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Allgemeine Literaturzeitung: Supplemente zur allgemeinen Literatur-Zeitung — 1785 (1787)

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Supplemente zur Allgemeinen Literatur-Zeitung vom Jahre 1785 - Erste Lieferung
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Numero 9
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https://doi.org/10.11588/diglit.47940#0043
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35'

ZUR A. t. 7.

satzes, wodurch er auf dem Titel die Benennung
Arithmetica forensis so weit ausdehnt, hingehen
laden, wenn er lieh übrigens nur einen ordentlichen
Plan gemacht, und bey der Ausarbeitung dieses
Buchs gehörige Ueberlegung, Sorgfalt und tleiis
angewandt hätte. Aber was tollen denn die An-
fangsgründe der gemeinen theoretischen Arithmetik,
( die Lehre von der Numeration und die ganz ge-
meine Regel de Tri nicht ausgenommen, > in einer
Anweisung zur juristischen, politischen , ökonomi-
schen Rechenkunst, und so ferner? Dass Anwen-
dungen vonTheorieen dieto Theorieen selbst veraus-
setzen, tollte doch wohl bekannt seyn! Wer die
Mechanik, die Optik, die Astronomie lehren will,
fodert, dass die reine Mathematik bekannt sey;
was würde man Tagen, wenn jemand unter dem Ti-
tel: Mechanik, erst die ganze reine Mathematik,
und untermischt oder hinterher die Anwendung der-
selben in der Machanik liefern wollte? Aber viel-
leicht findet man hier die Anfangsgründe der theo-
retitohen Arithmetik vollständiger, ordentlicher, und
überhaupt so behandelt, dass sie deswegen nicht
wegbleiben durften. Man nehme einen. Abschnitt,
welchen man will, und prüfe. Der miilste wenig
arit^metische Schriften kennen, dem Herrn R. Ar-
beto in diesem Stück nicht durchaus überssüssig er-
schiene. Ueberhaupt verspricht dieser Theil, wenn
man die Rubriken desselben ansieht, viel Belehrung,
giebt aber, wenn man ihn wirklich zu Rathe zieht,
desto weniger. Wollte zum Beyspiel jemand die
Berechnung der Leibrenten lernen, so fände er S.
372. §. 331 die Aufgabe: Die Leibrenten durch
Progressionen und Logarithmen zu berechnen; da-
bey das Exempel: Seriectus giebt 50:0 Rthlr. auf
Leibrenten, wovon er jährlich 5 pro Cent und 50
Thaler zu geniessen hat, ist die Frage, in wie viel
Jahien er Capital undZinsen verzehren könne? und
in der Ausrechnung dieses Exempels besteht der
ganze Unterricht, den er erwarten dars. Wer die
Logarithmen sonst noch nicht kennen gelernt hat,
wird durch das, was im 23sten Hauptstiicke auf ein
Paar Seiten darüber getagt ist, sie ebenfalls nicht
kennen lernen; und.für jeden andern ist dieses vol-
lends höchst überssüssig, Muss- lieh nicht der Poli-
tikerfreuen, wennerS. -jS unter dem Titel politifche
Ausgabe ausgerechnet findet, dass man mit 20 Thlr..
10 Gr. 4 Pf. zwey Monat auskommen kann, wenn
man alle Monat 10 Ihlr. 5 Gr. 2 Pf. braucht? und
der Oe'.onvm, wenn er S. 138 belehrt wird, dass
8 Personen in 9 'Lagen eben so viel verzehren kön-
nen, als 6 in 12? und der Hydrotechniken wenn
ihm S. 330 die Aufgabe gelöset wird: Einer hat
ein Schütt, dessen Oessnung 2Fuss hoch und 2Fuss
breit ist, und lässt dadurch alle Viertelstunde 2000
Eimer Wasser laufen; ein anderes Schütt ist 2 Fuss
hoch und 4F. breit, wieviel Wasser läuft dadurch in
12. Stunden? Da. man dergleichen aurerlefene Auf-
gaben hier in Menge antrifft, so wäre es offenbare
Ungerechtigkeit, zu verlangen, dass Herr R. den
Politiker z. B. auch darüber, hätte belehren tollen, was

