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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 47 (18. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0374
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Seite 370.

Antiquitälen-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammelwesen und Alterthumskunde.

Nr. 47.

Skromowska Wola. Wladislaus II., 1139—1146, und
Boleslaus IV. Kedzierzawi, 1148—1174, setzten die
Denarprägung in stärkerem Grade und mit oft wechseln-
den Typen fort. Zu Ende der Regierung des letzteren
treten die ersten kleinen Brakteaten auf, besonders ist
aber deren Blüthezeit unter Miesco III., 1173—1177
und 1195—1202; sie tragen lateinische, hauptsächlich
aber hebräische Aufschriften, ein Beweis, daß damals,
wie ja auch späterhin noch, die Juden als Münzbeamte
und Münzpächter in Polen zugelassen waren und einen
nicht unbedeutenden Einfluß im Münzwesen sich zu er-
ringen verstanden hatten. Die hauptsächlichsten Funde
von Miesco-Brakteaten sind die von Glebokie, Klusz-
borskie und Wieniec. Die von den polnischen Numis-
matikern gegebenen Auflösungen einer Anzahl hebräi-
scher Umschriften auf diesen Brakteaten haben sich als
unrichtig erwiesen. Anderweit kommen solche Aufschriften
nur höchst selten vor. Kasimir II. Sprawidliwy, 1177
—1195, hat drei Brakteatentypen mit seinem Namen
gezeichnet, dann aber einige besonders interessante mit
der Aufschrift einer Kardinaltugend, wie LIVL8, VIR-
1V8, auch mit VLXLLRV (vsi), ORVX, 8IKLIVX,
^.(jVIL^ hinterlassen. An Leszek Bialy, 1207—1227,
werden die Brakteaten LI8L, LI8LV8 XROL und
der Denar mit LL810V8 gewiesen, während Wladis-
laus III. Laskonogi, 1202 bis 1207, wieder einen
großen Brakteaten (von der Art des schon unter Boles-
laus III. erwähnten) mit -i- OVX VL^VI2L^V8 und
einem Stier vor einem Baume und außerdem Gnesener
Brakteaten mit dem Namen des heiligen Adalbert, auch
solche und Denare mit des heiligen Wenzel's Namen ge-
schlagen hat. Die Münzen Boleslaus' V. Wstydliwy,
1228—1279, und Boleslaus' Pobozny, 1257—1279, von
einer etwas abweichenden Fabrik, lassen sich nicht immer
mit Sicherheit auseinanderhalten, doch dürfte des Erste-
ren Prägung umfangreicher sein; eine Anzahl solcher
Brakteaten, in den polnischen Münzbüchern aufgeführt,
gehört richtiger an Boleslaus den Hohen von Schlesien,
1163 bis 1202. Mit drei seltenen Pfennigen Wladis-
laus' Lokjetek, 1296 bis 1333, schließt die Denar- und
Brakteatenperiode in Polen, die einen vielseitigen Wech-
sel in den Typen, wie auch in Schrot und Korn hat
erkennen lassen. Leider macht sich für diese Zeit der
Mangel an urkundlichem Material sehr fühlbar, so daß
auf ein näheres Eingehen auf die eigentliche Münz-
und Geldgeschichte wenigstens vorläufig verzichtet werden
muß. Zur Erläuterung des Vortrages legte Herr Dr.
Bahrfeldt eine große Anzahl der besprochenen Münzen
aus seiner Sammlung vor.

