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Antiquitäten-Zeitung — 6.1898

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Nr. 38 (21. September)
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Verbürgte
! Auflage 5000.
Offizielles Organ des Vereins zur Erbauung eines „Deutschen Reichsmuseums" in Stuttgart.

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Versteigerungen und Altertumskunde.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Josef Laut in Stuttgart, Reinsburgstr. 44, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckers

Nr. 38.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich 2.50.
vierteljährlich, Ausland 3.—.

Stuttgart, 21. September 18S8.
(Erscheint wöchentlich.)

Anzeigen:
Die Nonpareillezcil« oder deren
Raum so Pfg., Auktionen SV Pfg.

6. Jahrgang.

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Das Bienenwachs und seine
Bedeutung im Alterthnm.
Von Reallehrer Beßler in Ludwigsburg.

Der Typus aller wachsartigen Stoffe ist das Bienen-
wachs, das besonders im Alterthum allgemein bekannt
und geschätzt war. Schon die alten Aegypter und
Hebräer kannten den Werth und die Bedeutung des Wach-
ses, namentlich zu medizinischen Zwecken, was aus Stellen
der Bibel zur Genüge heroorgeht. In Griechenland wett-
eiferten Dichter. Philosophen und Pädagogen, die Bienen-
produkte, den Honig und das Wachs immer wieder
zu verherrlichen. „Das angenehmste Geschenk für dieGötter"
— sagt Sophokles — „ist der Biene wachsgebildetes
Werk." So ist es begreiflich, daß sich bei den Helenen
bald ein ausgedehnter Wachshandel bemerkbar machte.
Man kaufte die Wachswaaren in mannigfaltigster Form
bei dem Wachshändler. Dieser führte und verkaufte
auch vielfach „Wachsfackeln", deren man sich bei feier-

lichen Aufzügen, Hochzeitsfesten u. dgl. bediente. Auch
Wachstäfelchen, auf welche man mit einem Griffel
Notizen schrieb, die man mit der spatenförmigen Seite
des Griffels wieder verstrich, bildeten bei den Griechen
einen ganz beliebten Handelsartikel.
Das Wachs wurde vielfach als konservirender Ueber-
zug verwendet, so z. B. wurden Metalle, Lampen

Klosterhos der Kirche in Alpirsbach. (Text Seite soo.)


u. dgl. durch einen ganz dünnen Wachsüberzug behufs
Vermeidung der Oxydation zu erhalten gesucht.
Der berühmte Arzt Galenus giebt z. B. genauen
Bericht über die Art der Bereitung von Heilsalben aus
Wachs. Ein späterer Schriftsteller aus dem 6. Jahr-
hundert v. Chr., Alexander aus der Stadt Tralles,
weiß von feuchten Wachsumschlägen zu berichten, und
wenn Manetho von Harren erzählt, die mit Wachs

überzogen waren, so darf man an Wachsmasken unr
Wachsperücken denken, auch wohl an Wachspomade zud
Bezwingung widerspenstiger Haare.
Uralt war die Sitte bei den Griechen, durch Wachs
Petschaften und Siegel herzustellen. Die Notiz- und
Hilfsbüchlein, welche der Grieche bei sich führte, um
kluge Gedanken und Einfälle sogleich festzustellen oder
geschäftliche Notizen zu machen, waren dünne mit
Wachs überzogene Täfelchen von Holz, worauf man
mit dem Griffel die Schrift eingrub und dieselbe,
wenn sie bedeutungslos geworden, mit dem breiten
Ende des Griffels wieder verstrich. Auch Briefe
wurden auf solche Wachstäfelchen geschrieben: wohl
auch vertraten solche Täfelchen die Stelle unserer
Visitenkarten. Besonders Pflegte man, darauf Testa-
mente zu schreiben, weil die veränderte Willensmeinung
des Testators sich auf dem schmiegsamen Wachse am
besten biegen und abändern ließ. Höchst praktisch waren
diese Täfelchen für die Schuljugend, welche darauf ihre
Schreib- und Zsichenstudien mit Eifer betrieb. Daß
die schmiegsame Wachstafel dem jugendlichen Griechen
ein willkommenes Schreibmaterial bot, seinen Witz zu
üben und Allotria zu treiben, darf uns bei dem aufge-
weckten Sinn der griechischen Jugend keineswegs Wunder
nehmen. Mit dem von den Tafeln heimlich abgekratzten
Wachse versuchten sie nicht selten ihr Künstlertalent zu
fördern, indem sie hinter dem Rücken ihrer Lehrer
Figuren von Häusern, Thieren, Naturgegenständen und
Pflanzen, und muthwilliger Weise zuweilen auch von
der Person des Lehrers selbst formten, namentlich
wenn dieser ein körperliches Gebrechen hatte oder bei
dem Unterricht Sonderbarkeiten zeigte. Aber auch zu
ernsthaften Arbeiten der Plastik wurde bei den Grie-
chen das Wachs verwendet. Die Puppenbildncr oder
Wachskünstler traten mit den Bildhauern in regen
Wetteifer durch Herstellung kunstvoller Wachsbilder
nach größeren Modellen. Die Kunst, Wachs zu
bleichen, war nicht bloß den Griechen, sondern früher
schon den Phöniziern und später auch den Römern be-
kannt. Die Griechen schnitten das Wachs in dünne
Scheibchen, die sie auf Fädchen aneinander reihten und
den Sonnenstrahlen aussetzten. Vor Christi Zeiten
schon nahm man das Bleichen des Wachses auf Ge-
stellen vor, die mit Tüchern überdeckt waren. Die
Venetianer scheinen diese Art Wachsbleichkunst zuerst
nach Europa überbracht zu haben, wie sie jetzt noch in
manchen Ländern namentlich in Frankreich (Celle), in
England (Stokwell bei London) und in Lünneburg
im Großen betrieben wird. Bemerkenswerth erscheint,
daß die Baumeister der alten Griechen die Pfähle,
Erdschwellen und Balken mit Wachs tränkten, ferner
daß die Schiffer sich des Wachses bedienten, um die
Fugen größerer oder kleinerer Fahrzeuge auszubessern
und das Schiffsholz gegen Fäulniß zu schützen. Auch
Wände und Waffen wurden mit Wachs überzogen.
Die Bildnisse der Ahnen oder verdienter und vor-
nehmer Männer wurden vom Wachsbildner in Wachs
gefertigt und im Atrium oder im Wohnhause und
Schlafgemache oder auch im Büchersaale aufgestellt.
Die Bossierer (üotores) verfertigten aus Wachs allerlei
 
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