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Ein thrakischer Reitergrabstein.
22. Im Bulletin de Correspondence hellenique 1913 S. 119 veröffentlichen
Ch. Avezou und Ch. Picard einen griechischen Reitergrabstein, der in Abdera ge-
funden und für die Geschichte der rheinischen Provinzialkunst wichtig ist (Abb. 20).
Daß der Typus der römischen Reitersteine der griechischen Kunst entstammt,
konnte immer als ausgemacht gelten, doch hielt es schwer, die unmittelbaren
Vorbilder dafür aufzuzeigen. In der griechischen Kunst hatte der Typus im
Grabstein des Dexileos die
klassische Lösung gefunden;
aber von diesem Werk, das
für echt attisch gelten mußte,
führte keine Verbindung nach
den Rheinlanden. Der thra-
kische Stein stellt nun die
gesuchte Verbindung her,
denn er steht genau in der
Mitte zwischen dem Dexileos-
denkmal und unsern Reiter-
steinen. Mit jenem verbin-
det ihn der ideale Stil des
galoppierenden Rosses und
des flatternden Mantels, mit
diesen die ausführlich ange-
gebene Bewaffnung und der
Knappe hinter dem Roß.
Immer hat man von der
Wanderung der Typen der
provinzialrömischen Grab-
kunst das Donautal aufwärts
gesprochen; Vielerlei ließ sich
nachweisen, was die rheini-
schen Muster mit kleinasi-
atischer Kunst verbindet. Der
thrakische Reiterstein zeigt
nun, daß auch der Reiter-
typus aus Nordgriechenland
zu uns gelangt ist. Das neugefundene Exemplar ist ein handwerksmäßiger
Spätling der nordionischen Kunstschule, die geführt von einem Meister wie
Paionios von Mende, ihre Blüte im fünften und vierten Jahrhundert, eine erste
Nachblüte in der pergamenischen Kunst und, wie an anderer Stelle bald
nachgewiesen werden soll, ihr Zentrum wahrscheinlich in Kyzikos gehabt hat.
Dieser Schule gehört wie der Stein der Hegeso, des Aristonautes u. a. auch
das Denkmal des Dexileos an; es reiht sich mit seiner Kampfdarstellung an
die Kampfgruppen von Xanthos, Phigalia, Trysa usw. Von ihm, d. h. aus
-1.25
Abb. 20.
Reitergrabstein aus Abdera (nach Bull, de
Hell. 1913 S. 119).
„Wendelring“ hier bei Hanau gefunden sei, von dem eine Nachbildung (es ist das nur
ein Gyps-Abguß!) im R.-G. Zentralmuseum in Mainz sich befinde. — Dieser Kranz (vom
Typus 2) befindet sich allerdings hier in Hanau in der Privatsammlung des Herrn Geh.
Sanitätsrat Dr. Eisenach, er ist aber nicht in der Gegend von Hanau, sondern Anfang
der 90er Jahre bei Bendorf a. Rhein gefunden, wo ihn damals Hr. Dr. Eisenach für
sich erwerben konnte. — Wie schon bemerkt, ist der im Jahre 1912 bei Windecken
gefundene Kranz der erste Fund dieser Art in hiesiger Gegend; auch das Frank-
furter Historische Museum besitzt noch kein Exemplar.
Ein thrakischer Reitergrabstein.
22. Im Bulletin de Correspondence hellenique 1913 S. 119 veröffentlichen
Ch. Avezou und Ch. Picard einen griechischen Reitergrabstein, der in Abdera ge-
funden und für die Geschichte der rheinischen Provinzialkunst wichtig ist (Abb. 20).
Daß der Typus der römischen Reitersteine der griechischen Kunst entstammt,
konnte immer als ausgemacht gelten, doch hielt es schwer, die unmittelbaren
Vorbilder dafür aufzuzeigen. In der griechischen Kunst hatte der Typus im
Grabstein des Dexileos die
klassische Lösung gefunden;
aber von diesem Werk, das
für echt attisch gelten mußte,
führte keine Verbindung nach
den Rheinlanden. Der thra-
kische Stein stellt nun die
gesuchte Verbindung her,
denn er steht genau in der
Mitte zwischen dem Dexileos-
denkmal und unsern Reiter-
steinen. Mit jenem verbin-
det ihn der ideale Stil des
galoppierenden Rosses und
des flatternden Mantels, mit
diesen die ausführlich ange-
gebene Bewaffnung und der
Knappe hinter dem Roß.
Immer hat man von der
Wanderung der Typen der
provinzialrömischen Grab-
kunst das Donautal aufwärts
gesprochen; Vielerlei ließ sich
nachweisen, was die rheini-
schen Muster mit kleinasi-
atischer Kunst verbindet. Der
thrakische Reiterstein zeigt
nun, daß auch der Reiter-
typus aus Nordgriechenland
zu uns gelangt ist. Das neugefundene Exemplar ist ein handwerksmäßiger
Spätling der nordionischen Kunstschule, die geführt von einem Meister wie
Paionios von Mende, ihre Blüte im fünften und vierten Jahrhundert, eine erste
Nachblüte in der pergamenischen Kunst und, wie an anderer Stelle bald
nachgewiesen werden soll, ihr Zentrum wahrscheinlich in Kyzikos gehabt hat.
Dieser Schule gehört wie der Stein der Hegeso, des Aristonautes u. a. auch
das Denkmal des Dexileos an; es reiht sich mit seiner Kampfdarstellung an
die Kampfgruppen von Xanthos, Phigalia, Trysa usw. Von ihm, d. h. aus
-1.25
Abb. 20.
Reitergrabstein aus Abdera (nach Bull, de
Hell. 1913 S. 119).
„Wendelring“ hier bei Hanau gefunden sei, von dem eine Nachbildung (es ist das nur
ein Gyps-Abguß!) im R.-G. Zentralmuseum in Mainz sich befinde. — Dieser Kranz (vom
Typus 2) befindet sich allerdings hier in Hanau in der Privatsammlung des Herrn Geh.
Sanitätsrat Dr. Eisenach, er ist aber nicht in der Gegend von Hanau, sondern Anfang
der 90er Jahre bei Bendorf a. Rhein gefunden, wo ihn damals Hr. Dr. Eisenach für
sich erwerben konnte. — Wie schon bemerkt, ist der im Jahre 1912 bei Windecken
gefundene Kranz der erste Fund dieser Art in hiesiger Gegend; auch das Frank-
furter Historische Museum besitzt noch kein Exemplar.