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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Segmiller, Ludwig: Randglossen zum letzten Bijouteriewettbewerb
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0060

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WIENER SERAPIS-FAYENCEN

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WIENER SERAPIS-FAYENCEN
□ Die Wiener Serapis-Fayencen, von denen Robert
Breuer in der vorigen Nummer schon nach einer
Ausstellung bei A. Wertheim berichtete, werden hier
in einigen Abbildungen vorgeführt, wobei zu bedauern
ist, daß man nicht auch die Farben, die neben den
schönen Formen ihren Hauptreiz ausmachen, wieder-
geben kann. Das tiefe Schwarz steht sehr pikant
neben dem aufgelegten Gold, neben dem Silber,
Karminrot, Gelb und Violett. Den Formen ist ein
lyrischer, orientalischer Anklang eigen, der aber nie-
mals vergessen läßt, daß man es mit den Schöpfungen
ultramoderner Künstler zu tun hat. Ein ehemaliger
Schüler Prof. Josef Hoffmanns in Wien, der Architekt
K Klaus, hat sich mit Charles Galle und dem Maler
Slaudigl zusammengetan, um in Serien von Vasen
und Tellern den Anregungen, die ihnen von dem
technischen Verfahren und seinen Möglichkeiten ge-
geben wurden, formalen Ausdruck zu verleihen. Die
Firma Wahliß verdient für die, sicher erst nach vielen
Versuchen so präzise erreichte Ausführung und für
die dankenswerte Bereicherung der für Fayencen ver-
wendbaren Farbenskala alles Lob. F. H.

(Fortsetzung von der vorigen Seite)
ländischen Arbeiten fielen eigentlich nur die Dänen, Schule
Jensen und die Wiener, Schule Koloman Moser auf. Däne-
mark legte ziemlich gleichwertige Entwürfe vor, die aber
wegen ihres barocken, gemuschelten Charakters wenig an-
sprachen. Die Wiener Schule dagegen erhielt in Gruppe
IV Kleinsilberwaren den ersten Platz (die Verfasser be-
finden sich allerdings in Hamburg.) Auch sonst war die
Wiener Schule, deren Eigenart sich in einer breiten Stili-
sierung äußerte, die freilich etwas naturalistisch ist, öfters
zu erkennen.
Unter den deutschen Einsendungen ragten besonders
die Münchener und Stuttgarter hervor. Der Einfluß von
J. Diez hat in den Arbeiten Pölmanns befruchtend gewirkt,
während in den Blättern von Maria Ellerstorfer ein durch-
greifendes Studium alter Vorbilder beweist, daß sich alte
Formelemente erfolgreich in moderne Werte umsetzen lassen.
Bei den Stuttgarter Arbeiten ist P. Haustein Pate gestanden,
während der Pforzheimer K. Walz seinem Lehrer Hilden-
brand manches zu verdanken hat. Anderen Einsendungen
liegen Anregungen durch Ernst Riegel und Bruno Mauder
zugrunde. Die übrigen Arbeiten ließen zwar fast immer
ihre Ursprungsstätte Gmünd, Hanau, Pforzheim erkennen,
erhoben sich jedoch nicht über die Höhe und Art, die
man von diesen bedeutenden Fabrikationsstädten gewohnt
ist. Damit wären wir an einer Beobachtung angelangt,
die schon wegen der Konsequenzen geeignet ist, größeres
Interesse zu beanspruchen. Zunächst muß hervorgehoben
werden, daß das Preisgericht mit Recht jene Entwürfe vor-
zog, die sich durch Eigenart und gute Empfindung neben
gewandter Darstellung und praktischer Ausführbarkeit aus-
zeichnen. Manche andere tüchtige Arbeit mußte daher
für Ankäufe zurückgelegt werden, während sich die er-
wähnten Schulen Preise sicherten. Mit Ausnahme je einer
Arbeit aus Gmünd (von Albert Holl) und Pforzheim (von
K. Walz und O. Engelsberger) fielen also die Preise nach
Kunststädten, die im wesentlichen nicht den alleinigen
Charakter einer Bijouteriestadt tragen. Dieser Umstand
ist bedingt durch den nivellierenden Einfluß der geschäft-
lichen Massenproduktion, die in ihren Artikeln auf jede


Klaus, Galle und Staudigl, Serapis-Fayencen
ausgeführt durch Ernst Wahliß in Wien
 
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