Berichte aus Vereinen.
Neuhaldenslcben. (Allerverein).
Am 21. Oktober hielt der Allerverein
unter dem Vorsitze des Gymnasiallehrers
Brunotte seine Herbstversammlung ab.
. Der Vorsitzende machte der Versammlung
Mittheilung von dem Ableben des Con-
servators Sachse. Zur Ehrung des um
die Sammlungen des Vereins hochverdienten Verstorbenen
erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. In der
Sitzung wurden folgende Vorlagen gemacht: Der Vor-
sitzende zeigte einen aus gestopften Siebenschläfer herum,
der im Erxleber Walde gefangen wurde. Außerdem
legte er Velpker Sandsteinproben mit Gletscherschliffen
vor und berichtete über aufgefundene Gletscherschliffe in
den Hundisburger Grauwackenbrüchen. Maaß I.-Alten-
hausen übergab ein Steinbeil von der Feldmark Brand-
lohden bei Bodendorf und eine Buntsandsteinplatte mit
einem tangähnlichen Pflanzenabdruck aus dem Allerhäuser
Steinbruch. Apotheker Bodenstab legte Bohrerdproben
aus dem Stadtterrain vor, die eine starke Durchsetzung
mit Braunkohle aufweisen. Sie entstammen einer Tiefe
von etwa 6 Metern. Kaufmann Schulz reichte Koproli-
then herum, die aus dem Abraumwerke der Alvensleber
Sandsteinbrüche herrühren. Kaufmann Schneidewindt
und Lehrer Tripler von hier legten verschiedene alte
Münzen vor. Apotheker Bodenstab hält sodann einen
fesselnden Vortrag über die Ergebnisse der neuesten Mars-
erforschungen von Chiaparelli. Dem Vortragenden sprach
der Vorsitzende den besonderen Dank der Versammlung
aus. Maaß-Altenhausen berichtet über den Eingang
der historischen Grundkarte des Kreises Neuhaldensleben
von der historischen Commission der Provinz Sachsen,
zwecks Eintragung der Dorfwüsten, Grubenfelder, Denk-
mäler, Warten u. s. w.; der Aufgabe der Einzeichnung
wird sich der Berichterstatter unterziehen.

Bibliotheken, Sammlungen,
Museen, Ausstellungen.
Weimar. (Das hiesige Lisztmu-
seum) hat einen sehr erwünschten Zu-
wachs bekommen: die Broncegießerei
Gladenbeck zu Friedrichshagen bei Ber-
lin hat nach dem Modell des Bildhauers
Ezechiel zu Rom eine halb lebensgroße
Bßste von Liszt, im späteren Lebensalter
ausgenommen, angefertigt und dem Lisztmuseum nebst
einem Bilde des Meisters sowohl im Namen des Künst-
lers, wie im Namen der genannten Gießerei verehrt.
Berlin. (Dem Märkischen Provinzialmuseum)
droht ein Verlust, der im Interesse der Alterthums-
forschung nur zu beklagen sein würde. Im Museum ist
z. Z. auch eine größere Anzahl Alterthumsfunde aus
der Uckermark untergebracht, die dem Museum widerruf-
lich überwiesen sind. Jetzt ist in der Uckermark der Ge-
danke aufgetaucht, ein Museum für Alterthümer in Prenz-
lau zu begründen. Der Gedanke hat anscheinend Anklang
gefunden; man will die dem Provinzialmuseum über-
wiesenen Sachen zum Grundstock des neuen Museums
machen. _

Technische Notizen.
Nußbaumrnöbcl. Dem Ausschlage von Nußbaum-
möbeln vorzubeugen, wasche man dieselben mit einem

