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1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. i.
120
also 60 Jahre vor unserer Fundatio, der Ver-
fasser des »Chronicon Sancti Michaelis Mo-
nasterii in pago Virdunensi«6) als uralte ein-
heimische Tradition („a senioribus nostris
traditum habemus") über den Bau seines eigenen
Klosters schreibt, stimmt so auffallend mit den
Unverkennbar ist die gegenseitige Abhängig-
keit der beiden Bauberichte, von denen der
Hildesheimer Bericht, weil 60 Jahre später
niedergeschrieben und drei Jahrhunderte nach
den Ereignissen ohne Quellenangabe auftauchend,
Anspruch auf Glaubwürdigkeit nicht hat. In
Fig. 1. Die Apsis des Domes zu Hildesheim mit dem tausendjährigen Rosenstocke.
Mittheilungen über die Wiege des Hildesheimer
Dombaues überein, dafs es sich lohnt, beide
Berichte in den markantesten Stellen zu ver-
gleichen.
depöt confie et la plupart des autres circonstances
de ]a meme fable se retrouvent en effet dans les fastes
de plusieurs monasteres, entre lesquels nous designe-
rons le monastere d'Evron au diecese du Mans. (Gall.
Christian XIV, '183). Nach Simson »Jahrbb. des fränk.
R. unter Ludwig d. Fr.« II, 285.
6) »Mon. Germ. Hist. SS.« IV, SO.
beiden Berichten erscheint ein frommer, jagd-
liebender Fürst, der Reliquien bei sich führt
und sie in den Zweigen eines Baumes auf-
hängt: dort während des Mahles, hier während
der heiligen Messe, die in der Fundatio mitebenso
geschicktem Griff an die Stelle der profanen
Mahlzeit gesetzt wird, wie auch die Scenerie
sich accommodiren mufste, indem an Stelle der
wilden Felsschluchten ein liebliches Waldidyll
tritt. In beiden Berichten vergifst gleichmäfsig
1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. i.
120
also 60 Jahre vor unserer Fundatio, der Ver-
fasser des »Chronicon Sancti Michaelis Mo-
nasterii in pago Virdunensi«6) als uralte ein-
heimische Tradition („a senioribus nostris
traditum habemus") über den Bau seines eigenen
Klosters schreibt, stimmt so auffallend mit den
Unverkennbar ist die gegenseitige Abhängig-
keit der beiden Bauberichte, von denen der
Hildesheimer Bericht, weil 60 Jahre später
niedergeschrieben und drei Jahrhunderte nach
den Ereignissen ohne Quellenangabe auftauchend,
Anspruch auf Glaubwürdigkeit nicht hat. In
Fig. 1. Die Apsis des Domes zu Hildesheim mit dem tausendjährigen Rosenstocke.
Mittheilungen über die Wiege des Hildesheimer
Dombaues überein, dafs es sich lohnt, beide
Berichte in den markantesten Stellen zu ver-
gleichen.
depöt confie et la plupart des autres circonstances
de ]a meme fable se retrouvent en effet dans les fastes
de plusieurs monasteres, entre lesquels nous designe-
rons le monastere d'Evron au diecese du Mans. (Gall.
Christian XIV, '183). Nach Simson »Jahrbb. des fränk.
R. unter Ludwig d. Fr.« II, 285.
6) »Mon. Germ. Hist. SS.« IV, SO.
beiden Berichten erscheint ein frommer, jagd-
liebender Fürst, der Reliquien bei sich führt
und sie in den Zweigen eines Baumes auf-
hängt: dort während des Mahles, hier während
der heiligen Messe, die in der Fundatio mitebenso
geschicktem Griff an die Stelle der profanen
Mahlzeit gesetzt wird, wie auch die Scenerie
sich accommodiren mufste, indem an Stelle der
wilden Felsschluchten ein liebliches Waldidyll
tritt. In beiden Berichten vergifst gleichmäfsig