Römisch-germanisches Korrespondenzblatt
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
Mai u. Juni. Jahrgang VII, 1914. Nr. 3.
Inhalt: 21. Über die Herstellung der Wendelringe. Von W, Bückmann. — 22. B.
Schröder. Ein thrakischer Reitergrabstein. 23. Kramer. Eberstadt. Spät-
Latene-Siedlung. 24. P. Steiner. Trier. Neue römische Mosaiken und Fresken.
— 25. Baldes u. Behrens. Birkenfeld, Sammlung des Ver. f. Altertumskunde
im Fürstentum Birkenfeld (Keune). — 26. 10. Tagung des nordwestd. Alter-
tumsverbandes in Bielefeld. 27. Bayerischer Museumskurs. 28. Das Aus-
grabungsgesetz in Preußen.
Über die Herstellung der Wendelringe.
Von Wilhelm Bückmann, Hanau.
2i, Im November 1912 wurde bei Windecken im Landkreise Hanau (Station
„Heldenbergen-Windecken“ der Bahnlinie. Hanau-Friedberg) ein iür die hiesige
Gegend sehr wichtiger und interessanter Fund gemacht.
Der Landwirt Georg Färber fand auf seinem Gartenfelde, etwa 100 Meter
südlich des Windecker Friedhofes, beim Anlegen einer Grube, in geringer Tiefe
Skelett-Teile, die, bei späterer Untersuchung durch Herrn ITofrat Dr. Hagen,
Direktor des Völkermuseums in Frankfurt a. M., als solche von zwei Frauen ver-
schiedenen Alters bestimmt wurden.
Ein glücklicher Umstand fügte es, daß Prof. Dr. Georg Wolff in Frankfurt
a. M. sogleich von dem Funde Kenntnis erhielt, und sich an Ort und Stelle be-
geben konnte, um die Fundstelle soweit es noch möglich war zu untersuchen und
aufzunehmen sowie die Fundstücke zu sichern1).
Bei dem Skelett der jüngeren Frau, deren Alter zwischen dem 20. und
30. Lebensjahre geschätzt wurde, fanden sich, neben zahlreichen Gefäßscherben,
verschiedene Schmuckgegenstände in Bronze, von denen die meisten sehr gut
erhalten und schön grün patiniert sind (Abb. 14)2) —Diese Sachen befinden sich,
ebenso wie die zugehörigen Schädel- und grösseren Knochenreste beider Skelette,
nebst den dabei gefundenen Scherben im Museum des Hanauer Geschichtsvereins
(in Hanau).
Das schönste und wichtigste Stück dieses Fundes ist der, in der Mitte ab-
gebildete, elegant und exakt gearbeitete sogen. „Wendelring“ oder „Toten-
kranz“ (Durchmesser 16 cm, innen gemessen!); es ist das erste Exemplar dieser
Art von Kränzen, das (soweit bekannt) in hiesiger Gegend bisher gefunden und
dem Hanauer Museum überwiesen wurde.
Neben dem allgemeinen wissenschaftlichen Interesse, das dieser seltene und
wertvolle Fund erregte, wurde ich als ein in den Edelmetall-Gewerben aufge-
wachsener Fachmann, durch die hübsche Arbeit angeregt, über die technische
Herstellungsweise dieses Kranzes, zu dessen Anfertigung ein nicht geringes Maß
von Kunstfertigkeit gehört hat, nachzudenken.
Ich hatte derartige oder ähnliche Kränze wohl schon vor längeren Jahren
in anderen größeren Museen (unter Glas) gesehen, aber noch nie einen solchen
!) Vgl. G. Wolff, Die südl. Wetterau in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, S. 93. H.
Frankfurt a. M. In Kommission bei L. Ravenstein. 1913.
2) Aus Ilendschels Luginsland, Heft 41: Frankfurt a. M. und seine Umgebung in
vor- und frühgeschichtlicher Zeit, von G. Wolff, 1913, S. 46. Der Bildstock wurde in
dankenswerter Weise durch die Expedition von Hendschels Telegraph zur Verfügung
gestellt.