mäßig angeseuchteten Fensterleder unter Anwendung
einiger Körperkraft. Der Uebelstand wird überhaupt
vermieden, wenn die Möbel alle Wochen in dieser Weise
gereinigt werden, denn dann kann sich das wegen un-
vollkommenen Aufpolirens zeitweise ausschlagende Oel
nicht mit Schmutz zu Schmutzflecken vereinigen. Zur
Politur empfiehlt es sich am besten, aufgelösten Schellack
zu verwenden, der in jeder Droguenhandlung zu haben
ist; V4 Pfund guter Schellack ist mit 1 Liter Spiritus
einige Tage gut verkorkt in einer Flasche stehen zu
lassen, und dann ist die beste Polirtinktur fertig.
Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.
(Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. SLmmt-
ltch« Fund-Rachrichten stammen ausnahmslos aus der neuesten Zeit.
Einsendungen stet» erwünscht. Bei Zeitungsausschnitten ist ,u be-
merken, aus welchem Blatt« sie stammen.)
Bitte!
Bielsach finden sich in Lokal- und anderen Blättern Mittheilungen
über Ausgrabungen, Entdeckungen und Funde, welche in solchen
Zeitungen wenig beachtet werden und bedauerlicher Weise bald der
Vergessenheit anheimfallen. Wir bitten daher die Freunde unsere«
Blattes um die Zusendung solcher Notizen per Streifband (Porto
s Z.), damit dieselben für di« Wissenschaft nutzbar gemacht werden
Der Herausgeber eine« Blatte« in Amerika
wendet fich mit den Worten an das Publikum:
»Wenn Sie irgend etwa» wissen, was zu wissen
interessant ist, und war wir eigentlich wissen soll-
io::, und von dem Sie wissen, daß wir eS nicht
wissen — bitte, lassen Sie eS un» wissenI" —
DaS gilt auch für unsere geneigten Leser.
Altenburg a. N., Württemberg. (Zu den Aus-
grabungen) bei Altenburg am Neckar wird berichtet, daß
man es mit keinem römischen Kastelle zu thun habe.
Jedenfalls aber handle es sich um eine sehr alte starke
Befestigung. Die Mauern sind durchgängig 3,30 m dick
und nach einer Vermuthung des Professors Hettner aus
Trier durch Feuermauerung hergestellt, wie man sie bei
Ringburgen trifft. Die Befestigung bildet ein Viereck,
von dem drei Seiten etwa 100 bis 110 m und eine mehr
als 130 m mißt.
Welzheim, Württ. (Ein zweites Kastell.) In den
letzten Tagen wurden hier die Umfassungsmauern eines
zweiten (etwa dreimal so großen als das jenseits des
Pfahldamms gelegenen) römischen Kastells bloßgelegt.
Die Länge beträgt etwa 240 w, die Breite 180 m.
Durch das Kastell führt die Welzheim—Schorndorfer
Poststraße. Da im Kastellinnern Häuser stehen und
Baum- und Gemüsegärten angelegt sind, so konnte bis
jetzt vom Prätorium noch nichts entdeckt werden.
Köngen, Württ. (Ausgrabungen.) Bei dem Dorfe
Köngen am Neckar, oberhalb von Stuttgart, hat, wie
bereits gemeldet, Dr. Mettler (vom Stuttgarter Karls-
Gymnasium) als Streckenkommissär der Reichs-Limes-
kommission ein römisches Kastell ausgegraben. Dabei
wurde u. A. eine Statue der Epona, der keltischen
Schutzgöttin der Pferde, gefunden. Zu Anfang dieses
Monats haben General-Lieutenant z. D. von Sarwey,
der miltärische Dirigent der Reichs-Limeskommission,
und Professor Dr. Hettner aus Trier diese Ausgrabungen
besichtigt. Im Allgemeinen hat sich gezeigt, daß die Ge-
bäude besser erhalten sind, als ursprünglich angenommen
wurde. Dies gilt besonders von dem Prätorium und
dem Bade. Letzteres hatte eine bedeutende Ausdehnung
und sehr starke Mauern, die sich in der überraschenden
Tiefe von 1,70 bis 2 m befinden. Hier sind sogar noch
die Wasserleitungsröhren theilweise erhalten. Die Heiß-
luftkanäle in den Heizungsanlagen der aufgedeckten Ge-
bäude sind mit großen Backsteinplatten von etwa 75 em
Länge und 50 em Breite gedeckt. Die Lagerstraßen sind
stark gebaut und meist gut erhalten, dagegen ist die Front-
mauer des Kastells gegen das Neckarthal leider fast
ganz zerstört. An die rechtsseitige Kastellmauer ist ein
größeres Gebäude angebaut: eine sonst noch nie beobach-
tete Erscheinung. Gefunden wurden in der letzten Zeit
noch einige Münzen aus der Mitte des 2. Jahrhunderts
mit gut erhaltener Prägung, eine silberne Fibula, ein
chirurgisches Instrument aus Bronce, sowie die Hälfte
einer Schaale aus Siegelerde mit sehr schönen, erhabenen
Verzierungen. Man hofft, im nächsten Jahre auch Theile
der sich an das Lager anschließenden bürgerlichen Nieder-
lassung ausgraben zu können.
Ulm, Württemberg. (Römerfunde.) Zu unserer
Notiz in Nr. 46 schreibt man uns noch: Voriges Jahr
stieß der Gärtnereibesitzer N. Hermann in seinem am
Kuhberg gelegenen großen Areal beim Rigolen auf
Mauerreste. Derselbe machte dem Alterthumsverein hie-
von Mittheilung und unter Leitung von Herrn Bauin-
spektor Braun und Herrn Professor Dr. Drück wurde
nun eine große Strecke des fraglichen Platzes aufgedeckt.
Die Grabungen legten ganz deutliche Fundamente eines
großen Bauwerkes bloß. Die aufgedeckten Mauerreste
sind ohne Zweifel römischen Ursprungs. Sie haben
eine Länge von zirka 40 m und zeigen ganz deutlich die
bekannten römischen Heizeinrichtungen (Hypocausten).
Leider konnten wegen des Anbaues des Grundstückes die
Grabungen nicht weiter ausgedehnt werden und sind
somit die aufgedeckten Ueberreste nur ein Theil des gan-
zen Bauwerkes. Aufgefunden wurden allerlei Geräthe,
deren Zweck zum Theil nicht recht ersichtlich ist, sodann
Waffen und einige römische Münzen. Allerdings wurde
ganz in der Nähe auch ein Broncebeil (sogenanntes Kelt),
wahrscheinlich alemannischen Ursprungs, gefunden. Die
Frage, welchem Zweck das Gebäude gedient habe, ist
vorläufig nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden. Auf
ein sogen. Castrum weisen die Ueberreste zunächst nicht
hin; von Umfassungsmauern rc. ist noch nichts aufge-
funden worden. Eher berechtigt ist die Annahme, daß
es sich hier um eine landwirthschaftliche Niederlassung
handelt. Das Gebäude lag im „Kuhberg." Dieser hat
seinen Namen wohl daher, daß hier einst ein großer
Weideplatz war. Auch könnte es sich, wie Sachver-
ständige meinen, bei der wichtigen geographischen Lage
Ulms und bei dem thatsächlichen Vorhandensein von
Römerstraßen (ganz in der Nähe) um eine Poststation
handeln. Wenn demnach der Zweck, dem einst diese
Gebäulichkeiten gedient haben, auch nicht mit Bestimmt-
heit angegeben werden kann, so ist damit doch soviel

