Zusammenfassung der ostgallischen Töpfe-
reien, die durch zahlreiche Tafeln der Bruch-
stücke und Einzeltypen veranschaulicht
werden. Freilich wäre an einigen Stellen
bei der Zeichnung der Bruchstücke eine
größere Genauigkeit erwünscht, daß man
die Einzelteile von hier auf der Typentafel
auch wiedererkennt. Auch sollte der in
der Vorrede angegebene, für die richtige
Benutzung notwendige Grundsatz, Form-
schüsseln durch F kenntlich zu machen,
auch auf den Typentafeln durchgeführt
sein, wo wohl bei einzelnen Bildern das
Zeichen gesetzt ist, während es bei andern
leider fehlt. Dazu wäre bei den Typentafeln
der Trierer Töpfer die Trennung nach den
drei Hauptgruppen des Textes sehr er-
wünscht, auch wenn so einiges hätte wieder-
holt werden müssen. Wäre es außerdem
nicht möglich gewesen, die langen Reihen
von Aufzählungen der zu einer Gruppe
gehörigen Stücke vom Text abzusetzen,
etwa in der Art der vorbildlichen Zusam-
menstellung der Sattoware ? Doch das sind
Äußerlichkeiten, die den Wert des Buches
nicht beeinträchtigen, nur seine Benützung
erleichtern würden. Und eine möglichst
eifrige Benützung des Werkes ist bei allen
weiteren Arbeiten, die sich mit der Sigil-
lata Ostgalliens beschäftigen, dringend zu
empfehlen.
Stuttgart. Karl Hähnle.
Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.
LITERATUR.
9.Römische Keramik in Trier, heraus-
gegeben von der Direktion des Trierer
Provinzialmuseums. I. Die Bilderschüs-
seln der ostgallischen Sigillatamanufak-
turen von E. Fölzer. Bonn 1913.
Als erster Band der römischen Keramik
von Trier ist die langvorbereitete fleißige
Arbeit von E. Fölzer über die ostgal-
lischen Sigillata-Manufakturen erschienen.
Schon der Titel zeigt, daß es nicht möglich
ist von der Trierer Sigillata zu sprechen,
ohne den größeren Kreis der ostgallischen
Töpfereien zu berühren. Denn „die Kette,
die eine Reihe blühender, sich allmählich
systematisch immer weiter nach Germanien
zu verschiebende Töpfereien verbindet“,
ist so eng, daß es hier noch viele Grenz-
fragen gibt, die auch in dem vorliegenden
Buch nur aufgeführt, aber nicht gelöst sind.
Freilich trägt die Verfasserin hieran am
wenigsten die Schuld, sondern es fehlt die
systematische Durchforschung der in Be-
tracht kommenden Töpfererorte. Denn was
jene, von den wenigen Formschüsseln aus-
gehend, für die Herkunft und Entwicklung,
den Stil und die Verbreitung der einzelnen
Töpfereien festgestellt hat, ist eine Leis-
tung, auch wenn man weiß, wieviel sie aus
den Arbeiten von Barthel, Forrer, Knorr u. a.
