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Taschenbügel und ausserdem Stahl und Stein (über deren Lage leider nichts gesagt
ist). Die Auffindung der Münzen „un peu au dessous du fermoir“ bezeugt das
Vorhandensein der an diesem befestigten Tasche. — Wenn anderwärts der Feuer-
stein gelegentlich am Taschenbügel angerostet war, so hat er eben in der Tasche
gesteckt; das Fehlen des Stahles in einem solchen Fall berechtigt zu keinerlei.
Schlüssen: der Franke hatte genug Eisengegenstände in seiner Ausrüstung, um
auch ohne besonderen Feuerstahl Feuer schlagen zu können.
Wiesbaden. E. Brenner.
Palas.
15_ Der älteste sprachliche Beleg für den ‘Pfahl’ (oben S. I ff.), den bereits-
Zeuss, Die Deutschen S. 311 f. unbedenklich hierher stellte, liefert Ammianus 18,
2, 15 z. J. 3S9 in dem Namen einer regio östlich vom Schwarzwald, cui Capellatii
vel Palas nomen est, ubi terminales lapides Alamannorum et Burgundiorum con-
finia distinguebant. Fabricius nahm wohl an der Endung Anstoß und hat ihn des-
halb nicht erwähnt. Daß Palas hier für Palos steht, habe ich in anderm Zusam-
menhänge in der Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung 31 (1892)8. 301 angemerkt:
das -as entspricht schon einem vulgärlateinischen Sprachgebrauche, der sich in
den latinisierten merovingischen und karolingischen Ortsnamen fortsetzt (vgl. aus-
Ammian. noch 18, 7, 10 castra duo Barzalo et Claudias, 14, 9, 8 Crateras). Auch
für den Plural der Maskulina ist -as die geläufige normale Endung. Mit den ‘Pfählen’
zwischen Alamannen und Burgunden ist sicherlich der alte Limes gemeint, der
im 4. Jahrhundert wohl in seinem ganzen Laufe von der Maingegend bis Lorch
die Grenze zwischen beiden Stämmen bildete. Zu Grunde liegt zunächst also doch
wohl der Plural, die althochd. Glossen (vallos-phala, Ahd. Gl. II. 685, 67. 726, 26)
bringen darüber keine Entscheidung, nur über die forterbende Festigkeit des Sprach-
gebrauches; ihre Vorlage ist nach Fasbender um 800 in einem oberschwäbischen
Kloster angefertigt. Das Wort wurde von den gegen den Grenzwall vordringenden
Germanen zweifellos früh übernommen, weitergeführt und verallgemeinert. Keines-
falls aber erlauben die Sprachgesetze eine Kombination mit lat. vallum; gram-
matisch ist eine andere Erklärung als die von Fabricius verteidigte nicht haltbar.
Bei Ammianus könnte schon eine germanische Bezeichnung vorliegen, wenn das
sicher romanische Capellatii dasselbe bedeutet. Dieses kann wohl nur von lat.
capellare ‘abhauen, abschneiden’ (von capulus ‘truncus’) vgl. altfranz. chapeler,.
mittellat. capellatio etc.) abgeleitet sein.
Straßburg i. E. R. Henning.
NEUE FUNDE.
Kempten. Ausgrabungen auf dem Lindenberge 1913.
16. Untersucht wurde das Gebiet am Nordwestende der Forumstraße Cam-
bodunums nördlich von dem 1909 ausgegrabenen Doppelhause. Ein schräg
zur Straßenaxe gestelltes großes Haus von rund 52 m Tiefe bei fast 20 m
Front, an dessen Nordostseite in einigem Abstande eine Straßenabzweigung
durch eine heute noch vorhandene Terrainmulde in Nordwestrichtung offen-
bar zur Illertalsohle absteigt, schließt hier die Forumstraße ab. Weitere Einzel-
heiten des Straßennetzes an der Nordwestecke der römischen Stadt können
erst durch Fortsetzung der Untersuchungen in diesem Gebiet geklärt werden.
Im Bereich der Grabungen des Jahres 1913 wurden wiederum Reste früher
Holzhäuser offenbar mäßiger Größe unter den Steinbauten nachgewiesen.
Aus den hier nicht durch Brand zugrunde gegangenen Holzhäusern ließ sich
ansehnliches keramisches Material für die Frühzeit Cambodunums gewinnen.
Wieder fehlen arretinische Sigillaten augusteischer Zeit, die Fundmasse ergab
nur «jungarretinisches» oberitalisches Fabrikat und frühe südgallische Sigillata.
