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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Die Altwiener Gemäldesammlungen: (I. Das 17. und 18. Jahrhundert)
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0163

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Die Sammlung Collalto ist neben der Liechtensteinschen und Grosser-
sehen erwähnt 1752 in einem Brief Luigi Crespis an Bottari (vgl. Giov. Bot-
tari: „Raccolta di lettere sulla pittura scultura ed architettura.“ Bd. IV,
Nr. 172). Ein kleiner Bilderbesitz scheint sich beim Herrn Hofrat und Miniatur-
maler Fischer befunden zu haben. Nach Hagedorns Andeutung.
Zu ermitteln bleibt der Name des merkwürdigen Sammlers, von dem
Hagedorn in seiner „Lettre ä un amateur de la peinture“ (1755, S. 222)
mitteilt, daß er eine geradezu komische Abneigung gegen Flandrische Bilder
und eine ebensolche Zuneigung zu italienischen gehabt habe. Dieser Sammler
hatte aus Italien unter dem Bentnamen „Studio“ Bilder des Hendrick van
Lint mitgebracht und sie bewundert. Kaum hatte er in Wien erfahren, daß
hinter „Studio“ Hendrick van Lint aus Antwerpen versteckt sei, galten ihm
die Bilder nichts mehr. Auf die bedeutenden Sammler um 1750 in Wien
paßt diese Erzählung nicht. Wir werden sie auf einen Kunstfreund beziehen,
dessen Spuren verwischt sind.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sammelten neben den
Liechtenstein, Schönborn, Harrach, Schwarzenberg hauptsächlich der Staats-
kanzler Fürst Kaunitz. Bruckenthal wurde schon genannt.*) Daran reihen
sich Hofrat Greiner, der Juwelier Grosser, Baron Kettler, Graf Palffy,
A. K. G. Reutter, Reitzer, Fürst Gallitzin, der Arzt Brambilla, Baron
Gottfr. Van-Swieten, Baron Storck, Christian Brand, Losert, Me-
chetti, Alexander von Stettner, Brannauer, Hunczowski, Graf Saint-
Saphorin**), Hauern, wohl auch Burghaus, Ch. L. Hagedorn, Baron
Heß, das Wiener Schottenstift, das Minoritenkloster, Weber, We-
feld, G. Battaglia, M. Meytens, Wallmoden, Lackner, Vitez v. Zdanya,
Bankier Geymüller, Hofrat Birkenstock, Franz Ratakowsky, Barbo-
lani und Martin Deisler. Diese Sammler sind zumeist schon in meinen
mehrmals genannten Schriften behandelt. Die letztgenannten reichen mit
ihrem Leben und ihrer Sammeltätigkeit schon über 1800 hinaus.
In die letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts gehören auch noch einige
Bilderleute, die für den Fürsten Alois I. von Liechtenstein Bilder geliefert
haben, so der Kunsthändler Johann Endlinger und einer der Maler Braun,
die 1786 im angegebenen Zusammenhang urkundlich erwähnt werden (vgl.
F. Wilhelm a. a. O., Sp. 39). Martin Deisler (es ist niemand anderer als
der sonst bekannte Sammler und Händler Deisler) trug 1798 dem Fürsten
Bilder an.
Ob bei Anna von Nagel eine ganze Sammlung vorhanden war, ist
fraglich. Zu beachten ist es jedenfalls, daß die Genannte 1786 einen Guido
Reni an die Kaiserliche Galerie verkaufte.
Erwähnt sei noch, daß die Anfänge der Galerie Fries und des kleinen
Bilderbesitzes beim Hofstatuarius Müller (eigentlich Grafen Deym) ins 18. Jahr-

*) Um 1787 stand Bruckenthal in Verbindung mit der Reitzerschen Verlassen-
schaft, ferner mit der „Meyerin“, also einer bilderbesitzenden Frau Meyer, und mit
Händlern, wie Marseli, Schrämbl, Stöber (vgl. E. Sigerus in den Studien und Skizzen,
Bd. II, S. 113ff). Vielleicht war auch Frau Meyer eine Händlerin; sie dürfte die Ge-
mahlin oder Witwe des Sammlers Meyer in Wien sein, der durch Descamps: Vie des
peintres IV, S. 85, bekannt ist.
**) Die Sammlung S. Saphorin ist ausführlich behandelt in den Studien und
Skizzen, Bd. II, S. 89ff. (Frimmel).
 
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