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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 7.1914

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Nr. 4
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Stuckmann, A.: Haffen-Mehr (Kreis Rees): prähistorische Gräber und Wohnstätten
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https://doi.org/10.11588/diglit.25477#0066

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erstatter auf seinen Beobachtungsgängen feststellte. Gelegentlich eines solchen
Ganges fand er außer zerstreut zutage liegenden Scherben auf einem in Ab-
tragung begriffenen längeren Erdwall auch Branderde. Die Nachforschungen
ergaben nun aber nicht etwa, wie vorher, eine Begräbnisstätte, sondern eine
prähistorische Ansiedelung oder Wohnstätte. Die fortschreitende Wirksamkeit
der Arbeiter erforderte sofortige gründliche Aufdeckung, Vermessung und
Aufzeichnung. Nach sorgfältiger Entfernung der Fundstücke (Steinbeile, Flint-
messer, Feuersteine, Steinhämmer, Mahlsteine, Steinkeule, Webegewichte,
Beschwersteine, gebackener, zum Teil gelochter Steine und Bruchstücke von
Geschirren) konnte die Festlegung der Umrisse erfolgen. Die Wohnstätte
war ca. 5 m (Abb. 23) lang und 3 m breit. In Tiefe von 0,25 m begann die
Aschenerde hervorzutreten, in einer Durchschnittstiefe von 0,50 m lagen die
meisten Fundstücke. In dem unter der Branderde sich ausbreitenden schweren,
feuchten Lettboden fanden sich fünf
breite, unten zugespitzte, bis ein Meter
lange Eichenpfähle, die noch vollerhalten
waren und ehedem wohl als Stütze ge-
dient habenmögen(Abb. 24). Zweirunde
Pfähle konnten nur in kleinen Stückchen
ausgehoben werden. In der südwest-
lichen Ecke zeigte sich die eigentliche
Brandstätte. Aus gebrannten Eisenerz-
steinen war eine kleine etwa quadrat-
metergroße Abgrenzung hergestellt wor-
den, um welcher sich die meiste Asche
und innerhalb der die meisten gebrann-
ten Fundstücke sich zeigten. Nicht weit
davon lag die Steinkeule, ein grober, aber
scharfkantiger Stein, eingeklemmt zwi-
schen zwei Eichensplittern.

Die Umgrenzung der Siedelung
schien durch den vorkommenden Eisen-
stein in seiner Ausdehnung beeinflußt
zu sein. Wenigstens lief längs der Ab-
grenzung eine Eisenerzbank hin. Die
Siedelung mußte unter dem Spaten der
Arbeiter bald verschwinden. Die Fund-
stücke wurden in der Wohnung des Unter-
zeichneten untergebracht, wo dieselben von den Herren Regierungspräsident
Dr. Kruse, Regierungs- und Geheim. Baurat Hagemann, Landrat Graf v. Spee
und Provinzialkonservator Renard bereits im Sommer besichtigt wurden.

Auf seinen Wanderungen außerhalb der Gemeinde entdeckte Bericht-
erstatter ein Gelände, das umsomehr Aufmerksamkeit verdient, als Lage und
Beschaffenheit desselben alle Merkmale einer germanischen Siedelung auf-
weisen. Zwei hohe, 40 und 70 Meter lange, nebeneinanderliegende Hügel
von oblonger Form, von Osten nach Westen sich ausdehnend, zeigen beide
an derselben dem Verkehr weniger zugänglichen Seite in so auffallender
Linie den Beginn der Auftragung der Hügelerde, daß man sich wundern
muß, daß nicht schon früher darauf geachtet wurde. Die beiden Hügel sind
begleitet von mehreren kleineren Hügeln, die aber keine weiteren Auffällig-
keiten besitzen. Umgeben ist das gesamte'Hügelgelände an vier Seiten zunächst
von einem am Fuße etwa drei, auf der Höhe ein Meter breitem sehr gut
erhaltenen Wall, dem in geringem Abstand ein zweiter ähnlicher Wall folgt.
 
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