konstatirt, daß bei Ulm thatsächlich eine römische Nieder-
lassung vorhanden war; vielleicht bringt die Zeit weitere
Anhaltspunkte hierüber.
Pforzheim, Baden. (Alemannisches Grab.) Beim
Legen der Gaszuleitung zum neuen Gasbehälter im
städtischen Gaswerk wurde ein alemannisch-fränkisches
Grab aufgedeckt, das nach den beigelegten Gaben —
Schwert, Schild rc. — offenbar einen vornehmen Krieger
aus der Zeit der Völkerwanderung barg. Die interes-
santesten Fundstücke, die durch die Länge der Zeit stark
inkrustirt sind, wurden der städtischen Alterthümersamm-
lung einverleibt.
Radeberg, Sachsen. (Münzfund.) Einen inte-
ressanten Fund machte im benachbarten Fischbach der
Knecht des Oberförsters Franke. Er fand beim Ackern
einen Topf voll Silbermünzen im Gewicht von reichlich«
3 Pfund. Von diesen Münzen stammen die ältesten,
soweit es sich erkennen läßt, aus dem Jahre 1624. Sehr
gut erhalten waren eine Anzahl Speciesthaler. Vielem
der kleineren Silbermünzen hatten sich in Folge von
Oxydation zum Klumpen geballt. Der ungefähre Werth
sämmtlicher Münzen dürfte 300 bis 400 Mark betragen.
Der Fund soll zur Begutachtung zunächst in die Dres-
dener Münze gebracht werden.
Schwarzenhasel, Kurhessen. (Münzfund.) In-
Schwarzenhasel, Kreis Rotenburg, hat, wie man uns-
schreibt, ein Bauer einen reichen Münzfund gemacht-
Unweit des Dorfes beim Ackern eines Grundstückes hörte
er ein klirrendes Geräusch und bei weiterem Nachgraben
fand er, daß der Pflug eine sogenannte Schafschelle be-
rührt hatte, in welcher sich ein bereits vermoderter Le-
derbeutel und in diesem 57 Silbermünzen verschiedener
Größe befanden. Die meisten Münzen waren noch blank,
ein Theil mit Grünspan überzogen, die Mehrzahl noch«
leserlich in der Prägung. Zweifellos hat man es hier
mit einem in Kriegsnoth versteckten Sparpfennig aus«
dem 16. Jahrhundert zu thun. Ein Theil der Münzen
soll sehr selten sein und wird in das Museum in Kassel
abgeliefert werden.
Hillesheim, Rheinprovinz. (Rheinischer Marmor.)«
Die Königliche Regierung zu Trier zeigt großes In-
teresse für die Marmorfunde in der Hillesheimer Kalk-
mulde. Vor einigen Monaten schickte sie einen Sach-
verständigen hin, um das Material auf seine Brauch-
barkeit und Bruchfähigkeit zu untersuchen. Wie derselbe
nun mittheilt, beginnt das eigentliche Marmorvorkommen
in der Nähe von Hillesheim und zieht sich in nördlicher
Richtung über Berndorf. Kerben, Uexheim bis Ahütte
weiter, eine Wegestrecke von zirka 2 Stunden. Auf der
Gemarkung Berndorf wurde ein blau und weißgestreif-
tes Material gefunden, welches viel Aehnlichkeit mit
dem Marmor bei Villmer und Diez a. Lahn hat. Auf
der Gemarkung Kerpen tritt der Marmor in haushohen
Felsen zu Tage. Das Material zeigt dort durchgehends
eine mattrothe Farbe. Wenn diese Farbe auch nicht
gerade schön ist, so scheint das Material doch durchaus
fest zu sein. In Uexheim hat man bereits einen Bruch«
angelegt und Blöcke von 2,50 m Länge, 1—1,20 m Breite
und 0,30 m Dicke bloßgelegt. Es ist dieses allerdings
noch Tagesgestein, jedoch scheint sich in diesem Felsge-
bilde nach der Tiefe zu ein sehr brauchbares Material
