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auf die vorgebeugte Frauenfigur hin, die im Vordergrund der Geburt Mariens
wieder in der Kirche Santa Maria di Campagna rechts neben dem Schaff
vorkommt. Eine Baumgruppe links im Bild bei Brück ist ganz in der Art
gezeichnet wie die Baumgruppe rechts im Bild mit der Flucht nach Ägypten
in Piacenza.
Zu den Farben auf der Santa conversazione bei Julius Brück merke
ich an, daß Josef in einem hellbläulichen Kleid steckt. Der Mantel, der
über seine Knie gelegt ist, kann als gelblich bezeichnet werden. Marias Kleid
ist dunkelkirschrot, ihr Mantel bläulich. Kopftuch „weiß“. Katharinas Kleidung
zeigt wenig ausgesprochene dunkle Töne.
Herr Julius Brück hatte die Freundlichkeit, mir ein Photo nach seinem
Pordenone zur Verfügung zu stellen, wofür ich ihm zu Dank verpflichtet bin.
Für das Nachbildungsrecht der folgenden Bilder habe ich der Firma
C. Naya in Venedig Dank zu sagen, die mir schon vor vielen Jahren beim
Ankauf der Photographien sogleich die Erlaubnis zur Nachbildung in freund-
lichster Weise erteilte. Es sind die Photos nach dem beglaubigten Pordenon e
in San Giovanni di Rialto zu Venedig und nach dem gleichfalls sicheren
Altarbild von unserem Meister in der kleinen Kirche zu Torre bei Por-
denone. Der kleine Ort Torre wird selten besucht, weshalb ich nach meinen
alten Notizen einige beschreibende Züge anführe, die vermutlich nicht über-
flüssig sind. Die Figuren haben mehr als Lebensgröße. Maria hat blondes
weiches Haar. Typus eines gesunden Bauernmädchens. Zu beachten der
schmale Nasenrücken, das ziemlich schmale Mündchen. Mantel von mittlerer
Helle, gebrochen bläulich. Kleid etwas gebrochenes Kirschrot von mittlerer
Tönung. Der Christusknabe, ein gelbblondes Krausköpfchen, erinnert lebhaft
an das Christkind auf dem Altarblatt in Pordenone. Hellblond sind auch
die musizierenden Engelkinder im Vordergrund. Der rechts stehende Heilige
Antonius mit wolligem grauen Bart. Johannes Baptist daneben hat dunkles,
dichtes Haar. Die beiden Heiligen links sind Sant Ilario als Bischof und San
Diziano als Diakon, und zwar dieser in dunkelkirschroter Dalmatika. Die
Draperie des Bildes zumeist großartig und breit angelegt.*)
Das Bild des Pordenone in San Giovanni elemosinario (di Rialto)
zu Venedig dürfte den meisten kunstfreundlichen Italienfahrern durch ge-
legentliche Besichtigung bekannt geworden sein, doch konnte ich bemerken,
daß die Photographie danach zu den Seltenheiten gehört. Die Nachbildung
auf Tafel IV dürfte also, wie die nach dem Bild in Torre und nach dem
in Wien bei Brück, den Lesern willkommen sein. Im Vorübergehen merke
ich noch an, daß Pordenones Gemälde in San Giovanni di Rialto als Vor-
bild für eine kleine Bronzeplakette gedient hat. Ich habe mir das Exemplar
im Dogenpalast notiert.
Von einer Aufzählung der weitverzweigten Literatur über Pordenone
sehe ich Raummangels wegen ab.
Wie bei einem anderen Künstler, der zu Beginn des Heftes behandelt
ist, meine ich auch bei Pordenone sagen zu dürfen, daß er längst einen
Band in den „Klassikern der Kunst“ verdient hätte. Dr. Th. v. Fr.
