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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Braun, Joseph: Der Paramentenschatz zu Castel S. Elia, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0195

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297

1899. — ZEITSCHRIFT KÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

29S

I

stattungsweise und die auf ihnen angebrachte
Schrift lassen sie als eine Arbeit aus dem
XII. Jahrh. erkennen. Ein Vergleich derselben
mit sonstigen noch erhaltenen Pontifikalschuhen
dieser Zeit läfst das als zweifellos erscheinen.
Ein solcher bekundet aufserdem die über-
raschende Thatsache, dafs damals die bischöf-
lichen Schuhe wie im Norden, so im Süden
die gleiche Form und Beschaffenheit hatten.

Das zweite Sandalenpaar (Abb. 2) gehört
ebenfalls noch dem XII. Jahrh. an. 30 cm lang
hat es eine Kappenhöhe von 13 cm. Die Kork-
sohlen, welche eine Dicke von 2 cm besitzen,
sind an den Seiten und unten mit rothem Leder
überzogen. Das Oberleder besteht aus ur-

mäfsig klein, ein Umstand, der auf das Ende des
XII. Jahrh. als die Entstehungszeit des Sandalen-
paares hinweisen dürfte. Seit der Mitte des
Jahrtausends beginnen die Laschen allmählich
zu verkümmern, bis sie in der ersten Hälfte
des XIII. Jahrh. ganz verschwinden und die
Pontifikalsandale zu einem hohen, geschlossenen
Schuh geworden ist.

Ein vorzügliches Beispiel von Pontifikal-
sandalen der letzten Art ist das dritte Paar
(Abb. 3), welches wir unter den mittelalter-
lichen Paramenten in Castel S. Elia antreffen.
Es hat nach Form und Verzierung grofse Ver-
wandtschaft mit den Pontifikalschuhen des
hl. Edmund von Canterbury (f 1240), welche

Abb. 3. Pontifikalschuh -aus Castel S. Elia. 1. Hälfte des XIIT. Jahrh.

sprünglich weifsem, aber roth gefärbtem und ver-
goldetem Eselsleder. Im Innern sind die Schuhe
mit rothem Leder gefüttert.

Eine besondere Verzierung haben die San-
dalen weder auf dem Vorderfufs, noch an der
Kappe, doch ist das ganze Oberleder mit zahl-
losen Löchlein versehen, welche eine regel-
mäfsige, netzartige Quadrirung bilden und einst
mit Silberstiftchen gefüllt waren. Noch jetzt
finden sich solche in einzelnen Löchlein ein-
genietet vor. Es bildet also auch das zweite
Sandalenpaar den Beweis, dafs die kleinen
Durchbrechungen des Oberleders, wie sie den
Pontifikalschuhen des XII. Jahrh. eignen, zur
Aufnahme von silbernen Nieten verwendet
wurden. (

Die Laschen zum Anbinden des Schuhes sind
noch ziemlich gut erhalten, doch schon verhältnifs-

zu Pontigny aufbewahrt werden. Die Länge
des Schuhes beträgt 30 cm, die Kappenhöhe
16 cm. Die Korksohlen sind hier 2V2 cm dick.
Inwendig sind die Sandalen mit rothem Leder
ausgefüttert, während die Sohlen unten mit
dunkelbraunem, seitlich mit vergoldetem Leder
bekleidet sind. Das Oberleder hat gegenwärtig
eine tiefbraune Färbung, ursprünglich war es
jedoch mit grüner Farbe überzogen, von der
sich noch verschiedene Spuren erhalten haben.
Ueber den Spann zog sich einst der Länge
nach ein vergoldeter Lederstreifen. Ein ähn-
licher Streifen an den Seiten ist noch vorhanden.
Im Uebrigen ist das Oberleder mit Ranken ro-
manischer Bildung, wie sie auch sonst an den
Pontifikalschuhen aus der zweiten Hälfte des
XII. und der ersten des XIII. Jahrh. vorkommen,
gänzlich übersponnen. Wir treffen diese aus
 
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