zu Bauzwecken, Treppenstufen u. s. w., vorzufinden-
Das Material ähnelt dem belgischen Granit, scheint
aber etwas minderwerthiger zu sein. — Um ein sicheres
Urtheil zu gewinnen, wie das Material in seinen Schich-
ten und Eigenschaften in der Tiefe auf Bruchfähigkeit
beschaffen ist, müßten mehrere große Versuche auf ge-
nannter Strecke gemacht werden.
Halle a. S., Prov. Sachsen. (Münzfund.) Beim
Abbruch eines baufälligen Hauses in einem der ältesten
Stadttheile, der sogenannten Eckstadt, wurde eine Silber-
münze mit folgender Inschrift gefunden: IVIL VX8«
LIOILI VOLI LLSLR LXDSR^XXI? VL80 LILS.
VOX LILS LXI^I^LlLll. Die Münze hat die Größe
eines Fünfmarkstückes.
Magdeburg, Prov. Sachsen. (Ausgrabungen-
im Dom zu Magdeburg.) Seit mehreren Tagen wer-
den in dem hohen Chor des altehrwürdigen Doms mit
behördlicher Genehmigung nach den Angaben des Bau-
raths Angelroth Ausgrabungen vorgenommen. Sie
haben den Zweck, eine unterirdische Kapelle aufzufinden,
die gemäß den Aufzeichnungen des Domherrn Kaspar
v. Ohr (etwa 1650) in der Nähe des Grabmals des.
Kaisers Otto (936—973) vorhanden sein soll. Diese
Arbeiten führt der Premierleutnant Brandt mit einigen
Mannschaften des Magdeburger Pionierbataillons aus.
Unter dem Hochaltar ist nach dem Steinsarg des Kaisers
Otto unter erheblichen Schwierigkeiten ein Minengang,
vorgetrieben. Man hat mehrere hundert Jahre alte,
aber vorzüglich erhaltene Knochen- und Schädelreste
(u. A. auch einen mit Säbelhieb an der Stirn) vor-
gefunden und ist in den letzten Tagen auf verschiedene
kleine Bauwerke gestoßen, die der Vermuthung Raum
geben, daß es gelingen wird, die besagte unterirdische
Kapelle mit ihrem interessanten Inhalt aufzufinden.
Natürlich ist diese unterirdische Erdarbeit wegen der zum.
Theil lockeren Bodenmassen nicht ungefährlich, auch er-
schwert die modrige und durch den Lampendunst ver-
schlechterte Luft das Athmen in den Gängen.
Osternburg, Oldenburg. (Urnenfund.) Auf dem
Gute Drielake, unweit des Wohnhauses, wurde ein prä-
historischer Fund gemacht. Beim Abfahren von Erde
sind in früheren Zeiten dort schon verschiedene Urnen-
scherben gefunden worden. Vor einigen Tagen ist eine
vollständige Urne mit Deckel, der leider zerbrochen, aus-
gegraben, in welcher der Leichenbrand noch sichtbar ist.
Es soll noch eine Urne im Erdreiche sichtbar sein, wegen
des Frostes konnte dieselbe aber nicht gehoben werden.
Pollnow, Pommern. (Funde.) Bei der Neu-
pflasterung des Marktplatzes sind sehr interessante Ge-
genstände einer längst vergangenen Zeitepoche zu Tage
gefördert worden. Man stieß ungefähr in der Mitte
des Marktes beim Ausschachten auf rothbraunen Brand-
schutt, woraus hervorgeht, daß in früheren Jahrhunderten
dort Häuser gestanden haben müssen. In diesem Brand-
schutt wurden eigenthümlich geformte, mit einer Erd-
kruste überzogene eiserne Hand- und Fußschloßkonstruk-
tionen, wie sie früher zur Fesselung von Verbrechern
dienten, ferner Bruchtheile von Partisanen und Helle-
barden, wie sie von den Stadtbütteln und Landsknechten
 
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