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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0006

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Hopfen-Bcrichte.

Roth, 22. Dzbr. Wie der eingetretene rnuhe Wiuter
unsere Fluren mit seiueu Fittigen deckt, ebenso ijt auch
das Geschüft iur Hopfen ruhig gewordeu, und siud nuu
auch hieriu Feiertage eingetreteu. Lebhafter dagegen
war es in den letzten Tageu in Nürnberg uud Fürth,
vou wo aus arckehuliche Quautitäten verseudet worden
siud. Die dortigen Marktpreise wareu je nach Qualitüt
sehr verschieden, dahier und iu der Umgegend siud 70
bis 75 fl. zu melden.

Heidek, 22. Dezbr. Das Geschäst iu Hopfeu hat
seit eiuigeu Tagen wieder etwas Regsamkeit gezeigt uud
ist uamentlich die bessere Qualitüt sehr gesucht, welche
80—85 fk. nebst Leihkauf kostet. Es kann ohngeführ
der 4. Theil- des heurigeu Gewächses noch dahier seiu.

Auf dem Münchener Hopfeumarkt vom 19. Dzbr.
stellte sich der hochste Preis auf 160 fl., Mitlelpreis
127 fl., niedrigster 60 fl. Gesammt-Erlös 19,851 fl.

Saaz, 19. Dezbr. Bei lebhaftereul Geschüfte be-
haupteu sich die Preise fester. Stadthopfen wurde zu
150 fl., Bezirks- 135—145 fl., Kreis- zu 125—130 fl.
gekauft.

Bischweiler, 20. Dzbr. Bei lebhafteu Küufen für
deutfche Rechuung siud Preife immer noch die alteu,
nümlich 60—100 Frcs. für 50 Kiko.

Hageuau, 19. Dzbr. Hopfen hat in dieser Woche
eiue merkliche Steigeruug erfahren. Es wurden 100
Franken für 50 Kilo bezahlt. B. Hopfz.

Das Geheiinniß.

Nathalie vvn Hauteville zühlte zwei uud zwauzig
Jahre, und war schou Wittwe. Sie gehörte zu deu
fchöusteu Frauen in Paris; eiue reizende Brüuette uüt
großen fchwarzen Augen, voll uubeschreiblicheu Zaubers.
Jhr gefülliges Aittlitz, woriu fich vereiut die Lebhaftig-
keit der Jtalienerin, die glüheude Seele der Spauieriu
uud die Grazie der Französiu spiegelten, trug jene feiuen
uud geistreichen Züge, welche mehr noch durch ihreu
Ausdruck, als durch ihre Regelmüßigkeit auzieheu.

9Nit achtzehu Jahreu eiuem Maun vermühlt, der
fast dreimal fo alt war, hatte der uoch kiudliche Siun
Nathalieus einzig nur au das Vergnügen gedacht, eiue
große Toilette macheu, eiu Sträußchen vou Orauge-
blütheu tragen zu köuueu, uud „Madam" geuanut zu
werdeu. Herr vou Hauteville war reich; er hatte seiue
Gattip mit Gescheukeu überhüuft. Eiu Jahr verfloß
unter Festen uud Verguügungeu. Da raffte plötzlich
eiue Kraukheit iu weuig Tagen Herru vou Hauteville
weg, uud die juuge Frail war Wittwe. Sie betrauerte
ihreu Gatteu, wie mau eiuen Freuud, eiuen Beschützer
betrauert.

Aber mit achtzchu Jahren schwiudet der Kummer
schnell; das Gemüth hat uoch zu frische Jllusioueu uud
Gesühle. Frau von Hauteville sah sich überall beliebt,
eiugeladeu; die große Welt bedurfte ihrer; sie war durch
ihr Vermögeu, durch ihre Stelluug berufeu, eine Zierde
der Gesellschaft zu sein. Jndessen fühlte Nathalie wohl,

daß sie noch zu jung sei, um ohne Meutor leben, uiu
alleiu die glüuzendeu Bälle, wo sie sich so fehr gefiel,
besuchen zu können. Sie bat also ihren Onkel, Herrn
von Ablaincourt, bei ihr zu wohnen.

