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1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
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um den Architeklen entbehren, sondern um ihn kon-
troliren, eventuell auch informiren zu können. An die
Spitze dieser zwanglos vorgetragenen Belehrungen stellt
der Verfasser zwei sehr beachtenswerthe „Unterhai-
haltungen" über die Bedeutung und Prinzipien der
christlichen Kunst, um in der dritten die Stil- und
Planfrage zu erörtern, sodann die Lage, die Kon-
struktion und das Material der Kirche, ihre plastische
und malerische Ausstattung, ihre Möbel: Altäre, Kom-
munionbank, Kanzel, Beichtstühle, Bänke etc., ihre
Abschlüsse, Schränke, heiligen Gefäfse etc. Der Re-
stauration der Kirchen ist die zwölfte, der Musik und
dem Gesänge mit Einschlufs der Orgel die dreizehnte,
verschiedenen Rechtsfragen die letzte Unterhaltung ge-
widmet. Es werden mithin alle dem Priester in Bezug
auf seine Kirchengebäude obliegenden Interessen ver-
handelt, und die dabei zu Tage tretenden Grundsätze
und Anschauungen sind so korrekt, die Rathschläge
so zutreffend, dafs von ihrer Aneignung und Durch-
führung reicher Nutzen zu erwarten ist, auch für
deutsche Verhältnisse, die sich auf diesem Gebiete
doch im Allgemeinen mit den französischen decken.
Möge daher das zugleich schön geschriebene, sehr
wohlfeile Büchlein auch bei uns die verdiente Be-
achtung finden! Schniitgen.
Grundrifs der Kunstgeschichte von Wilhelm
Lübke. Zwölfte Auflage, vollständig neu be-
arbeitet von Professor Dr. Max Semrau. I. Die
Kunst des Alterthums. Mit 2 farbigen Tafeln
und 408 Abbildungen im Text. Stuttgart 1899.
Verlag von Paul Neff. (Preis 6 Mk.)
So viel auch an den kunstgeschichtlichen Werken
Lübke's gemäkelt worden ist, es läfst sich nicht be-
streiten, dafs sie zur Popularisirung kunsthistorischer
Kenntnisse und Interessen mehr als alle andern der-
artigen Bücher beigetragen haben, was wohl zumeist
der Anschaulichheit des Vortrages und der Annehm-
lichkeit der Fassung beizumessen ist. Das gilt nament-
lich von seinem Grundrifs, der es zu dem enormen
Absätze von 62 000 Exemplaren gebracht hatte. Trotz
der verbessernden und ergänzenden Hand, die der
Verfasser an jede der elf Auflagen legte, genügte das
Werk doch zuletzt den gesteigerten Ansprüchen der
Kunstforschung nicht mehr, und für eine neue Auflage
erschien eine völlige Umarbeitung nothwendig. Diese
hat Professor Semrau übernommen und für den I. Band,
der das Alterthum umfafst, vortrefflich besorgt. An
Umfang hat dieser um 101 Seiten, an Illustrationen
um 106 Nummern gewonnen, und eine mehr als doppelt
so grofse Anzahl von Abbildungen wurde durch neue
ersetzt, deren Vorzug auch darin besteht, dafs der
schwarze Hintergrund abgedeckt ist. Werden dazu
die beiden Farbentafeln, von denen die eine einer
Wandmalerei aus einem Grabe zu Theben, die andere
der Polychromie eines dorischen Tempels gewidmet
ist, berücksichtigt, so darf der Auswahl und der Aus-
führung der Illustrationen, die gerade bei einem popu-
lären Lehrbuch von der gröfsten Wichtigkeit sind, das
beste Zeugnifs ausgestellt, dem Texte aber nachge-
rühmt werden, dafs er an der früheren Gefälligkeit
nichts eingebüfst, an Wissenschaftlichkeit und Berück-
sichtigung der neuesten, gerade der Antike am meisten
zu Theil gewordenen Forschungsergebnisse entschieden
gewonnen hat. Der neuesten Auflage, welche in 4
Bänden bestehen und ganz bald ihren Abschluls finden
soll, winken daher die besten Aussichten. d-
Die mustergiltigen Kirchenbauten des
Mittelalters in Deutschland von Carl Schäfer.
