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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 7.1914

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Nr. 4
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Engel, Franz Joseph: Pan(n)a conmunis
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.25477#0075

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59

war. Sgraffiti wie pann(am) [. . . .]ectis d(ono) d(at) oder vesstigiatorum auf Bilder-
schüsseln haben schon bisher die Annahme begründet, daß manche derartige Ge-
fässe von ganzen Kollegien oder Truppeneinheiten besessen oder ihnen von ein-
zelnen gewidmet worden sind (siehe W. Barthel a. a. O. Seite 156 f.). Bei unserer
Schüssel handelt es sich wohl um eine Truppenabteilung. Nach Beispielen wie
c(enturia) Leubacci(i), c(enturia) Aviti, c(enturia) Can(didi) ebendort S. 107 und 156
oder turma Cres[centis\ t(urma) Sextini (Sammelblatt des histor. Vereins Ingolstadt
XXX 1911 Taf. 6) und ähnlichen Analogien wird der Sgraffito etwa gelautet haben:
[fcenturiae fP]upi pan(n)a conmunis.

Fr. Drexel, der das hiesige Museum vor kurzem besichtigte, hatte die Güte
mir folgendes Parallelmaterial mitzuteilen, das die Richtigkeit dieser Deutung
wohl ausser Zweifel stellt: PANNA PVBLICA IOVIANA steht „außen auf dem
Boden einer großen flachen Schale mit eingepreßten Bildchen“ als Sgraffito, im
Museum zu Wels, vgl. Mitteilungen der k. k. Zentralkommission 1903 S. 265.
Ein neuer Sgraffito aus Cannstatt (Mus. Stuttgart) heißt rRINI PVBIC/^ und steht
auf dem glatten Rande einer Heiligenberger Sigillataschüssel Drgd. 37 (des Forrer-
schen F-Meisters?). Der Neckarburkener Sgraffito | T AVDACIS PVBLICA (ORL
Nr. 53: Neckarburken Taf. III Fig. 14 und Seite 25) heißt nach Drexels richtiger
Lesung t(urmae), nicht T(iti) Audacis publica. In Haltern, Westfäl. Mitteilungen
V S. 312 Nr. 12—16) erscheint als Sgraffito COM, COMM, COMMNV, letzteres
nach Drexel vielleicht eher aus communi(s) verschrieben als, wie dort vorgeschlagen
wird, comm(a)nu(pularium) zu lesen. Im Museum zu Athen sah Drexel auf schwarz-
gefirnißten Schalenböden die Sgraffiti KOINA AEMOHIA, beide auch in Abkür-
zungen : in der Hauptsache immer wieder der gleiche Begriff, der gewiß auch in
unserm Sgraffito von Boiodurum zum Ausdrucke kommt.

Passau. F. J. Engel.

LITERATUR.

39. M. M. Lienau, Über Megalithgräber
und sonstige Grabformen der Lüne-
burger Gegend. Mit 1 Karte, 30 Tafeln
und 5 Textabbildungen. 42 S. 8°. Würz-
burg, Kabitsch 1914. 5 Mk. (Mannus-

Bibliothek Nr. 13).

Wenn in Besprechungen neuerer Er-
scheinungen auf dem Gebiete der prä-
historischen Literatur vor allzuweitgehenden
chronologischen und ethnographischen
Folgerungen aufgrund einer noch unvoll-
ständigen Fundstatistik gewarnt wird, so
stellen die, welche es mit dieser Wissen-
schaft gut meinen — um von extravaganten
Ausfällen Außenstehender, die sich neuer-
dings zu einer vollständigen Leugnung des
Charakters der Prähistorie als einer Wissen-
schaft verstiegen haben, abzusehen —,
immer wieder die Forderung auf, daß,
wer im Gelände sich der praktischen
Forschung widmet, zunächst möglichst
viele gut beglaubigte Funde in Wort und
Bild veröffentlicht, ohne sich auf weit-
gehende Schlüsse in den angedeuteten
Richtungen einzulassen. Wenn sie daran
mehr oder weniger deutlich die Mahnung
knüpfen, solche Schlüsse den dazu berufenen
Vertretern der Wissenscheft zu überlassen,
so wird man ihnen umso überzeugter bei-
stimmen, wenn die Großen sich selbst einer
möglichst großen Vorsicht auf diesem auch

J für sie immerhin noch recht schlüpfrigen
Boden befleißigen. Die Zumutung, auf eine
Erklärung der gemachten Beobachtungen
ganz zu verzichten, geht freilich zu weit.
Hat doch schon mancher mit gutem Blick
und gesundem Menschenverstand aus-
gestatteter Outsider die Wissenschaft in
einer Frage gefördert, an welche ihre
zünftigen Vertreter aus Hochachtung vor
einem scheinbar unverbrüchlichen wissen-
schaftlichen Dogma nicht unbefangen heran-
zutreten wagten. Nur das muß man fordern,
daß die objektiven Feststellungen von den
Vermutungen und Theorien des Verfassers
und seiner Autoritäten so scharf und er-
kennbar getrennt sind, daß der Leser die
einen annehmen kann, ohne sich an die
anderen gebunden zu fühlen. Dieser For-
derung ist in der vorliegenden Arbeit in
genügender Weise Rechnung getragen. Nur
würde man es vorziehen, beide Teile räum-
lich getrennt und in dem ersten Teile die
Feststellungen des Verfassers noch deut-
licher von den Verweisungen auf fremde
Arbeiten geschieden, besonders aber die
auf das eigene Arbeitsgebiet, wie es auf
der Karte dargestellt ist, »das Elbgebiet
der Lüneburger Heide mit den Kreisen
Ülzen Dannenberg, Bleckede, Landkreis
Lüneburg, Winsen a. d. Luhe« bezüglichen
Ausführungen nicht zu oft durch Bezug-
 
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