Nr. 45).
Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich 2.50
vierteljährlich , Ausland 3.
Stuttgart, 7. Dezember L8S8.
(Erscheint wöchentlich.1
Arteigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.
-.ittsNlt^ Verstergernngen und Alrerthumskuudk.
Verbürgte
Auflage 5000.
Offizielles Organ des Vereins zur Erbauung eines „Deutschen Reichsmuseums" in Stuttgart.
Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Josef Laut in Gkuttgart, Reinsburgstr. 44, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei.
6. Jahrgang.
Akte Historische
Adelshöfe in Mainz
von
Clemens Kitzel.
(Abbildungen Seite 4SI.)-(Nachdruck verboten)
(Schluß.)
18. Der Greifenclauer Hof in der E m-
meransgasse gegenüber der Kirche.
(Siehe Fig. 12 und 13 in letzter Nummer.)
Der Greifenclauer Hof steht heute noch in seiner
alten Gestalt in der Emmeransgasse gegenüber der Kirche.
Das Portal ist schon von Weitem kenntlich an dem
.großen Wappen, das über demselben angebracht ist.
Dies Haus hieß früher zum Giebelich gegenüber St.
Emmcran. Kurfürst Georg Friedrich von Greifenclau-
Vollrads kaufte dies und das nebenanstehende Haus
zum Dürrenbaum und baute den großen Greifenclauer
Hof.
Heute gehört er theils den Schwestern von der Ewi-
gen 'Anbetung, theils dem katholischen Männerverein.
19. DerHeddesdorfer Hof
an der großen Bleiche ist das Eckhaus an der Bahn-
hofstraße, worin jetzt das Lager der Schaubruch'scheu
Pianofortehandlung ist und diente einem Herrn von
Heddesdorf seinerzeit als Wohnung. Dies alte Ritter-
geschlecht gehörte ehemals zur rheinischen Ritterschaft,
war vorher fränkisch und kommt urkundlich schon 1371
vor.
20. Der Hohenecker Hofan derEcke der
Stadthaus st raße (Kamp Göttig) und in der
Stadionerhofstraße (Stadtkasse).
Der Hoheneckerhof grenzt nach Süden an die Stadt-
hausstraße und geht von hier durch die Stadioner-
hofstraße bis zu deren Hälfte und umfaßt daher einen
stattlichen Baukomplex. Der Bau ist weniger hervor-
ragend durch Architektur als durch seine Größe.
Im vorderen Theile ist das Kamp-Götting'sche Ge-
schäft, im Hinteren Theile die Stadtkasse.
Die Herren von Hoheneck sind altrheinischen Ur-
sprungs. Ihre Burg stand bei Kaiserslautern. Ur-
kundlich kommt ein Fürst Abt von Kempten 1048 vor.
Die Herren von Hoheneck kommen in dem alten Kur-
mainzer Staat vielfach vor. Das Geschlecht hat Reichs-
freiherrnstand mit Diplom von 1636.
21. DerLercher-Hof
(Loge zur Eintracht) in der Emmeransstraße.
Derselbe existiert nur noch dem Namen nach, denn
das Gebäude ist im Innern und Aeußeren ganz um-
gestaltet, und zwar zu Logenzwecken und dann war das
Gebäude seinerzeit in den 70er Jahren völlig abge-
brannt. Die alte Adelsfamilie, welche diesen Hof be-
wohnte, hieß Lerch von Dirmstein und kommt 1657
urkundlich vor. Früher gehörte er der Familie von
Bicken 1568 der Stadtaufnahme. Später kam dieser
Hof an die Herren von Lehrbach, einem hessischen Ge-
schlechte.
Vollständiger Beinzeug mit Ober- und Unterdischiingen und Knie-
buckelgeschüben von einem gothischenFsidharnischeKaiserWaximiliLNsl.
um i»so.
22. DerCronberger-Hof
(Siehe Fig 14 in letzter Nummer.)
in der Gymnasiumsstraße (Gymnasium), erbaut von
Johann Schweikard von Cronberg.
Dieser Hof umfaßt ein kolossales Terrain und ist in
sehr malerischer Weise aufgebaut und kenntlich an seinem
schönen Giebel mit Erker nach der Betzelsgasse. Die
Familie stammt aus Cronberg im Tannus und war
eine der angesehensten im Deutschen Reiche. Es gibt
zwei Stämme, der eine heißt Flügclstamm, der andere
Kionenstamm, welche Bezeichnungen auch in deren Wap-
pen zum Ausdruck kommen. Das Palais diente früher
als Seminar und später als Gymnasium bis vor einigen
Jahren. Es wäre ewig schade, wenn das schöne Portal
und der Erker der heutigen Zerstörungswuth zum Opfer
fielen.
