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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 7.1914

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Nr. 2 (März u. April)
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Rheingönheim
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.25477#0047

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Pfeilspitzen, Reste von Pilen und Schwer- |
tern, ein Schildbeschlag in Form eines \
Adlers, Gürtelbeschläge usw. Für die Frage, j
ob in römischer Zeit Hufeisen schon be- |
kannt waren, ist es von Wichtigkeit, daß
bei den diesjährigen Grabungen nicht i
weniger als 5 Hufeisen in ungestörter römi-
scher Schicht gefunden wurden. Unter den !
übrigen Kleintunden verdienen noch Reste
feiner, ein- und mehrfarbiger Gläser, Arm-
ringe, Fingerringe, zahlreiche Bronzezier- ;
rate und Eisenwerkzeuge, eine Tonlampe
mit erotischer Darstellung Erwähnung.

Auch für die schon früher veröffent-
lichte Annahme, daß an die Stelle des
Kastells nach dessen Verlegung im Jahre 74
eine Beneficiarierstation getreten sei,
haben sich Beweise ergeben vor allem
durch einen im Gebiete der Freyschen
Ziegelei gefundenen Stempel der Legio VIII
Augusta (aus Straßburgj, der bereits dem
2. Jahrhundert n. Chr. angehört. Am gleichen
Platze fanden sich auch Sigillaten des 2.
und 3. Jahrhunderts.

Von römischen Gräbern fand sich bis
jetzt erst im Gebiete der Zivilniederlassung
ein einzelnes mit einem Bronzearmring
ausgestattetes Skelettgrab, anscheinend die
Leiche eines gewaltsam aus dem Wege
geräumten Mannes.

Wie bei derartigen umfangreichen Erd-
arbeiten nicht zu verwundern, wurden auch
mehrere prähistorische Fundstellen an-
geschnitten, so im Gebiet der Zivilnieder-
lassung eine Wohngrube der frühen Bronze-
zeit. Im Gebiet der Freyschen Ziegelei
kamen ein Steinbeil (Schuhleistenkeil) der
Bandkeramik und ein Brandgrab der mitt-
leren Hallstattperiode mit großer Aschen
urne zu Tage.

Grabungs - Campagne 1913. Nachdem
im Jahre 1912 die Umrisse des Kastells
festgestellt waren, sollte 1913 mit der Un-
tersuchung des Kastellinnern begonnen
werden. Es konnte aber nur eine Baracke
untersucht werden. Das wichtigste Ergebnis
der Kastelluntersuchung ist der Nachweis
mehrerer Bauperioden sowie einer gewalt-
samen Zerstörung. Ein größerer Münzfund
(1 Goldmünze und 143 Silbermünzen) lehrt
mit Wahrscheinlichkeit, daß das Kastell bei
dem von Tacitus erwähnten Vangionen-
aufstand ini Winter 69/70 in Flammen auf-

LITERATUR.

18. Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen

Bestehens der k. Altertümersammlung

in Stuttgart 1912. Stuttgart o.J. 145S. 40.

Der gut ausgestattete Quartband bringt
zunächst einen Überblick über Bestand und
Geschichte der Sammlungen sowie des
Landeskonservatoriums, dann sechs archäo-
logische Beiträge und schließlich sieben
Abhandlungen, die die mittelalterliche und
neuere Kunst- und Kulturgeschichte Würt-
tembergs betreffen.

gegangen ist. Die Grabung ergab hier
zahlreiches Tongeschirr, darunter feine,
südgallische Sigillaten. Bronzen, Münzen etc.

Wegen der allzuschnell vorrückenden
Baggerarbeiten mußten die Grabungen im
Kastell abgebrochen und die Untersuchung
des Gräberfeldes auf der Westseite des
Kastells in Angriff genommen werden. Im
November und Dezember 1913 wurden in
der zur Ausbaggerung vorgesehenen Fläche
ca. 350 Gräber ausgegraben. Sie reichen bis
in den Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr.,
während die Funde im Kastell und in der
Zivilniederlassung mit dem Jahre 74 ab-
schließen.

Zwischen den römischen Gräbern fanden
sich auch einzelne prähistorische Gräber, so
ein Brandgrab der jüngeren Steinzeit (Groß-
gartacher Typus), das erste neolithische
Brandgrab in Süddeutschland, zwei Brand-
gräber der Frühhallstattzeit (1200—1000 v.
Chr.) und ein Brandgrab der Spät Latenezeit
(1. Jahrh. v. Chr.). Unter den römischen
Gräbern ist das Vorkommen von mehreren
Skelettgräbern aus dem 1. Jhrh. n. Chr., also
einer Zeit, in der sonst allgemein die Sitte
der Leichenverbrennung herrscht, beson-
ders auffallend. Vielleicht handelt es sich
um die Leichen von im Kampfe Gefallenen,
für deren Verbrennung man keine Zeit
gefunden hat. Weitaus die überwiegende
Mehrzahl sind Brandgräber. An Funden
ergab das Gräberfeld eine große Menge
Urnen, Krügen und sonstigen Beigefäßen,
hervorzuheben sind Gläser, darunter pracht-
volle Glaskanne mit geflochtenem Henkel,
Salbgefäße in Form von Tierfiguren, Lam-
pen mit figürlichen Darstellungen, Bronze-
spiegel, Fibeln usw.

Südlich des Dorfes Rheingönheim in
den Gemarkungen Birk (benannt nach einer
alten Burg, deren Standplatz aber noch nicht
ausfindig gemacht werden konnte) und Rott
konnte in dieser Campagne noch eine aus-
gedehnte Zivilniederlassung aus dem 2. und
3. Jahrh. n. Chr. festgestellt werden.

Die Funde sind bereits zur öffentlichen
Besichtigung im Museum zu Speier aus-
gestellt.

(Nach Berichten von Sprater, Speier,
vgl. auch Bericht des Histor. Museums der
Pfalz Nr. 1 und 2).

Uns interessieren in erster Linie die
Abhandlungen archäologischen Inhalts. Es
sind summarische Berichte über neue Funde
im Königreich, deren Bedeutung durchweg
über die Landesgrenzen hinausreicht und
die ein vorteilhaftes Bild einer mit Energie
und Zielbewußtsein betriebenen Boden-
forschung geben.

Die Prähistorie ist durch einen kurzen
Bericht von Bersu über Grabungen in
einer neolithischen Siedelung auf dem Gold-
 
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