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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 7.1914

DOI issue:
Nr. 1 (Jan. u. Febr)
DOI article:
Meier, August: Schalchen am Chiemsee, römischer Meilenstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.25477#0026

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IO

Schälchen am Chiemsee. Römischer Meilenstein.

3. Anlässlich einer Mission der Redemptoristen weilte im Mai d. J. Herr
P. Alois Meier aus Gars am Inn im Chiemgau. Dabei kam er in die Einöde
Schälchen Gm. Gstadt (B.A. Rosenheim) und mit den Bauersleuten plaudernd
bemerkte er, dass ein runder, nur wenig aus der Erde hervorragender sog.
Dengelstein (Stein zum Scharf hämmern der Sensen), den ein niedriges
Mäuerchen mit dem Wohnhaus verband, mit römischen Buchstaben förmlich
bedeckt war. Er hatte keine Zeit, sich näher mit der Sache zu beschäftigen,
teilte mir aber seine Wahrnehmungen mit. Ich begab mich alsbald — am
21. Mai — an Ort und Stelle und veranlasste, da ich in der ersten Zeile den
Anfang einer Severus-Inschrift las, die Herausnahme des Steines. Er wurde

vom Historischen Verein in Traunstein
erworben und da er ins Museum infolge
seines Gewichtes nicht gebracht werden
konnte, vorläufig im Gang des dortigen
Progymnasiums aufgestellt. Das Denk-
mal besteht aus Untersberger Marmor
und ist in seiner heutigen Form eine
fusslose, zylindrische Säule von 45 cm Dm.
und 1,17 m Höhe (Abb. 4). An ihrem
untersten Teile ist ein Stück weggebro-
chen; der Defekt beginnt ca. 50 cm
über dem Boden und reduziert immer
tiefer werdend die Grundfläche auf die
Hälfte. Im übrigen ist der Stein gut
erhalten. Auf der einen Seite trägt er
folgende Inschrift:

IMP CAES • L • SEPTIM///O SEVERO
PIO PERTINACI AUG- ARAB • ADIAB
PARTI BRIT PONT • M
IMPVII • COS II • PPPROC
AVREL ANTONINO
PARTBRITMAX GERM
MAX - TRIB • POT ■ X I IMP IIII COS IIII
PPPROCOS • FORTIS
PRINCIPI DOMINO

Abb. 4. Meilenstein aus Schälchen. ^ A A V 1

Der Stein sollte wohl, wie andere unsrer Gegend die Jahreszahlen 195
und 213 — Beginn und Ende der Arbeiten — tragen. Letztere Zahl ist
aber unsicher zu lesen; ursprünglich scheint TRIBPOT2 XIII eingehauen und
nachträglich XVI korrigiert zu sein. Das wäre 213 und würde das Fehlen
des 212 ermordeten Geta erklären. IMP IIII ist wohl auch ein Versehen.

Rechts von dieser Severus-Inschrift und teilweise schon in diese ein-
greifend trägt der Stein eine zweite und wahrscheinlich eine dritte Inschrift.
Zu entziffern vermochte ich bis heute nur in der Mitte

M P X X X V I

und am Ende F E LI CI S(simo)
prl N C Ipi

Abermals rechts von dieser Inschrift, also im allgemeinen gegenüber
der Severus-Inschrift, befindet sich, wieder zum Teil in die früheren über-
 
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