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Antiquitäten-Zeitung — 6.1898

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Nr. 6 (9. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61938#0045
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Verbürgte
Auflage 5000.
Zentral-OeganfürSammelweserr,
Versteigerungen «rrd Mterthnmsknnde.
Verbürgte
Auflage 5000.
.Herausgegeben unter M
twirkung bewährter Fachleute von Josef Laut in Stuttgart, Reinsburgstr. 44, Verlagsbuchhan
dlung und Buchdruckerei.
Nr. 8.
Abonnement. S tuttaart. s. Februar L8S8. Anzeige«:
Deutschland u. Oesterreich s.so / .. . Die Nonpareill-z-Ne oder deren
vierteljährlich, Ausland s.— (Erscheint wöchentlich.) Raum so Psg., Auktionen so Pfg.
6. Jahrgang.

A Wiflenschaften sind Gemeingut, weil das Denken
§ und das Denken aus der Quelle des WiffenS 8-

Die Osterburg.

Unweit Bischofsheim v. d. Rhön erhebt sich die
Osterburg (715 Meter), eine bewaldete Bergkuppe, welche
durch einen tieferen Sattel mit dem Arnsberg und
durch diesen mit dem Kreuzberg selbst in Verbindung
steht. Außer Forstleuten und Holzmachern wird sich
seither nur selten Jemand hierher verirrt haben; seit
den hochinteressanten Ausgrabungen aber, die im Jahre
1897 unter Leitung des Forstmeisters Fuchs in Bischofs-
heim stattfanden, wird der Berg in der Zukunft eine
große Anziehungskraft ausüben. Wo die Geschichte
schweigt, weiß immer noch die im Volksmunde fori-
lebende Sage gar vielerlei zu erzählen, das oft einer
geschichtlichen Grundlage nicht entbehrt. So berichtet
dieselbe, daß auf dem Berge einst eine große, mächtige
Burg, die Osterburg, gestanden habe, welche durch Ver-
rath gefallen sei. In dem „Sagenschatz des Franken-
landes" berichtet Ludwig Bechstein: „Am Fuße des
Äreuzberges, gegen Bischofsheim hin, liegen die ge-
ringen Reste einer Burg, die Osterburg, die einst, nach
ihrer Umwallung zu urlheilen, einen bedeutenden Um-
fang hatte, deren Geschichte aber in Dunkel gehüllt ist;
ebensowenig kannte man ihre Besitzer, doch will
die Sage, daß sie das Stammhaus Bischof Heinrich
IV. von Würzburg gewesen sei, welchen man, seines
sparsamen Haushaltes halber, „Käs und Brod" nannte.
Sie fand ihren Untergang in den Zeiten wilder Fehde,
welche die Besitzer dieser und aller Nachbarburgen mit-
einander hatten, deren Streben kein anderes schien, als
sich gegenseitig aufzureiben. Die Osterburg erhielt ihr
Trinkwasser von einer Quelle am Fuße des nahen
Arnsberges. Als nun der Feind die Burg, wiewohl
lange vergeblich, umlagert hielt, fand sich ein altes
Weib, welches von den Rittern der Osterburg gekränkt
worden war, und deßhalb aus Rache und gegen Sold
den Feinden den Lauf der unterirdischen Wasserleitung
verrieth. Hierauf wurde den Belagerten das Wasser
abgegraben und so die Burg zur Uebergabe gezwungen
und zerstört. .Eine Strecke von dem Thore in Bischofs-
heim wird noch ein Säulencapitäl gezeigt, das von der
zerstörten Osterburg herrühren soll, und in die Zeit
des achten bis zehnten Jahrhunderts zu gehören scheint."
Das sehr gut erhaltene Säulenkapitäl befindet sich
zur Zeit beim Forstmeister Fuchs in Bischofsheim und
ist ohne Zweifel uralt. Es ist durchaus nicht unwahr-
scheinlich, daß dasselbe von der Osterburg herrührt, ob-
wohl das schwer zu beweisen sein wird. Werden durch
die fortgesetzten Ausgrabungen gleichartige Säulenreste
an's Tageslicht gefördert, so ist damit auch die Her-
kunft dhs Säulenknaufs festgestellt.
Waren auch die Trümmer der ehemaligen Burg

vollständig mit Wald bedeckt, so deutete doch schon der
tiefe Wallgrabe» mit Besium.itheit aus eine ehemalige
Burg hin. Nach Osten zu ist gegenwärtig so ziemlich
die ganze Längsseite des Schloßgemäuers, in dem sich
ein schmaler Thorbogen und eine Thürschwelle befindet,
freigelegt, am Ende gegen den Arnsberg zu befindet
sich der Grundbau eines Thurmes von 3 m Mauerdicke,
der runde Thurm am entgegengesetzten Ende hat bei
einem Durchmesser von 10 m eine Mauerstärke von 1>/g
m und ist allem Anschein nach ein großmächtiges, stolzes


Brust mit Kragen, Bauchreifen und geschobenen Beintaschen, mit in
goldgeätzten Zügen und figuralen Darstellungen. Der Rüsthaken ist
in das Bruststück zurückzuschieben. Von einem Harnisch Kaiser Karl'S
V., den derselbe 1S4S vor Ingolstadt getragen hatte. Deutsche Ar-
beit von ISIS.