Im Jahre 1615 hat derselbe Kurfürst das ebenfalls
noch heute stehende Universitäts-Gebäude am Krämpel-
Markt errichtet, welches 1798—1813 von den Franzosen
und von 1816—1866 von Oesterreichern als Kaserne
benutzt wurde. Kurfürst Schweikard erbaute auch die
Citadelle in Mainz, die demgemäß auch früher die
Schweikhardsburg hieß.
In Mainz erinnern noch viele Wappen an die
Schweikard von Cronberg, so das Wappen am Gym-
nasium, an dem Kalkhos'schen und an dem Knewitz'schen
Hause, sowie im Dom u. a. Orten. Wenn je eine Ver-
änderung am alten Gymnasium sollte Vorkommen, sollen
doch alle Mainzer einstehen, daß der schöne Giebel und
der Erker dieses Gebäudes erhalten bleiben.
23. Der Specht von Bubenheimer-Hof
in der Flachsmarktstraße, ist das Eckhaus an der
Flachsmarktstraße und dem Pumpengäßchen (ehemals
Gans) und fällt sofort durch sein stattliches Portal auf.
Die Familie Specht von Bubenheim stammt aus Buben-
heim in Rheinhessen, deren Mitglieder vielfach Dienste
am Kurmainzer Hof hatten. Das Specht-Bubenheimer-
Wappen kommt in allen alten Heraldiken vor und
hat im Wappenschilde ein Gitter, — darüber bei einem
Stamme einen Specht. Als Helmzier einen Mann,
welcher Dambrett spielt und mit der rechten Hand in
seinen Locken wühlt. Also war die Familie von Specht-
Bubenheim in alter Zeit jedenfalls sehr berühmt. Das
Geschlecht ist vollständig erloschen.
24. DerWambolderHof.
(Siehe Fig. 15 in letzter Nummer.)
(Lauterens Haus in der Emmeransstraße.)
Das mächtige Haus in der Emmeransstraße mit
Hauptfront nach der Stadthansstraße repräsentirt sich
als ein würdiger Zeuge aus alter Zeit.
An dieser Stelle stand ehemals der Hof zum Gens-
fleisch wie aus den Stadtaufnahmen von 1568 und
1569 ersichtlich ist, in welcher es heißt: „Ein groß Eck-
haus mit seinem Hof und Garten, an der Marktstraße
sammt einer Kapellen zu St. Wallburg hinten gegen
St. Tönges (arme Claren-Kloster) hinausgehend, ist
zum Gensfleisch genannt."
Ob aber Gutenberg, wie es in der angebrachten
Erinnerungstafel steht, hier geboren wurde, ist bis jetzt
noch nicht bewiesen. Die Familie von G-nsfleisch wan-
derte 1432 aus und der Hof kam an Peter von Sil-
bersberg und war noch 1443 in dessen Besitz. In den
Jahren von 1568—72 war es bewohnt vom Kurfürst-
lichen Vizedoms von Selbold und sogar 1657 hieß es
nach des Vizedom Amtshaus, und war bewohnt von
dem berühmten Brömser von Rüdesheim, dem Letzten
seines Stammes. In der Stadtaufnahme von 1747
aber steht: das Vizedomamthaus, mit seinem Begriff,
Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich 2.50
vierteljährlich , Ausland 3.
Stuttgart, 7. Dezember L8S8.
(Erscheint wöchentlich.1
Arteigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.
-.ittsNlt^ Verstergernngen und Alrerthumskuudk.
Verbürgte
Auflage 5000.
Offizielles Organ des Vereins zur Erbauung eines „Deutschen Reichsmuseums" in Stuttgart.
Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Josef Laut in Gkuttgart, Reinsburgstr. 44, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei.
6. Jahrgang.
Akte Historische
Adelshöfe in Mainz
von
Clemens Kitzel.
(Abbildungen Seite 4SI.)-(Nachdruck verboten)
(Schluß.)
18. Der Greifenclauer Hof in der E m-
meransgasse gegenüber der Kirche.
(Siehe Fig. 12 und 13 in letzter Nummer.)
Der Greifenclauer Hof steht heute noch in seiner
alten Gestalt in der Emmeransgasse gegenüber der Kirche.
Das Portal ist schon von Weitem kenntlich an dem
.großen Wappen, das über demselben angebracht ist.
Dies Haus hieß früher zum Giebelich gegenüber St.
Emmcran. Kurfürst Georg Friedrich von Greifenclau-
Vollrads kaufte dies und das nebenanstehende Haus
zum Dürrenbaum und baute den großen Greifenclauer
Hof.
