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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 7.1914

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Nr. 2 (März u. April)
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Reinecke, Paul: Neue Grabungen im Kastell Eining
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Wenz, Sebastian: Zu einem Trierer Zaubernagel
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https://doi.org/10.11588/diglit.25477#0037

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21

Mauern einer solchen Anlage in den Graben gestürzt sind oder aber es sich
um einen Holzbau handelte. Dagegen spricht jedoch wieder, daß auf der (ehe-
dem allerdings unter dem Pfluge befindlichen) Oberfläche der östlichen Auf-
schüttung bisher eine spätrömische Kulturschicht sich nicht feststellen ließ.

Das spätrömische Kastell traf dann eine Brandkatastrophe, wie in den
Schichtungen des Nordvorbaues zu erkennen war. Der Boden in diesem
Vorbau wurde nochmals durch eine Juraaufschüttung etwas überhöht. Der
spätrömische Graben war damals, wenigstens auf der Nordseite, teilweise
schon (mit stark humösem, kaum ältere Einschlüsse und nur etwas Stein-
und Ziegelschutt enthaltendem Material) eingefüllt, es blieb nur noch eine
seichte Grabenmulde offen.

Eine nochmalige, im Nordvorbau konstatierte Brandkatastrophe, bei der
beispielsweise der Turm dieses Vorbaues nach außen abgestürzt ist, entspricht
dem Ende des spätrömischen Kastells, in dem danach drei Perioden zu
unterscheiden wären. Die seichte Grabenmulde, auf deren Sohle Holzbrand-
reste und spätkaiserzeitliche Scherben prähistorischer Technik (spätrömisch-
germanische Ware)10) gefunden wurden, füllte sich in der Folge vollkommen
mit humösem, wenig Schutt enthaltendem Material. Später verebnete der Pflug
den Boden noch mehr, allerdings blieb das Areal des spätrömischen Kastells
großenteils bis zur Ausgrabung als starke, kräftig geböschte Erhebung erhalten.

MISZELLEN.

Zu einem Trierer Zaubernagel.

11. Im Provinzialmuseum Trier befindet sich seit langem unter Inv.Nr. P. M. 231 ein
unscheinbarer und kaum beachteter Fund aus der Römerzeit, der als monumentales
Dokument uns literarisch bekannter Vorstellungen wichtig genug scheint veröffentlicht

zu werden. Es ist ein Nagel und zwar aus Bronze (Abb. 9,1).
Er mißt in der Länge 10,5 cm und hat vier Flächen, deren
größte Breite 0,4 cm beträgt. Der Kopf ist unten flach,
oben wenig gewölbt, Durchmesser 1,8 cm. Dieser Nagel war
durch den Körper eines Tieres getrieben, dessen Schädel
noch heute unter dem Nagelkopfe feststeckt. Nach der
Untersuchung von Fachleuten stammt er von einem Wiesel1).
Gefunden wurde das Stück in llise bei Cömmern in der
Eifel und zusammen mit anderen römischen Funden in
dieser Gegend von Hermann Wolff im Jahre 1877 dem
Museum verkauft. Ein Zweifel an seinem römischen Ur-
sprung ist nicht zu begründen.

Bronzene Nägel dieser Form spielten bei Römern und
Griechen in magischen Handlungen eine große Rolle. Ich
verweise auf die Zaubernägel aus Pergamon2), die Gräber-
nägel und die anderen magischen Nägel, deren letzte
Zusammenstellung und beste Besprechung immer noch bei
0. Jahn3) zu suchen ist. Die Väerseitigkeit der Nägel,
besonders derer mit magischen Zeichen4), hat Wünsch auf
Verwandtschaft mit den ägyptischen Obelisken zurückführen
wollen, doch könnte der Zaubernagel auch vielleicht deshalb in diesem Typus vertreten

10) Solche Ware ist früher auch im Keller des jüngeren Fahnenheiligtums des großen
Steinkastells gefunden.

M Nicht ganz ausgeschlossen soll sein, daß es ein Mäuseskelett ist.

2) Wünsch, Antikes Zaubergerät aus Pergamon Tafel III Fig. 10, 11 u. S. 15 u. 43 f.

3) Über den Aberglauben des bösen Blicks bei den Alten. Sitzungsb. d. Leipz. Akad.

d. Wiss. 1855 S. 106 ff. — Weitere Literatur bei Wünsch a. a. O. S. 43. — 4) a. a. 0. S. 44.

Abb. 9. Bronze-Nägel
des Trier. Provinzialmuseums.
 
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