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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0306

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Fleisches auszufangen. Ein Schauder überlief mich, als
ich an die Möglichkeit dachte, daß diese Unthiere anch
noch andere Nahrung bekonnnen könnten.

Der Capitain hatte ein Mittel entdeckt, mlseren
Wasservorrath etwas zu vermehren; er ließ nämlich
unsere Betttücher und Decken in der Schiffsküche über
den kupsernen Kochgeschirren der Küche so aufhängen,
daß der Dampf, welcher von dem darin kochenden See-
wasser aufstieg, sich an dieselben hing nnd allmühlig
zu Wasser verdichtete, welches wir dann ausrangeir und
unserenr Vorrathe beifügten, der ohne diese geringe
Vermehrung in kurzer Zeit ganz erschöpft gewesen sein
würde. Allein so einfach diese Operation scheinen mag,
konnte sie doch nicht ohne große Anstrengung von un-
serer Seite ausgeführt werden, da die nleisten Matrosen
schon zu entkrüstet waren, mn die Decken ausringen
und die Hitze des Feuers,, welches unterhalten werden
mußte, ertragen zu können.

Fortsetzung folgt.

Verschiedenes.

Ans Savopeil wird folgende schauderhafte That
gemeldet: Pierre Raymond, Wirth und Bote in der
Stadt Bozel, seit längerer Zeit in Geldverlegenheit und
im Unfrieden mit seiner Frau lebend, hatte am 27.
August 2 Tönnchen Pulver zum Weitertransport er-
halten. Bereits am Mittag erzählte er im Wirthshause,
er werde nächstens sein Haus in die Lust sprengen; —
man hielt dies natürlich sür Scherz, nnd Niemand war
geneigt, an die furchtbare Wahrheit dieser Mittheilung
zu glauben. Am folgenden Atorgen in der Frühe er-
tönte ein donnerähnlicher Knall: das Häuschrn Ray-
mond's war in die Luft geflogen; nnter den rauchenden
Trümmern fand man 6 Leichen: die von Raymond,
die seiner 23jährigen Frau, seines 6jährigen Kindes,

sowie der Magd und zweier Taglöhner. Die Fenster
sämmtlicher Nachbarshäuser waren zerschlagen und ein
in der Nähe bestndlicher Arbeiter gräßlich verstümmelt.

Unlüngst äscherte eur Brand in Neuses, Landge-
meinde Ebern, eine Scheuer ein. Nachts gab es wie-
der Feuerlärm aus der Brandstätte. Diese schloß einen
Brunnen ein, in welchen glimmende Balken gefallen
waren. Ein junger Mensch aus einem nahe gelegenen
Dorfe stürzte beim Löschen in diesen Brunnen. Ein
Ortsnachbar stieg auf einer Leiter nach, um ihn zu holen;
er fand ihn schon betüubt; doch bald gab auch er kein
Lebenszeichen mehr von sich. Nun stieg des Letztern
erwachsener Sohn in den Brnnnen und hatte schon ein
Seil an den beiden Verunglückten besestigt, als auch
ihn das Bewnßtsein verließ. Alsbald ließ sich ein
Dienstknecht mit einem Seil umschlingen und stieg in
die gistige Oeffnung. Er war so glücklich, die drei ver-
loren Geglaubten zn Tag zu befördern. Der erste ist
btind gemorden, der zweite leidet noch an Schwindel
und der dritte hat das Gedüchtniß verloren, so daß
er z. B. nicht mehr die Tageszeiten zu unterscheiden weiß.

Ein 70jähriges Kind! Vor einiger Zeit verschied
in Glohe in Westphalen eine Matrone von 70 Jahren.
Jhrem Sarge folgte weinend und schluchzend ihre sie
überlebende noch rüstige Mutter im Alter von 103
Jahren. Die znnüchst gehenden Leidtragenden hörten
den Klagen der Greisin aufmerksam und theilnehmend
zu, wobei sie dentlich die Worte vernahmen: „Ach, mein
Mann hat mir's immer gesagt: Dn bringst das Kind
nicht aus!"

Wiesbaden, 6. Sept. Am Freitag Abend halb
9 Uhr erschoß sich unter den Collonaden, nntten im
Publiknm, ein junger Mensch von 21 Jahren, nachdem
er an der Bank seine ganze Baarschaft verloren hatte.
Fünf Minuten nachher wurde das Spiel fortgesetzt! —

Zur Nachricht!

s74j2 Unser Programm wird da-
hin abgeändert, daß am Montag
den 21. September statt des auf
3 Uhr angekündigten gemeinschaftlichen
Mittagessens Ä b e n d s 6 Uhr
Fest-Bankett rnit Musik im
ZLrkelhause dahier slatt-
smdet.

K ä r ch e r.

Versteigenmg.

s74j2 Jm Hause des Herrn Alt-
bürgermeister Vetter werden
Montag den 21. und Dienstag
den 22. Septbr.

Schrünke, Küchenschränke, Bettstellen,
Komode, Sopha, Tische, Stühle,
Spiegel, Bettung, Matrazzen, Nacht-
tische, Porzellan rc. öffentlich ver-
steigert.

Landwirthschaftliche

G a rr - A u s st e L l u Zr g

zu Schwetzingen

am 2U. u. 21. September d. I.

s74j2 Mit Bezugnahme aus das aus-
gegebene und in allen Orten des Gauver-
bandes angeschlagene Programm werden
die Ortsvorstände ersucht, das aus ihren
Orten zur Ausstellung kommende O b st
zu sammeln, zu verzeichnen, und in einev
Sendung nebst dem Verzeichnisse über
Aussteller und 2lusstellungsgegenstände hie-
her verbringen zu lassen. Die Einsendung
zu vieler Stücke ganz gleicher Sorten wolle
vermieden werden. Die Abgabe des Obstes
kann noch Samstag den 19., Morgens im
Zirkelhause geschehen.

Kärcher.

Stall^ u. Haus-Laternen

zu haben bei

s75ji H. Montag,

Glasermeister.

Frucht-Preise.

Heidelberg, 15. Septbr. 1863.

(Mitkelpreis per Centner.)

fl-

kr.

Gerste.

3.

22

Korn.





Spelz.

4.

12

Haser.

2.

56

Waizen.





Linsen.





Spelzkern.

4.

34

Wicken.





Heu per Zentner

1.

12

Kornstroh per 100 Gebund

23



Spelzstroh „ 100 „

11

40

Geld-Cours.

fl. kr.

Pistolen

9.

3V/r

— 40 hr

Preuß. Friedrichsd'or .

9.

56

— 57

Holländ. 10 sl. Stücke.

9.

48

— 49

Rand-Dukaten .

5.

33 Lr

— 34L,

20 Frank-Stücke.

9.

21

— 22

Engl. Sover.

11.

44

— 48

Russisch Jmper. .

9.

39

— 41

Preuß. Kassenscheine .

1.

46

— 45^4

Verlag von Geschwister Schwab in Schwetzingen. Redakteur: K. Schatt. Druckv. Schatt L Naisberger in Mannheim.
 
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