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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0250

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Was rt der Meirsch? Eine Wetterfahne, die stets
bewegt ist von den stnnnblasenden Backen des Fatmns;
ein eingesperrtes Rebhuhn, deni der Oöersorstmeister des
Himmels, der Tod, täglich die MordfÜnte vorhült; eine
alte Tonne, die aus dem Meere des Daseins hin und
her getrieben wird; ein im Schweiße des Angesichts,
in der Hitze der Muhseligkeit bereiteter Schmorbraten,
den die Zühne des Todes zermalmen. Amen!

Verschiedenes.

Bei dem in Leipzig stattfindenden deutschen Turner-
feste wird folgendes Lied mit Orchesterbegleitung von
über 1000 Sängern vorgetragen werden:

Bei Leipzig unter Donner der Kanonen
Jst rviederurn nach dunkler Grabesnacht
Getauft vom Schrveiß und Blut der Nationen,

Das deutsche Volk vom Todesschlas erwacht.

Um's Leben rang dort mit Napoleon
Die auserstand'ne deutsche Nation.

Die Erde mußte bis zum Grund erzittern
Bei der Geschütze höllischen Musik,

Es mußt' der Garden ehr'ner Keil zersplittern,

Er prallt an deutscher Heldenbrust zurück.

Zurück wirft Bataillon auf Bataillon
Jm „Vorwärts Marsch!" die deutsche Nation.

Was klagt ihr Geister in den dunklen Lüften,

Daß ihr für uns umsonst gefallen seid?

Wir knieen hier an euren Todesgrüften
Und schwören einen dreimal heil'gen Eid.

Es schwöre mit uns jeder deutsche Sohn:

„Treu bis zum Tod der deutschen Nation!

Wir wollen hoch die deutsche Fahne tragen
Und Schwerter schwingen mit der Eisenhand;

Es sollen in uns heiß die Herzen schlageu
Für's Vaterland, für's theure Vaterland.

Der Jubelruf schwell an zum Donnerton:

„Es lebe hoch die deutsche Nation!"

Die Berliner Zeitungen haben's dermalen gerade
umgekehrt, wie die Berliner Droschken - Pferde. Die
Pserde beschlägt man nur dann, wenn sie schlecht oder
gar nicht beschlagen sind, und nur die gut beschlagenen
läßt man lausen; von den Berliner Zeitungell aber
werden gerade die mit Beschlag belegt, die bereits gut
beschlagen sind und die schlecht beschlagenen läßt man
laufen. —

Ein Jubiläum ganz eigenthümlicher Art wurde in
Lerchenfeld bei Wien gefeiert, nämlich die Feier eines
25, sage sünsundzwanzigjährigen Brautstandes. «Die
Braut ist 43, der Bräutigam 45 Jahr alt. Die Lie-
öwlden machten Bekanntschaft, als der Bräutiganl die
Stelle eines Sieuerpraktikanten vulgo Schreibers bei
einer Steuerbehörde versab. Seitdem ist er freilich zum
Kaiserlich Königlichen Beamten nvalleirt, seine Mittel
aber erlauben ihln noch immer nicht, ein Weib zu nehmen.

Einer Besucherin des Bades in einer englischen Stadt
wird, während sie. sich entkleidet, von der Wärterin vor-
gejaulmert, daß ihr heute eine Frau absolut verloren
gegangen sei; sie habe dieselbe schon überall gesucht,
vhne sie jedoch zu finden. Die Frau habe sich aller
ihrer Kleider entledigt, wie der vor ihnen liegende
Kleiderbülldel beweise. Die Wärterin entsernte sich, die
Andere geht zu dem ihr zugewiesenen Kleiderkasten,
saßte den Schlüssel, den Kasten zu öffnen, stößt jedoch
aus Widerstaild; sie zerrt an der Thüre, reißt sie auf
und erblickt vor sich eille nackte Frau zusammengekauert
sitzen. „Ach Gott", rust diese der Ueberraschten entgegen,
„wie froh bin ich, daß Sie den Kasten aufgemacht haben.
Mir ist schon übel zn Muth; ich sitze fast eine Stunde
da und kann noch immer nicht schwitzen." Das Räthsel
jenes unerklärlichen Verschwindens war gelöst. Die
arme Frau, zum erstenmale ivl Schwitzbade, hatte keine
Ahnung von der daselbst vorzunehmenden Procedur.
Als die Wärterin ihr den Kleiderkasten anwies mit den
Worten: „Da ist Jhr Kasten," hielt sie diesen für den
Schwitzapparat, hockte sich hiilein und wartete in dieser
jedensalls nicht sehr bequevlen Stellung auf die Wir-
kung des Bades.

Am 26. Juli Morgeils 11 Uhr brach zu Gresgen,
Amts Schopfheim ein Brand aus, der in kurzer Zeit
3 Häuser Zestörte.

Jn Berlin beginnt es schon Herbst zu werden, da
so viele Blätter fallen. —

Stuttgart nimmt ein Anlehen von sis Million
Gulden auf, um damit die Errichtung einer Gewerbe-
halle sür 217000 fl., einer Turnerhalle für 20000 fl.
und die Ueberbrückung des Nesenbaches sür 56000 fl.
zu bestreiten.

Sonntag, den 2. August

auf dem Wrändler'schen Bierkeller

große musikalisch-deklmnatorische Abend-Unterhaltung

gegeben von den ersten Mitgliedern der Theater-Gesellschast
des Direstors Z. Afcher

und unter gesälliger Mitwirkung des Mannheimer Hofschauspielers
Herrn Friedrich Weber.

Das Nähere besagen die Zettel. s61j1

Sängerbund.

f61j1 Samstag den 1. August, Abends
8 Uhr, gesellige Unterhaltung auf dem
Mändier'schen Bierkeller.

Der Vorfiand.

Jch habe meiue bis-
herige Wohnung aufgegeben und
wohne jetzt wo anders.

Max D — r.

Frucht-Preise.

Heidelberg, 26. Juli 1863.

(Mittelpreis per Centner.) fl. kr.

Gerste.3. 55

Korn.4. 16

Spelz.4. 42

Hafer.3. 26

Waizen..

Wicken.— —

Linsen.— —

Spelzkern..

Heu per Zentner . . . 1. 12

Kornstroh per 100 Gebund . 23 —

Spelzstroh „ 100 „ - - — —

Unter den vielen Genüssen, die uns zu
Theil werden — könnten, gehört unter
Anderm auch ein Preiskegeln! — M.

Verlag von Geschwister Schwab in Schwetzingen.

Redakteur: K. Schatt. Druck v. Schatt L Raisberger in Mannheim.
 
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