Bauwerk gewesen. Auf der Seite gegen Frankenheim
stieß man auch auf Kellergewölbe. Das Mauerwerk
hat vielfach noch ein so frisches, neues Aussehen, als
ob es erst vor kurzer Zeit fertiggestellt worden sei.
Allem Anschein nach ist die Burg nicht sehr lange nach
ihrem Aufbau zerstört worden.
Die bei der Ausgrabung aufgefundenen Gegenstände
sind in der Wohnung des Forstmeister Fuchs aufbe-
wahrt. Darunter befinden sich zahlreiche Thierknochen-

überreste, besonders von Wildschweinen, Hufeisen von
Pferden und Maulthieren, Schlüssel, Schnallen, die
auch jetzt noch nicht viel anders verfertigt werden;
Sporen, Pfeilspitzen, Nägel, eine kupferne Schüssel,
Bruchstücke von rohgeformten Krügen, Töpfen und Dach-
ziegeln; sehr gut erhaltene Backsteine, welche die jetzt
gebräuchlichen an Größe und Stärke übertreffen. Auch
ein Fußbodenbelag aus Backsteinen liegt vor, dessen
Verband so zweckmäßig ist, daß er heute noch als
Muster zur Nachahmung dienen könnte. Hochinteressant
ist ein 62 Centimeter hohes Bild aus grauem Sand-
stein, das zwei Löwen darstellt, welche einen Mann um-
fassen und am Halse drosseln, und das offenbar in das
Mauerwerk, vielleicht als Säulenaufsatz eingefügt war.
Dasselbe läßt sich schwer deuten und ist möglicherweise
eine Anspielung auf ein wirkliches Vorkommniß. — Die
bereits aufgefundenen Ueberreste lassen mit Bestimmtheit
erwarten, daß bei Fortsetzung der Ausgrabungsarbeiten
noch eine Menge anderer Gegenstände von geschichtlichem
Werthe zum Vorschein kommen, welche vielleicht über
die Burg selbst einigen Aufschluß g>ben. Jetzt müssen
immer noch Unmassen Schutt und Steine aufgeräumt
und weggeschafft werden, damit es Platz gibt. Allein,
dazu gehört vor allem Geld und es ist daher dringend
zu wünschen, daß Forstmeister Fuchs in seinem löblichen,
anerkennenswerthen Streben die nöthige allgemeine Un-
terstützung findet. Auf Veranlassung des Königlichen
Regierungspräsioenten von Unterfranken hat ja jüngst
auch der unterfränkische Landrath in rechter Würdigung
für die Förderung der Ausgrabungen 500 Mk. bewilligt.

Eine Prager Privatgalerie.
Von
Dr. F. X. Harlas.
(Schluß.)
Dasselbe gilt von dem signirten Roelant Savery,
einem zur Zeit Kaiser Rudolf II. in Prag ansässigen
Künstler der holländischen Schule. Es ist eine Land-
schaft mit kämpfenden Hengsten von gediegener Aus-
führung, tüchtiger Zeichnung der Thiere und energi-
schem Kolorit. Wiederum ist der gute Zustand des
Bildes, bei wohl erhaltener Signatur, mit ein Moment
der hohen Werthschätzung und läßt es als eines der
bedeutendsten in der Galerie gelte
Das Wohlgefallen des Kenne.s erregen die schönen,
klaren Landschaften von Salomon Ruysdael, Jakob
Ruysdael, Jan van Götzen und ein Wynants, dessen
feine Malweise auf diesem Werke vortrefflich ausgeprägt
ist, da sie zu der Wirkung des Bildes in dem mittel-
großen Format das ihrige beiträgt und den Blick in
die Ferne, bei niedrigem Horizont, auf's täuschendste
hinausschweifen läßt. Als ein gutes Gegenstück hiezu
könnte die saftig gemalte, größere Landschaft von Gas-
pard Dughet, genannt Poussin, angeführt werden, ein
Bild, das jedem modernen Landschaftsmaler plausibel
erscheinen wird, so wahr und frisch ist es aufgefaßt
 
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