lernen konnte. Die einzelnen Töpfereien
werden in ihrer zeitlichen Folge behandelt,
die annähernd der geographischen ent-
spricht (vg. die Übersichtskarte). Zum Schluß
gibt die Verfasserin eine gedrängte Zusam-
menfassung ihrer Hauptergebnisse. Im
allgemeinen werden die Schlüsse für die
zeitliche Festlegung der einzelnen Töpfer
mit Recht sehr vorsichtig gezogen. Denn j
in der Gewinnung einer möglichst sicheren
Chronologie liegt ja der Hauptwert dieser ;
Arbeiten, da die spätere barbarische Sigil- ,
lata künstlerisch kaum etwas zu bieten j
vermag, wenn auch an einzelnen Stellen
der Stil dieser Töpfermeister mit etwas
hochgestimmten Worten gerühmt wird. In
eine Einzelbesprechung der verschiedenen j
von derVerfasserin aufgestellten Hypothesen |
und gut durchgeführten Beweisen einzu-
gehen, würde eine besondere Abhandlung
erfordern, die hier nicht am Platze ist. Es
wird ja bei allen weiteren Sigillatafunden,
die mit diesen ostgallischen Töpfereien
Beziehungen haben, nötig sein, auf das grund-
legende Werk hier zurückzukommen. Nur
über den Hauptpunkt der ganzen Publi-
kation, die Trierer Sigillata, möchte ich
einiges bemerken: Auffallend ist die geringe
Anzahl von Formschüsselstücken und von
Stempeln, die auf Formschüsseln, verzierter
und glatter Sigillata gefunden wurden. Für
die Bedeutung der Trierer Sigillatatöpfereien
kommt das wesentlich in Betracht und es
erhebt sich deshalb besonders bei der ersten
Gruppe (vgl. S. 55 ff.) der namenlosen von
Vichy und La Madeleine beeinflußten Töpfer
die Frage, in wieweit die ihnen zugewiesenen
Stücke in Trier selbst hergestellt sind. Denn
gerade durchdachte erzählende Darstellun-
gen fehlen auf Formschüsselfragmenten in
Trier ganz, und es ist wenig wahrscheinlich,
daß derselbe Töpfer, der so ordentliche
Bilder machte, wie z. B. Taf. XII, g, diesel-
ben Typen wenig sinnreich zusammenstellte
wie Taf. XII, 35, oder sie gar zerschnitten
verwendete wie auf Taf. XII, 24 u. 27. Wir
werden deshalb wohl diese guten Darstel-
lungen den Muttertöpfereien, um mich so
auszudrücken, zuweisen müssen, während
die Trierer Ware erst mit den Gefäßen „des
bereits mangelnden Stilgefühls“ beginnt.
Dafür treffen wir bei der zweiten Gruppe
der ihrem Namen nach bekannten Trierer
Töpfer (S. 60 ff.) auf eine Ware, die sich von
der übrigen Sigillata scharf abgrenzt, aber
unter sich schwer zu trennen ist. Bei der
dritten, spätesten Gruppe (S. 75 ff.) erheben
sich freilich wieder dieselben Schwierig-
keiten wie bei der ersten, und hier wird
es auch von der Verfasserin klar ausge-
sprochen, wie nötig gerade für die scharfe
Abgrenzung der Trierer Ware die Erfor-
schung Vichys und anderer noch unbekanter
mittelgallischer Töpfereien ist. Dennoch
aber haben wir, soweit es mit dem bisher
bekannten Material möglich ist, in dem
vorliegenden Buche eine grundlegende
Zusammenfassung der ostgallischen Töpfe-
reien, die durch zahlreiche Tafeln der Bruch-
stücke und Einzeltypen veranschaulicht
werden. Freilich wäre an einigen Stellen
bei der Zeichnung der Bruchstücke eine
größere Genauigkeit erwünscht, daß man
die Einzelteile von hier auf der Typentafel
auch wiedererkennt. Auch sollte der in
der Vorrede angegebene, für die richtige
Benutzung notwendige Grundsatz, Form-
schüsseln durch F kenntlich zu machen,
auch auf den Typentafeln durchgeführt
sein, wo wohl bei einzelnen Bildern das
Zeichen gesetzt ist, während es bei andern
leider fehlt. Dazu wäre bei den Typentafeln
der Trierer Töpfer die Trennung nach den
drei Hauptgruppen des Textes sehr er-
wünscht, auch wenn so einiges hätte wieder-
holt werden müssen. Wäre es außerdem
nicht möglich gewesen, die langen Reihen
von Aufzählungen der zu einer Gruppe
gehörigen Stücke vom Text abzusetzen,
etwa in der Art der vorbildlichen Zusam-
menstellung der Sattoware ? Doch das sind
Äußerlichkeiten, die den Wert des Buches
nicht beeinträchtigen, nur seine Benützung
erleichtern würden. Und eine möglichst
eifrige Benützung des Werkes ist bei allen
weiteren Arbeiten, die sich mit der Sigil-
lata Ostgalliens beschäftigen, dringend zu
empfehlen.
Stuttgart. Karl Hähnle.
Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.