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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 7.1914

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Kramer, Karl: Eberstadt (Kreis Gießen), Spät-Latène-Siedelung
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Steiner, Paul: Trier, neue römische Mosaiken und Fresken
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https://doi.org/10.11588/diglit.25477#0056

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40

Ein Versuchsgraben zeigte, daß die Tenne sich unter der Hohle hinwegzog
und zwar 25 m nördlich und etwa 20 m südlich des Weges.

Außer kleinen, vereinzelten Scherben zeigten sich in der schwarzen
Schicht keinerlei Funde. Leider mußte von einer weiteren Aufdeckung der
großen Anlage abgesehen werden, so daß eine Bestimmung, wozu die Tenne
gedient hat, nicht angängig war.

Beim weiteren Verschleifen der Hohle stieß man 8 m nordöstlich von
Grube 3 auf Grube 8. Die Grube war rund, hatte einen Durchmesser von
1,80 m bei einer Tiefe von 60 cm. In der südlichen Hälfte lagen drei in-
einandergesetzte Gefäße, Boden nach oben. Beim großen Gefäß hatte der
Pflug den Boden größtenteils zerstört.

Gefäß a (Abb. 21,4) in Form einer großen schwarzen Schüssel mit leicht ein-
gezogenem Rande, unverziert, ist 21 cm hoch, Durchm. am Rande 36 cm, am Boden 21 cm.

Gefäß b (Abb. 21, 5). Schwarze kleinere Schüssel (wie a geformt), Höhe 13,5 cm,
Durchmesser 20,5 cm, Boden 10,5 cm.

Gefäß c (Abb. 21,6). Form wie a und b, rötliche Farbe, kleine 1 cm hohe Stand-
fläche. Höhe 10,5 cm, Durchm. 22 cm, Durchm. der Standfläche 11 cm.

In der Grube standen noch zerstreut drei Gefäße d, e, f.

Gefäß d (Abb. 21,7). Oberteil eines tonnenartigen Gefäßes, dessen Außenseite
(anscheinend Ton Frauenhand) oben mit Fingernägeleindrücken und darunter mit zwei
Bändern Fingerspitzentupfen verziert ist. Zwischen den Bändern liegen unregelmäßige
kleinere Eindrücke. Die Dicke des Randes, der auf seiner Oberseite Fingerspitzen-
eindrücke zeigt, beträgt 1 cm. Der Oberteil ist noch 20 cm hoch. Oberer Durchm. 22
cm, unterer 25 cm. Das Gefäß lag in einer Entfernung von 95 cm in N.W.-Richtung
von den drei übereinandergestülpten Gefäßen a, b, c.

Gefäß e (Abb. 21,8). Kumpenartiges, plumpes Gefäß von rötlich brauner
Farbe. Die Außenseite ist mit vertikalen unregelmäßigen Fingerstrichen versehen. Der
1 cm starke Rand ist mit Fingereindrücken geziert. Randdurchmesser 11,5 cm, Höhe
14 cm, Standfläche 10 cm. Das Gefäß lehnt sich in S.S.W. an die Gefäße a, b, c an.

Gefäß f (Abb. 21,9). Schlanke Urne mit fast senkrechtem 2cm hohem Rande,
16 cm hoch, Durchmesser der Standfläche 8 cm, größter Umfang 46 cm ist rötlichbraun
gefärbt. Auf der Außenseite sind in gefälligen Mustern Verzierungen durch Fingernägel-
eindrücke, die ehemals mit weißer Paste gefüllt waren, hergestellt. Form und Dekor
sind bisher hier noch nicht beobachtet worden. Zwischen Rand und Schulter des Gefäßes
läuft eine flache 4 mm breite Rille. Metallbeigaben wurden nicht gefunden. Die Gruben
1 bis 8 (außer 3) liegen in Flur 8 Gewann „Atzentalgrund“, 3 und 8 „am Bäumchen“.

Gießen. Kramer.

Trier. Neue römische Mosaiken und Fresken.

24. Ausgrabungen des Provinzialmuseums in Trier haben Ende des ver-
gangenen Jahres hinter der Basilika ein großes, palastartiges Bauwerk auf-
gedeckt, das einen großen Teil des heutigen Constantinsplatzes bedeckt und
sich noch unter die angrenzenden Straßen und unter die Basilika hinzieht.
Schon bei früheren Ausschachtungen, zuletzt bei der Kanalisation angeschnitten,
hatte es durch Marmor- und Freskenreste und durch mehrere Mosaikböden
erkennen lassen, daß es zu den vornehmsten Privatbauten römischer Patrizier
gehören müsse. Man hat bisher angenommen, daß es bei Anlage der Basilika
habe fallen müssen, jedoch ließen jetzt sorgfältige Beobachtungen erkennen,
daß es damals schon einige Zeit Ruine gewesen sein muß. Es breitet sich
nämlich hinter der Apsis der Basilika, zu dieser gehörig, eine dicke Kalk-
schicht aus, die die gesamten Mauerzüge des erwähnten Palais überdeckt,
und zwar so, daß sie manchmal direkt auf dem abgerissenen Mauerwerk
aufliegt, manchmal aber dazwischen einen mehr oder weniger großen, mit
Schutt und Humuserde angefüllten Raum erkennen läßt.

Das Gebäude hat mehrere Umbauten erfahren, deren erster ohne Rück-
sicht auf das Repräsentative der ursprünglichen Räume einen offensichtlichen
Zweckbau mit einschränkender Raumausnützung schuf. Bei dieser Gelegenheit
 
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