Lieferung 3 und 4. — Von diesem bei Wasmulh
in Berlin erscheinenden Grofsfolio-Werke, dessen beide
Anfangslieferungen hier bereits Bd. V, Sp. 3b7 auf's
wärmste empfohlen wurden, liegt endlich die Fort-
setzung vor, welche 20 Tafeln umfafst und die farbige
Doppeltafel C D. Die Klosterkirche zu Berlin geben
4 Tafeln wieder, von denen die letzte mit der Innen-
ansicht nach Osten in einer Naturaufnahme besteht.
— St. Elisabeth zu Marburg ist auf 15 Tafeln darge-
stellt, von denen die West- und Choransicht, das
Innere gegen Osten, das südliche Seitenportal nach
Photographien in Lichtdruck wiedergegeben sind, das
Weslportal in Farbendruck. — Die letzten 3 Tafeln
sind der Stiftskirche zu Weissenburg gewidmet. —
Zum ersten Male werden diese drei frühgothischen,
nicht nur kunsthistorisch, sondern auch durch ihre
Vorbildlichkeit überaus wichtigen Baudenkmäler aus
Nord-, Mittel- und Süddeutschland in durchaus zuver-
lässigen Aufnahmen geboten, die auf den sorgfältigsten
Messungen und korrektesten Zeichnungen beruhen.
Von ganz besonderem Werthe sind die in ungewöhnlich
grofser Anzahl, wenigstens bei der Elisabethkirche, bei-
gegebenen Details, welche nicht nur Pfeilerschnitte,
Kapitelle, Sockel, Mafswerk, sondern auch Gewände-,
Pfosten-, Bogen-, Kapitellprofile, Gesimse, Sireben-
köpfe, Gurten, Rippen u. s. w. umfassen und so grofs
und scharf gezeichnet sind, dafs sie für das praktische
wie theoretische Studium als ganz sichere Führer be-
trachtet werden dürfen. Dankbarst ist die Farbentafel
zu begrüfsen, die zu der wichtigen, vom Verfasser mit
besonderer Vorliebe gepflegten Frage nach der Aufsen-
bemalung der Baudenkmäler einen glänzenden Beitrag
liefert, der dazu verlocken müfste, für die Wieder-
einführung derselben, die in einzelnen Fällen vielleicht
noch in Form der Erneuerung möglich wäre, den Weg
zu bahnen. Dieser könnte dann leicht zu glücklicheren
Erfolgen führen, als sie bisher mit wenigen Ausnahmen
für die Innenausmalung der Kirche gewonnen sind,
die zumeist von unzulänglichen Kräften besorgt wird.
— Möge die von dem Verlage gebotene Aussicht auf
schnelle Fortsetzung sich verwirklichen und der bald
erscheinenden V. Lieferung der '1 ext für die beiden
vorliegenden beigefügt werden 1 b.
Malerische Ausschmückung von fCirchen-
und Profanbauten im romanischen, gothischen,
Renaissance-, Barock- urd Rococo-Stil. Heraus-
gegeben von Otto Hammel. 12 Grofsfoliotafeln
in reichstem Farbendruck. Erläuternder Text von
Hermann Leisching. Verlag von Max Spiel-
meyer. Berlin 1899. (Preis 30 Mk.)
