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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 7.1914

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Nr. 2 (März u. April)
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Reinecke, Paul: Kempten: Ausgrabungen auf dem Lindenberge 1913
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Rheingönheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.25477#0046

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lO —

Die Brandkatastrophe, die danach unter Vespasian erfolgt ist, führte
zur Aufgabe des Bades; jedenfalls hat sich die Niederlegung der Mauern
und die Schutteinfüllung aller Räume unmittelbar an den Brand angeschlossen.
Einige der Mauern wurden teilweise niedergelegt, andere gänzlich ausgebrochen ;
ebenso beseitigte man im Caldarium und Tepidarium den Fußboden bis auf
wenige Reste. Die Räume wurden mit dem eigenen Bauschutt eingefüllt,
dem stellenweise jedoch Tierknochen beigemengt sind.

Auf diesem neuen Bauhorizont errichtete man unter Benützung der alten
Umfassungsmauern und Beibehaltung des Südladens einen neuen Bau, dessen
Straßenseite eine schräg streichende, auf der Südseite (entgegen der ursprüng-
lichen Anlage) fast 2 m einspringende Schwellmauer mit einem etwa 2 m
breiten Portikus davor abschloß. Hinter dem Laden folgten einzelne Wohn-
räume mit Holzwänden, dahinter und daneben offene Hofräume. Zwischen
zwei Estrichen dieser zweiten Periode des Steinhauses fand sich u. a. eine
spätsüdgallische Sigillataschüssel Dr. 37 mit «barbarischer» Dekoration (Knorr).

In einer dritten Bauperiode wurde das Niveau nochmals etwas überhöht,
zugleich zerlegte man das Gesamtareal durch zwei Teilmauern in zwei bezw.
drei Einzelparzellen. Die Portikuspfeiler erhielten neue Sandsteinauflagen,
ebenso erhöhte man die Schwellmauer der Läden etwas. Ein neuer Nord-
laden, in dem wieder die Unterlage einer Mittelstütze nicht fehlt, wurde
durch Einschiebung neuer Mauern eingerichtet. An den Südladen schlossen
sich zwei kleine Wohnräume mit Steinmauern an. Funde dieser Periode
(durchschnittlich mit Rheinzaberner Sigillaten) waren spärlich, da die Schichten
wegen des Gefälles nach Nordwesten teilweise schon beseitigt sind. Auf
einem zugehörigen Straßenkörper fanden sich im Schutt Fragmente von
Bilderschüsseln Rheinzaberner Stiles. Fundstücke, welche wesentlich jünger
als der Anfang des III. Jahrhunderts wären, blieben vollständig aus.

München. Reinecke.

17. Rheingönheim (Pfalz). Frührömisches !
Erdkastell. Durch das historische Museum j
der Pfalz wurde im Oktober 1912 die Unter-
suchung des zwischen Rheingönheim j
und Altrip bei der Frey'sehen Zie-
gelei neuentdeckten frührömischen
Erdkastells wesentlich gefördert. Be-
reits 1912 ward der Grundriß des bedeu-
tenden Lagers festgestellt. Die Grund-
fläche übertrifft mit 200/250 m die der
Saalburg. Für die Datierung ergab bereits
die erste Grabung wertvolle Aufschlüsse:
Die Gründung erfolgte unter Kaiser Clau-
dius (51 — 54 n. Chr.) und infolge Verlegung
der Truppen auf die rechte Rheinseite
nach Ladenburg wurde das Kastell im J. 74
aufgegeben.

Bei dem beschleunigten Tempo der
Baggerarbeiten war eine systematische
Untersuchung der Z i v i 1 n i e d e r 1 a ssun g
nicht möglich. Unter dem reichen Fund-
material ist bemerkenswert ein Medaillon
aus blauem Glas mit dem Bildnis des Drusus
und seiner drei Kinder in Bronzefassung.
Ein Weinfaß aus Holz ist bereits von Dr.
Fr. Bassermann-Jordan im 1. Bericht des
Histor. Museums der Pfalz veröffentlicht :
und abgebildet. Es diente als Verschalung |
eines Ziehbrunnens. In dem Spundloch stak
noch der Holzspund. Von den Dauben sind

drei mit den Stempeln des Fabrikanten
versehen. Ein zweites Faß ist durch den
Bagger nahezu vollständig zerstört, ein
drittes, das bei einem Durchmesser von r m
2 m hoch war, konnte geborgen werden.
Auch hier waren der Holzspund und auch
Reste der Holzreifen noch vorhanden. Auf
den Dauben fanden sich 13 Stempel ein-
gebrannt und zwar 7 mal der Name PER-
PETVVS, 2 mal der Name P1GILLVS, 1 mal
der Name VENVSSVS, 2 mal der Name
COBNERTVS und 1 mal der Stempel R. S.
Dem Namen COBNERTVS begegnen wir
auch unter den frühesten Rheinzaberner
Töpfern, doch hat der Töpfer 100 Jahre
später gearbeitet als der gleichnamige Faß-
fabrikant Von Tongefäßen sind nahezu
50 Stück zusammengesetzt und wiederher-
gestellt, darunter eine elegant geformte
Amphore von 80 cm Höhe, zahlreiche Urnen,
Krüge, Schmelztiegel usw. Die Terra sigil-
lata-Gefäße sind zum größten Teil aus Süd-
frankreich (la Graufesenque) importiert; nur
ein Schälchen stammt aus einer italischen
Fabrik : das erste italische Sigillatagefäß aus
der Rheinpfalz. Die Münzfunde (130 Stück)
bestätigen ebenso wie die übrigen Funde
die oben gegebene Datierung des Kastells.
Von Fibeln liegen bereits über 70 Exemplare
vor. An Waffen fanden sich Lanzen- und
 
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