*) Über das Bild hauptsächlich zu vergleichen Conte Fabio Maniago: „Storia
delle belle arti friulane“ (Venedig 1819), S. 139 und 219. Danach ist das Bild 1520 ent-
standen, in Ölmalerei ausgeführt. Der Künstler erhielt dafür 25 Dukaten.
auf die vorgebeugte Frauenfigur hin, die im Vordergrund der Geburt Mariens
wieder in der Kirche Santa Maria di Campagna rechts neben dem Schaff
vorkommt. Eine Baumgruppe links im Bild bei Brück ist ganz in der Art
gezeichnet wie die Baumgruppe rechts im Bild mit der Flucht nach Ägypten
in Piacenza.
Zu den Farben auf der Santa conversazione bei Julius Brück merke
ich an, daß Josef in einem hellbläulichen Kleid steckt. Der Mantel, der
über seine Knie gelegt ist, kann als gelblich bezeichnet werden. Marias Kleid
ist dunkelkirschrot, ihr Mantel bläulich. Kopftuch „weiß“. Katharinas Kleidung
zeigt wenig ausgesprochene dunkle Töne.
Herr Julius Brück hatte die Freundlichkeit, mir ein Photo nach seinem
Pordenone zur Verfügung zu stellen, wofür ich ihm zu Dank verpflichtet bin.
Für das Nachbildungsrecht der folgenden Bilder habe ich der Firma
C. Naya in Venedig Dank zu sagen, die mir schon vor vielen Jahren beim
Ankauf der Photographien sogleich die Erlaubnis zur Nachbildung in freund-
lichster Weise erteilte. Es sind die Photos nach dem beglaubigten Pordenon e
in San Giovanni di Rialto zu Venedig und nach dem gleichfalls sicheren
Altarbild von unserem Meister in der kleinen Kirche zu Torre bei Por-
denone. Der kleine Ort Torre wird selten besucht, weshalb ich nach meinen
alten Notizen einige beschreibende Züge anführe, die vermutlich nicht über-
flüssig sind. Die Figuren haben mehr als Lebensgröße. Maria hat blondes
weiches Haar. Typus eines gesunden Bauernmädchens. Zu beachten der
schmale Nasenrücken, das ziemlich schmale Mündchen. Mantel von mittlerer
Helle, gebrochen bläulich. Kleid etwas gebrochenes Kirschrot von mittlerer
Tönung. Der Christusknabe, ein gelbblondes Krausköpfchen, erinnert lebhaft
an das Christkind auf dem Altarblatt in Pordenone. Hellblond sind auch
die musizierenden Engelkinder im Vordergrund. Der rechts stehende Heilige
Antonius mit wolligem grauen Bart. Johannes Baptist daneben hat dunkles,
dichtes Haar. Die beiden Heiligen links sind Sant Ilario als Bischof und San
Diziano als Diakon, und zwar dieser in dunkelkirschroter Dalmatika. Die
Draperie des Bildes zumeist großartig und breit angelegt.*)
Das Bild des Pordenone in San Giovanni elemosinario (di Rialto)
zu Venedig dürfte den meisten kunstfreundlichen Italienfahrern durch ge-
legentliche Besichtigung bekannt geworden sein, doch konnte ich bemerken,
daß die Photographie danach zu den Seltenheiten gehört. Die Nachbildung
auf Tafel IV dürfte also, wie die nach dem Bild in Torre und nach dem
in Wien bei Brück, den Lesern willkommen sein. Im Vorübergehen merke
ich noch an, daß Pordenones Gemälde in San Giovanni di Rialto als Vor-
bild für eine kleine Bronzeplakette gedient hat. Ich habe mir das Exemplar
im Dogenpalast notiert.
Von einer Aufzählung der weitverzweigten Literatur über Pordenone
sehe ich Raummangels wegen ab.
Wie bei einem anderen Künstler, der zu Beginn des Heftes behandelt
ist, meine ich auch bei Pordenone sagen zu dürfen, daß er längst einen
Band in den „Klassikern der Kunst“ verdient hätte. Dr. Th. v. Fr.
*) Über das Bild hauptsächlich zu vergleichen Conte Fabio Maniago: „Storia
delle belle arti friulane“ (Venedig 1819), S. 139 und 219. Danach ist das Bild 1520 ent-
standen, in Ölmalerei ausgeführt. Der Künstler erhielt dafür 25 Dukaten.