Von der kundigen Hand eines Malers und Fach,
lehrers werden hier 12 farbige Tafeln geboten, die
sich mit dem Ansprüche einführen, das dem Bereiche
der mittelalterlichen und späteren Stilarten entnommene
Maleiial zu selbstsländigen Gestaltungen zusammen-
1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
282
um den Architeklen entbehren, sondern um ihn kon-
troliren, eventuell auch informiren zu können. An die
Spitze dieser zwanglos vorgetragenen Belehrungen stellt
der Verfasser zwei sehr beachtenswerthe „Unterhai-
haltungen" über die Bedeutung und Prinzipien der
christlichen Kunst, um in der dritten die Stil- und
Planfrage zu erörtern, sodann die Lage, die Kon-
struktion und das Material der Kirche, ihre plastische
und malerische Ausstattung, ihre Möbel: Altäre, Kom-
munionbank, Kanzel, Beichtstühle, Bänke etc., ihre
Abschlüsse, Schränke, heiligen Gefäfse etc. Der Re-
stauration der Kirchen ist die zwölfte, der Musik und
dem Gesänge mit Einschlufs der Orgel die dreizehnte,
verschiedenen Rechtsfragen die letzte Unterhaltung ge-
widmet. Es werden mithin alle dem Priester in Bezug
auf seine Kirchengebäude obliegenden Interessen ver-
handelt, und die dabei zu Tage tretenden Grundsätze
und Anschauungen sind so korrekt, die Rathschläge
so zutreffend, dafs von ihrer Aneignung und Durch-
führung reicher Nutzen zu erwarten ist, auch für
deutsche Verhältnisse, die sich auf diesem Gebiete
doch im Allgemeinen mit den französischen decken.
Möge daher das zugleich schön geschriebene, sehr
wohlfeile Büchlein auch bei uns die verdiente Be-
achtung finden! Schniitgen.
Grundrifs der Kunstgeschichte von Wilhelm
Lübke. Zwölfte Auflage, vollständig neu be-
arbeitet von Professor Dr. Max Semrau. I. Die
Kunst des Alterthums. Mit 2 farbigen Tafeln
und 408 Abbildungen im Text. Stuttgart 1899.
Verlag von Paul Neff. (Preis 6 Mk.)
So viel auch an den kunstgeschichtlichen Werken
Lübke's gemäkelt worden ist, es läfst sich nicht be-
streiten, dafs sie zur Popularisirung kunsthistorischer
Kenntnisse und Interessen mehr als alle andern der-
artigen Bücher beigetragen haben, was wohl zumeist
der Anschaulichheit des Vortrages und der Annehm-
lichkeit der Fassung beizumessen ist. Das gilt nament-
lich von seinem Grundrifs, der es zu dem enormen
Absätze von 62 000 Exemplaren gebracht hatte. Trotz
der verbessernden und ergänzenden Hand, die der
Verfasser an jede der elf Auflagen legte, genügte das
Werk doch zuletzt den gesteigerten Ansprüchen der
Kunstforschung nicht mehr, und für eine neue Auflage
erschien eine völlige Umarbeitung nothwendig. Diese
hat Professor Semrau übernommen und für den I. Band,
der das Alterthum umfafst, vortrefflich besorgt. An
Umfang hat dieser um 101 Seiten, an Illustrationen
um 106 Nummern gewonnen, und eine mehr als doppelt
so grofse Anzahl von Abbildungen wurde durch neue
ersetzt, deren Vorzug auch darin besteht, dafs der
schwarze Hintergrund abgedeckt ist. Werden dazu
die beiden Farbentafeln, von denen die eine einer
Wandmalerei aus einem Grabe zu Theben, die andere
der Polychromie eines dorischen Tempels gewidmet
ist, berücksichtigt, so darf der Auswahl und der Aus-
führung der Illustrationen, die gerade bei einem popu-
lären Lehrbuch von der gröfsten Wichtigkeit sind, das
beste Zeugnifs ausgestellt, dem Texte aber nachge-
rühmt werden, dafs er an der früheren Gefälligkeit
nichts eingebüfst, an Wissenschaftlichkeit und Berück-
sichtigung der neuesten, gerade der Antike am meisten
zu Theil gewordenen Forschungsergebnisse entschieden
gewonnen hat. Der neuesten Auflage, welche in 4
Bänden bestehen und ganz bald ihren Abschluls finden
soll, winken daher die besten Aussichten. d-
Die mustergiltigen Kirchenbauten des
Mittelalters in Deutschland von Carl Schäfer.
