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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0145

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223

1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

224

Bücherschau.

Der hl. Kreuzweg nach den Kompositionen
von Martin Feuerstein, Professor an der
König]. Akademie in München, mit einer Biographie
des Künstlers und erläuterndem Begleittexte von
Dr. Joseph Popp. Verlagsanstalt *Benzi ger &
Co. 1899. (Preis 20 Mk.)
Von den Begebenheiten der hl. Geschichte
werden heutzutage keine entfernt so häufig dar-
gestellt, wie die in den 14 Stationen zusammen-
gefaßten Passionsszenen, die allmählich fast in
jede Kirche Eingang gefunden haben. Bildhauer
und Maler niederer Observanz haben sich zumeist
an ihnen vergriffen, nur wenige vornehme Meister
ihnen ihr Können gewidmet, und auch von diesen die
meisten ohne Rücksicht auf die architektonischen Ver-
hältnisse des Raumes, für den sie bestimmt waren.
Und doch wäre es so wichtig, dafs hervorragende
Künstler diese erhabene Aufgabe pflegen, in den
Kreis der Darstellungen auch neue mustergültige und
fruchtbare Motive einführen möchten. Wenn daher
ein tüchtiger Meister mal wieder Gelegenheit gehabt
hat, sich an diesem Thema zu versuchen, dann ist die
Veröffentlichung seiner Schöpfungen zu wünschen,
die aber nicht nur mit den Augen des Enthusiasten,
sondern auch des Kritikers zu betrachten sind.

Mit Freuden ist defshalb das vorliegende Werk zu
begrüfsen, die vortreffliche Reproduktion des Kreuz-
wegs , den Feuerstein für die neue romanische
St. Annakirche in München gemalt und Popp mit
einem Überaus warm geschriebenen Text begleitet hat.
Dieser unterläfst fast ganz die Prüfung der Fragen,
worauf es für die Anwendung der Stationsbilder, wie
der Kompositionen der einzelnen Gruppen u. s. w.
vornehmlich ankommt, verliert sich aber desto mehr
in phantasievolle Erörterungen über- die einzelnen
Szenen. Dafs die letzteren nur aus wenigen Figuren
bestehen, verdient alle Anerkennung, da die reiche
Staffage eher zerstreuend als sammelnd zu wirken
pflegt. Auch darf den einzelnen Figuren durchweg
in Bezug auf Haltung, Bewegung, Ausdruck Lob ge-
spendet werden, obwohl man ihnen stellenweise zu
viel die Pose anmerkt. Die Zusammenstellung der-
selben folgt aber nicht immer den Gesetzen har-
monischer Raumvertheilung, und vielleicht hätte sich
auch die einige Male etwas störend wirkende Ver-
deckung der einen durch die andere vermeiden lassen.
Was den Kreuzweg in künstlerischer Hinsicht be-
sonders charakterisiren soll, die dramatische Behand-
lung, also die Abrundung jeder Gruppe zu einer
tiefempfundenen, leicht erkennbaren, packenden Szene,
sowie die Entwickelung im Drama, also der Fort-
schritt der Handlung tritt mehr in den Hintergrund,
obwohl es an einigen Versuchen, wie bei der II. Station
(Ansprache an das Kreuz), VII. Station (zweiter Fall),
XI. Station (Annagelung), XIII. Station (Ausbreitung
der todten Arme bei der Beweinung) nicht fehlt. Bei
der XIV. Station kommen Joseph von Arimathaea und
Nikodemus (der zu sehr an Simon von Cyrene er-
innert) mit ihrer Anstrengung nicht recht zur Geltung.
— Den Malern und Bildhauern, die berufen sind, die
Stationsbilder im Sinne künstlerischer Behandlung zu

pflegen, darf die Beachtung der hier gebotenen
Winke angelegentlich empfohlen werden.

Schnütgen.

Der Katalog der Königlichen Gemälde-
galerie zu Dresden von Karl Woermann ist
soeben in vierter Auflage (Kunstanstalt von Wil-
helm Hoffmann) erschienen, wie die dritte Auflage,
mit hundert durchweg scharfen Abbildungen aus-
gestattet, die aber durch die Vertheilung auf 28
(anstatt auf 25) Tafeln nicht unerheblich gewonnen
haben. Auch die neuen Faksimiles der eigenhändigen
Künstlerbezeichnungen von Lukas Cranach d. ä., wie
die sorgfältigen Revisionen sämmtlicher Angaben und
Beschreibungen unter Berücksichtigung der aller-
neuesten Forschungen und Feststellungen erscheinen
als sehr schätzenswerthe Bereicherungen und Ver-
besserungen, so dafs der ganze Katalog, dessen
1. Haupttheil die alten Gemälde (bis zu Ende des
XVIII. Jahrh.), dessen II. Haupttheil die neuen Ge-
mälde, dessen III. Haupttheil die Pastelle, Minialuren
und gemalten Tapeten behandelt, mit Einschlufs der
geschichtlichen Einleitung und der Register als eine
wahre Musterleistung bezeichnet werden kann. Die
Kleine Ausgabe (Preis Mk. 1.50) unterscheidet sich
von der Grossen Ausgabe nur durch die Kürze der
Beschreibungen. Schnütgen.

Von den Bilderbogen für Schule und
Haus (Bd. XI Sp. 62 und 883) ist das III. Heft er-
schienen, welches auf seinen 25 Grofsfolioblättern nur
zwei der hl. Geschichte, eine dem Märchengebiete
(Schneewittchen) entnommene Darstellung bietet. Desto
umfänglicher ist die Kunst- und Kulturgeschichte be-
rücksichtigt (Romanische Stadt-, gothischeBufganlagen,
gothisches Wohnhaus, Reisen im Mittelalter, Volksfest
zur Zeit Kaiser Maximilians I. u. s. w). Mehrere
Tafeln sind den Zuständen zur Zeit des dreifsigjährigen
Krieges, verschiedene grofsen Städten (Wien, Buda-
pest, Graz) gewidmet, einige auch dem Landschafts-
und Thierleben. Holzschnitt, Kupfer- und Zink-
ätzung haben die Reproduktion der zum Theil gut
gezeichneten und grofsartig komponirten Tafeln be-
sorgt, die als recht instruktiv bezeichnet werden dürfen,
mit Einschlufs der den meisten Darstellungen auf der
Rückseite beigegebenen Beschreibung. s.

Katalog 100 von Ludwig Rosenthal's An-
tiquariat in München verräth schon durch seine Aus-
stattung, die in einem Farbendruck (der Reproduktion
eines prächtigen Ledermosaikbandes) und in 126 Illu-
strationen bezw. Faksimiles besteht, nicht minder durch
seine Preise, den Reichthum und wissenschaftlichen
Werth seines Inhalts, der Manuskripte und Inkuna-
beln, Holz- und Metallschnittwerke, namentlich theo-
logische und liturgische Bücher, genealogische und
kostümliche, musikalische und geographische Werke
uinfafst, 2027 an der Zahl. Dafs ein allgemeines Re-
gister, sogar ein Druckortsregister zur leichteren Orien-
tirung beigegeben ist, erhöht noch den Werth dieses
ungewöhnlichen Geschäftskatalogs, dessen Preis 6 Mk.
beträgt. Schnütgen.
 
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