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
Mai u. Juni. Jahrgang VII, 1914. Nr. 3.
Inhalt: 21. Über die Herstellung der Wendelringe. Von W, Bückmann. — 22. B.
Schröder. Ein thrakischer Reitergrabstein. 23. Kramer. Eberstadt. Spät-
Latene-Siedlung. 24. P. Steiner. Trier. Neue römische Mosaiken und Fresken.
— 25. Baldes u. Behrens. Birkenfeld, Sammlung des Ver. f. Altertumskunde
im Fürstentum Birkenfeld (Keune). — 26. 10. Tagung des nordwestd. Alter-
tumsverbandes in Bielefeld. 27. Bayerischer Museumskurs. 28. Das Aus-
grabungsgesetz in Preußen.
Über die Herstellung der Wendelringe.
Von Wilhelm Bückmann, Hanau.
2i, Im November 1912 wurde bei Windecken im Landkreise Hanau (Station
„Heldenbergen-Windecken“ der Bahnlinie. Hanau-Friedberg) ein iür die hiesige
Gegend sehr wichtiger und interessanter Fund gemacht.
Der Landwirt Georg Färber fand auf seinem Gartenfelde, etwa 100 Meter
südlich des Windecker Friedhofes, beim Anlegen einer Grube, in geringer Tiefe
Skelett-Teile, die, bei späterer Untersuchung durch Herrn ITofrat Dr. Hagen,
Direktor des Völkermuseums in Frankfurt a. M., als solche von zwei Frauen ver-
schiedenen Alters bestimmt wurden.
Ein glücklicher Umstand fügte es, daß Prof. Dr. Georg Wolff in Frankfurt
a. M. sogleich von dem Funde Kenntnis erhielt, und sich an Ort und Stelle be-
geben konnte, um die Fundstelle soweit es noch möglich war zu untersuchen und
aufzunehmen sowie die Fundstücke zu sichern1).
Bei dem Skelett der jüngeren Frau, deren Alter zwischen dem 20. und
30. Lebensjahre geschätzt wurde, fanden sich, neben zahlreichen Gefäßscherben,
verschiedene Schmuckgegenstände in Bronze, von denen die meisten sehr gut
erhalten und schön grün patiniert sind (Abb. 14)2) —Diese Sachen befinden sich,
ebenso wie die zugehörigen Schädel- und grösseren Knochenreste beider Skelette,
nebst den dabei gefundenen Scherben im Museum des Hanauer Geschichtsvereins
(in Hanau).
Das schönste und wichtigste Stück dieses Fundes ist der, in der Mitte ab-
gebildete, elegant und exakt gearbeitete sogen. „Wendelring“ oder „Toten-
kranz“ (Durchmesser 16 cm, innen gemessen!); es ist das erste Exemplar dieser
Art von Kränzen, das (soweit bekannt) in hiesiger Gegend bisher gefunden und
dem Hanauer Museum überwiesen wurde.
Neben dem allgemeinen wissenschaftlichen Interesse, das dieser seltene und
wertvolle Fund erregte, wurde ich als ein in den Edelmetall-Gewerben aufge-
wachsener Fachmann, durch die hübsche Arbeit angeregt, über die technische
Herstellungsweise dieses Kranzes, zu dessen Anfertigung ein nicht geringes Maß
von Kunstfertigkeit gehört hat, nachzudenken.
Ich hatte derartige oder ähnliche Kränze wohl schon vor längeren Jahren
in anderen größeren Museen (unter Glas) gesehen, aber noch nie einen solchen
!) Vgl. G. Wolff, Die südl. Wetterau in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, S. 93. H.
Frankfurt a. M. In Kommission bei L. Ravenstein. 1913.
2) Aus Ilendschels Luginsland, Heft 41: Frankfurt a. M. und seine Umgebung in
vor- und frühgeschichtlicher Zeit, von G. Wolff, 1913, S. 46. Der Bildstock wurde in
dankenswerter Weise durch die Expedition von Hendschels Telegraph zur Verfügung
gestellt.