eigentlich unterLeibrefstOft ΖΪ1 vörstehen sey? was
es für verschiedene Arten derselben gebe? was bey
einer jeden Art berechnet werden könne, und wie?
woher man in einzelnen und wirklichen Fällen die
zur Berechnung nöthigen Data erhalten könne?
was für Vorsichtigkeitsregeln dabey nöthig sind?
u. d. gl. Aus eben dem Grunde wird der Oeko-
nom so billig seyn, und es Herr R. nicht iibel aus-
legen , dass er ihm nicht gesagt, wornach er sich
zu erkundigen habe, wenn er zum Beyspiel einen
Anschlag von einer Brauereys einer Kalkscheune
oder auch wohl von einem ganzen Gute machen
will, wie er im vorkommenden Falle die ihm nöthi-
gen Data aus andern ihm gegebenen finden, und
darauf den intendirten Anschlag anfertigen miisse?
Kurz dieser Theil entspricht der Absicht, welche
sich Herr R. dabey hätte vorsetzen sessien , auf keine
Weise, und obgleich hie und da em Stümper ihn
für sich lehrreich finden kann, so ist doch dadurch
weiter nichts geleistet, als dass die Zahl der schlech-
ten Rechenbücher um eins vermehrt worden ist.
Pirmasens, gedruckt bey Seelig und zu ha-
ben bey dem Verfasser: Ezh/rztun^ in die Mathema.-
tifchen IHiJfensc hasten, zum Gebrauche der Buchswei-
lerfchen Gymnaßums, von ss oh. Schiveighäuser. Er-
ster und zweyter Curs, 159 S. Dritter Curs, 21.5
S, 1784 und 1785 8·· ’
Kein, billig denkender wird Herrn Schweighäufer
tadeln, dass er zu seinem Gebrauche diese Einlei-
tung geschrieben hat. Auch kann er sich versichert
halten, dass der Fleiss, den er darauf verwandt,
nicht verkannt werden wird, obgleich der W eg,
den er eingeschlagen ist, nicht so ganz durch die·
Kunst bloss geebneter und methodisch gemachter
Weg des gesunden Verstandes ist, wie das- hier, al-
lerdings erforderlich war. Wir nehmen, hier die
drey ersten Curse dieser Einleitung zusammen, weil
ße für diejenigen bestimmt sind,, die sich. nicht den
Wissenschaften widmen wollen, um ihnen-wenigstens
so viel von Rechenkunst beyzubringen, als jeder
Mensch,. als Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft,
davon wissen muss.. In Anssehung der Sachen lässt
sich in einem solchen Buche nichts besonders erwar-
ten.. Der erste Curs enthält" Vorschriften für Leh-
rer, über, die Art", den ersten Anfängern die nöthi-
gen Begriffe von den Zahlen, und die Addition,
Subtraction, Mulriplication und Division, so weit
sie, ohne die Feder in der Hand zu haben, ausge-
iibet werden können, beyzubringen; der andere ist
ein Verssuch eines sokratischen Vortrags der ssöge-
nannten 4 Species der Rechenkunst; und der dritte·
enthält Anmerkungen über die 4 Species, die Leh-
re von den gemeinen Brüchen , die Lehre von den
genannten Zahlen, und die Regel de Tri, nebst ei-
nigen darauf gebauten Rechnungsarten; Was die
Methode betrifft, so hat sich Herr Schw.·Mühe ge-
geben r die erforderlichen Mittel zu gebrauchen,
um seinen Vortrag fasslich und zweckmässig ein.u-
richten , ist aber, die Wahrheit zu geliehen, hoch-
12- Heils
 
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