Herr von Ablaincourt war ein alter Hagestolz; er
hntte in seiuem Leben nur eine Leidenschaft gehabt,
sein Jch war das Jdol, dem er Alles opferte. Sich
nur liebte er, uud wenn er mauchmal sür ciuen Audern
Zuneiguug gefühlt, sv hatte dieser sicher ihn mit Sorg-
falt, Achtung und Zuvorkommenheit behaudelt. Herr
vou Ablaiucourt wnr eiugewurzelter Egoist; aber Egoist
vou gutem Tou uud guteu Mauiereu, war er gegen
Jedermaun gefällig, iu der Wirklichkeit aber that er
nur, was ihm augeuehm ivar; er schieu sich sür Auvere
zu iuteressiren, war nber dabei stets nur aus feinen
Vortheil bedacht; aus Gemüchlichkeit dachte er uie daran,
Böfes zu thuu, dabei war er aber auch zu weuig nusge-
legt, Gutes zu thun, wenigsteus nicht, weun nicht für
ihu ein vortheilhastes Resnltat zu erwarten stand; kurz,
er liebte Gemüchlichkeit über Alles, und hielt sehr auf
alle die kleinen Genüsse, welche das civilisirte Leben iu
uuerfchöpflicher Fülle bietet.

Gern willigte Herr vou Ablaincourt iu deu Wunsch
seiuer Nichte; denn er mußte, daß die liebenswürdige
uud gute Nathalie, obgleich ein weuig lebhaft uud leicht-
siuuig, ihn mit Zuvorkommenheit unö Aufmerksamkeit
behaudeln werde. — Herr von Ablaiucourt, immer noch
Freuud des Verguügens, begleitete seiue Nichte iu die
große Welt. Doch weun man eiue Eiuladuug von
einem Hause erhielt wo keiue augenehme Uuterhaltuug
zu erwarten war, so wußte er sie durch allerlei Vor-
wünde davon abzubringeu: „Jch fürchte, Du gesüllst
Dir uicht iu dieser Soirü... Man wird dort keine
reizenden Toiletten sehen ... Es wird dort nur gespielt
werden. . . Uebrigens, mas mich betrifft, so will ich
Dich gerue hiuführeu; Du weißt ja, ich thue Alles,
was Du willst; aber ich besorge sehr, daß Du Dich
langweilest." — Und Nathalie, welche in deu liebeu
Oukel ihr ganzes Vertrauen setzte, ließ sich bereden:
„Sie haben Recht; ich glaube, wir thun wohl daran,
wenn wir nicht auf dieseu Ball gehen."

So giug es mit Allem. Eiumal stellte Herr vou
Ablaiucourt, der keiueswegs eiuer wohlbesetzten Tafel
seind war, ohne es fcheinen zu wollen, seiuer Nichte
vor: „Meiue Freuudiu, Du weißt, daß ich keiu so großer
Freuud vou Leckereieu uud dergleicheu biu; ich kümmere
mich weuig darum, wie eiue Tafel bedient mird, uud

biu immer zufrieden mit dem, mas man mir vorstellt;

alleiu Deiue Köchiu versalzt alle Gerichte. . . das ist
nicht gesuud für eine juuge Frau; zudem trügt sie die
Schüsselu ohue Austaud uud Sorgfalt auf. Das ist
mir Deiuetwegen uuaugeuehm, da Du hüufig Gäste
hnst. Neulich erst hnttest Du sechs Persoueu bei Tisch,
uud da trug sie schlecht zubereiteteu Spinat auf. Was
muß man vou Deinem Hause denkeu, weuu mau solche
Nachlüssigkeiteu bemerkt? Da heißt es: Frau vou Haute-
ville weiß gar nicht, wie man sich bedienen lüßt. Das

kanu Dir sehr nachtheilig seiu; denn es gibt Leute, die

aus Alles Acht haben."

Das ist wahr, lieber Onkel! wie bin ich so glücklich,
 
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