Lieferung 3 und 4. — Von diesem bei Wasmulh
in Berlin erscheinenden Grofsfolio-Werke, dessen beide
Anfangslieferungen hier bereits Bd. V, Sp. 3b7 auf's
wärmste empfohlen wurden, liegt endlich die Fort-
setzung vor, welche 20 Tafeln umfafst und die farbige
Doppeltafel C D. Die Klosterkirche zu Berlin geben
4 Tafeln wieder, von denen die letzte mit der Innen-
ansicht nach Osten in einer Naturaufnahme besteht.
— St. Elisabeth zu Marburg ist auf 15 Tafeln darge-
stellt, von denen die West- und Choransicht, das
Innere gegen Osten, das südliche Seitenportal nach
Photographien in Lichtdruck wiedergegeben sind, das
Weslportal in Farbendruck. — Die letzten 3 Tafeln
sind der Stiftskirche zu Weissenburg gewidmet. —
Zum ersten Male werden diese drei frühgothischen,
nicht nur kunsthistorisch, sondern auch durch ihre
Vorbildlichkeit überaus wichtigen Baudenkmäler aus
Nord-, Mittel- und Süddeutschland in durchaus zuver-
lässigen Aufnahmen geboten, die auf den sorgfältigsten
Messungen und korrektesten Zeichnungen beruhen.
Von ganz besonderem Werthe sind die in ungewöhnlich
grofser Anzahl, wenigstens bei der Elisabethkirche, bei-
gegebenen Details, welche nicht nur Pfeilerschnitte,
Kapitelle, Sockel, Mafswerk, sondern auch Gewände-,
Pfosten-, Bogen-, Kapitellprofile, Gesimse, Sireben-
köpfe, Gurten, Rippen u. s. w. umfassen und so grofs
und scharf gezeichnet sind, dafs sie für das praktische
wie theoretische Studium als ganz sichere Führer be-
trachtet werden dürfen. Dankbarst ist die Farbentafel
zu begrüfsen, die zu der wichtigen, vom Verfasser mit
besonderer Vorliebe gepflegten Frage nach der Aufsen-
bemalung der Baudenkmäler einen glänzenden Beitrag
liefert, der dazu verlocken müfste, für die Wieder-
einführung derselben, die in einzelnen Fällen vielleicht
noch in Form der Erneuerung möglich wäre, den Weg
zu bahnen. Dieser könnte dann leicht zu glücklicheren
Erfolgen führen, als sie bisher mit wenigen Ausnahmen
für die Innenausmalung der Kirche gewonnen sind,
die zumeist von unzulänglichen Kräften besorgt wird.
— Möge die von dem Verlage gebotene Aussicht auf
schnelle Fortsetzung sich verwirklichen und der bald
erscheinenden V. Lieferung der '1 ext für die beiden
vorliegenden beigefügt werden 1 b.
Malerische Ausschmückung von fCirchen-
und Profanbauten im romanischen, gothischen,
Renaissance-, Barock- urd Rococo-Stil. Heraus-
gegeben von Otto Hammel. 12 Grofsfoliotafeln
in reichstem Farbendruck. Erläuternder Text von
Hermann Leisching. Verlag von Max Spiel-
meyer. Berlin 1899. (Preis 30 Mk.)
Von der kundigen Hand eines Malers und Fach,
lehrers werden hier 12 farbige Tafeln geboten, die
sich mit dem Ansprüche einführen, das dem Bereiche
der mittelalterlichen und späteren Stilarten entnommene
Maleiial zu selbstsländigen Gestaltungen zusammen-