Sehr bald nach der Errichtung der Holzhäuser wurde das Areal unter
teilweiser Überhöhung des Bauhorizontes durch ein großes Steinhaus (etwa
Taschenbügel und ausserdem Stahl und Stein (über deren Lage leider nichts gesagt
ist). Die Auffindung der Münzen „un peu au dessous du fermoir“ bezeugt das
Vorhandensein der an diesem befestigten Tasche. — Wenn anderwärts der Feuer-
stein gelegentlich am Taschenbügel angerostet war, so hat er eben in der Tasche
gesteckt; das Fehlen des Stahles in einem solchen Fall berechtigt zu keinerlei.
Schlüssen: der Franke hatte genug Eisengegenstände in seiner Ausrüstung, um
auch ohne besonderen Feuerstahl Feuer schlagen zu können.
Wiesbaden. E. Brenner.
Palas.
15_ Der älteste sprachliche Beleg für den ‘Pfahl’ (oben S. I ff.), den bereits-
Zeuss, Die Deutschen S. 311 f. unbedenklich hierher stellte, liefert Ammianus 18,
2, 15 z. J. 3S9 in dem Namen einer regio östlich vom Schwarzwald, cui Capellatii
vel Palas nomen est, ubi terminales lapides Alamannorum et Burgundiorum con-
finia distinguebant. Fabricius nahm wohl an der Endung Anstoß und hat ihn des-
halb nicht erwähnt. Daß Palas hier für Palos steht, habe ich in anderm Zusam-
menhänge in der Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung 31 (1892)8. 301 angemerkt:
das -as entspricht schon einem vulgärlateinischen Sprachgebrauche, der sich in
den latinisierten merovingischen und karolingischen Ortsnamen fortsetzt (vgl. aus-
Ammian. noch 18, 7, 10 castra duo Barzalo et Claudias, 14, 9, 8 Crateras). Auch
für den Plural der Maskulina ist -as die geläufige normale Endung. Mit den ‘Pfählen’
zwischen Alamannen und Burgunden ist sicherlich der alte Limes gemeint, der
im 4. Jahrhundert wohl in seinem ganzen Laufe von der Maingegend bis Lorch
die Grenze zwischen beiden Stämmen bildete. Zu Grunde liegt zunächst also doch
wohl der Plural, die althochd. Glossen (vallos-phala, Ahd. Gl. II. 685, 67. 726, 26)
bringen darüber keine Entscheidung, nur über die forterbende Festigkeit des Sprach-
gebrauches; ihre Vorlage ist nach Fasbender um 800 in einem oberschwäbischen
Kloster angefertigt. Das Wort wurde von den gegen den Grenzwall vordringenden
Germanen zweifellos früh übernommen, weitergeführt und verallgemeinert. Keines-
falls aber erlauben die Sprachgesetze eine Kombination mit lat. vallum; gram-
matisch ist eine andere Erklärung als die von Fabricius verteidigte nicht haltbar.
Bei Ammianus könnte schon eine germanische Bezeichnung vorliegen, wenn das
sicher romanische Capellatii dasselbe bedeutet. Dieses kann wohl nur von lat.
capellare ‘abhauen, abschneiden’ (von capulus ‘truncus’) vgl. altfranz. chapeler,.
mittellat. capellatio etc.) abgeleitet sein.
Straßburg i. E. R. Henning.
NEUE FUNDE.
Kempten. Ausgrabungen auf dem Lindenberge 1913.
16. Untersucht wurde das Gebiet am Nordwestende der Forumstraße Cam-
bodunums nördlich von dem 1909 ausgegrabenen Doppelhause. Ein schräg
zur Straßenaxe gestelltes großes Haus von rund 52 m Tiefe bei fast 20 m
Front, an dessen Nordostseite in einigem Abstande eine Straßenabzweigung
durch eine heute noch vorhandene Terrainmulde in Nordwestrichtung offen-
bar zur Illertalsohle absteigt, schließt hier die Forumstraße ab. Weitere Einzel-
heiten des Straßennetzes an der Nordwestecke der römischen Stadt können
erst durch Fortsetzung der Untersuchungen in diesem Gebiet geklärt werden.
Im Bereich der Grabungen des Jahres 1913 wurden wiederum Reste früher
Holzhäuser offenbar mäßiger Größe unter den Steinbauten nachgewiesen.
Aus den hier nicht durch Brand zugrunde gegangenen Holzhäusern ließ sich
ansehnliches keramisches Material für die Frühzeit Cambodunums gewinnen.
Wieder fehlen arretinische Sigillaten augusteischer Zeit, die Fundmasse ergab
nur «jungarretinisches» oberitalisches Fabrikat und frühe südgallische Sigillata.
Sehr bald nach der Errichtung der Holzhäuser wurde das Areal unter
teilweiser Überhöhung des Bauhorizontes durch ein großes Steinhaus (etwa