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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Karl Andreas Ruthart
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0012

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scheinlichkeitsschlüsse angewiesen, denn aus dem Leben des Künstlers ist
blutwenig überhaupt und nichts von seiner Lebensweise bekannt. Sogar Ort
und Zeit seiner Geburt und seines Ablebens müssen erst gefunden werden.
Der Name weist auf deutsche Herkunft.*) Was den Entwicklungsgang
des Künstlers betrifft, so scheint er ungemein unregelmäßig gewesen zu
sein. Es läßt sich vermuten, daß Ruthart in seiner deutschen Heimat zunächst
das Handwerk des Malens erlernt hat und dann schon in jungen Jahren
vorübergehend nach Italien gezogen ist. Im alten Inventar der Galerie des
Erzherzogs Leopold Wilhelm, Statthalters der Niederlande, wird der Künstler
schon 1659 erwähnt, und zwar als „Carlo Ruthardt“. (Davon noch Weiteres
unten bei den Bildern in Brüssel.) 1663 auf 1664 ist er in der Antwer-
pener Gilde nachweisbar. In den Liggeren (Rombouts und Van Lerius
Liggeren II, S. 346 und 353) findet er sich als „Carlo Routtart“ unter den
Meistern eingetragen. Nach Antwerpen ist der Künstler offenbar erst ge-
kommen, als er schon einmal in Italien gewesen war. Sonst hätte er sich
doch nicht „Carlo“ genannt. Die Schreibweise „Routart“ läßt an eine Füh-
lung mit Frankreich denken. Der Künstler mag aus Italien über Frankreich
nach Flandern gereist sein, möglicherweise über Genua, wo er mit B. Castig-
lione in Verbindung gekommen sein mag.
Nach unbekannten Quellen weiß Nagler zu berichten, daß sich Ruthart
1664 in Regensburg aufgehalten hat.
Urkundlich beglaubigt ist für die Jahre 1665 und 1667 ein Aufenthalt
in Wien. (Nach V. Fleischer, Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein [1910],
S. 36 ff., 53 f., 62, 220 f.) Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein bezahlte 1655
am 3. September „dem Maler Carl Ruthardt in Wien“ für ein Bild 30 fl.,
ferner 1667 am 13. Juli „Dem Carl Ruthart, Maler in Wien“ für ein großes
Bild mit „unterschiedlichen Thieren“ 100 fl.**)
Wohin Ruthart aus Wien gezogen ist, läßt sich immerhin vermuten.
Kaum ist der Maler in Deutschland verblieben, sondern es scheint, daß er
nun nochmals nach Italien ging, daß er 1672 in Venedig war, später in
Rom, und daß er dort Laienbruder im Zölestinerorden wurde. Eine unver-
dächtige Quelle noch aus einer Zeit ganz nahe bei Rutharts Wiener Auf-
enthalt spricht von Arbeiten, die Ruthart in Rom für die Zölestiner ge-
liefert hat. Titis „Ammaestramento“ von 1686 beschreibt unter anderem den
Bilderschmuck von Sant Eusebio zu Rom, zu dem auch „Andrea Ruthart
Fiamingo, Monaco Celestino“ beigetragen hat. Wenn er Fiamingo, Flandrer,
genannt wurde, dürfte das damit Zusammenhängen, daß der Maler als Meister
der Antwerpener Gilde nach Rom gekommen war. Schon deshalb möchte
ich die Tätigkeit Rutharts für die Zölestiner in Rom später ansetzen als
seine Angehörigkeit zur Antwerpener Gilde. Aus Titis Erwähnung ist zu
entnehmen, daß Ruthart in den Orden der Zölestiner eingetreten war,

*) Die Form des Namens, wie ich sie heute benutze, dürfte die richtige sein,
da sie auf den Signaturen vorkommt. Ich bitte deshalb, die Schreibung Ruthardt (mit dt),
die sich auf den Tafeln in den zwei letzten Lieferungen des 111. Bandes eingeschlichen
hat, zu verbessern.
**) Aus anderen Quellen erstand derselbe Fürst später noch weitere Werke von
Ruthart, und zwar 1677 und 1679. Daraus läßt sich wohl schließen, daß der Maler
selbst in jenen Jahren nicht mehr in Wien gewesen. Das Nähere über diese späteren
Ankäufe aus zweiter Hand unten bei: Wien, Galerie des Fürsten Liechtenstein.
 
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