Heute gehört er theils den Schwestern von der Ewi-
gen 'Anbetung, theils dem katholischen Männerverein.
19. DerHeddesdorfer Hof
an der großen Bleiche ist das Eckhaus an der Bahn-
hofstraße, worin jetzt das Lager der Schaubruch'scheu
Pianofortehandlung ist und diente einem Herrn von
Heddesdorf seinerzeit als Wohnung. Dies alte Ritter-
geschlecht gehörte ehemals zur rheinischen Ritterschaft,
war vorher fränkisch und kommt urkundlich schon 1371
vor.
20. Der Hohenecker Hofan derEcke der
Stadthaus st raße (Kamp Göttig) und in der
Stadionerhofstraße (Stadtkasse).
Der Hoheneckerhof grenzt nach Süden an die Stadt-
hausstraße und geht von hier durch die Stadioner-
hofstraße bis zu deren Hälfte und umfaßt daher einen
stattlichen Baukomplex. Der Bau ist weniger hervor-
ragend durch Architektur als durch seine Größe.
Im vorderen Theile ist das Kamp-Götting'sche Ge-
schäft, im Hinteren Theile die Stadtkasse.
Die Herren von Hoheneck sind altrheinischen Ur-
sprungs. Ihre Burg stand bei Kaiserslautern. Ur-
kundlich kommt ein Fürst Abt von Kempten 1048 vor.
Die Herren von Hoheneck kommen in dem alten Kur-
mainzer Staat vielfach vor. Das Geschlecht hat Reichs-
freiherrnstand mit Diplom von 1636.
21. DerLercher-Hof
(Loge zur Eintracht) in der Emmeransstraße.
Derselbe existiert nur noch dem Namen nach, denn
das Gebäude ist im Innern und Aeußeren ganz um-
gestaltet, und zwar zu Logenzwecken und dann war das
Gebäude seinerzeit in den 70er Jahren völlig abge-
brannt. Die alte Adelsfamilie, welche diesen Hof be-
wohnte, hieß Lerch von Dirmstein und kommt 1657
urkundlich vor. Früher gehörte er der Familie von
Bicken 1568 der Stadtaufnahme. Später kam dieser
Hof an die Herren von Lehrbach, einem hessischen Ge-
schlechte.
Vollständiger Beinzeug mit Ober- und Unterdischiingen und Knie-
buckelgeschüben von einem gothischenFsidharnischeKaiserWaximiliLNsl.
um i»so.
22. DerCronberger-Hof
(Siehe Fig 14 in letzter Nummer.)
in der Gymnasiumsstraße (Gymnasium), erbaut von
Johann Schweikard von Cronberg.
Dieser Hof umfaßt ein kolossales Terrain und ist in
sehr malerischer Weise aufgebaut und kenntlich an seinem
schönen Giebel mit Erker nach der Betzelsgasse. Die
Familie stammt aus Cronberg im Tannus und war
eine der angesehensten im Deutschen Reiche. Es gibt
zwei Stämme, der eine heißt Flügclstamm, der andere
Kionenstamm, welche Bezeichnungen auch in deren Wap-
pen zum Ausdruck kommen. Das Palais diente früher
als Seminar und später als Gymnasium bis vor einigen
Jahren. Es wäre ewig schade, wenn das schöne Portal
und der Erker der heutigen Zerstörungswuth zum Opfer
fielen.
Im Jahre 1615 hat derselbe Kurfürst das ebenfalls
noch heute stehende Universitäts-Gebäude am Krämpel-
Markt errichtet, welches 1798—1813 von den Franzosen
und von 1816—1866 von Oesterreichern als Kaserne
benutzt wurde. Kurfürst Schweikard erbaute auch die
Citadelle in Mainz, die demgemäß auch früher die
Schweikhardsburg hieß.
In Mainz erinnern noch viele Wappen an die
Schweikard von Cronberg, so das Wappen am Gym-
nasium, an dem Kalkhos'schen und an dem Knewitz'schen
Hause, sowie im Dom u. a. Orten. Wenn je eine Ver-
änderung am alten Gymnasium sollte Vorkommen, sollen
doch alle Mainzer einstehen, daß der schöne Giebel und
der Erker dieses Gebäudes erhalten bleiben.
23. Der Specht von Bubenheimer-Hof
in der Flachsmarktstraße, ist das Eckhaus an der
Flachsmarktstraße und dem Pumpengäßchen (ehemals
Gans) und fällt sofort durch sein stattliches Portal auf.
Die Familie Specht von Bubenheim stammt aus Buben-
heim in Rheinhessen, deren Mitglieder vielfach Dienste
am Kurmainzer Hof hatten. Das Specht-Bubenheimer-
Wappen kommt in allen alten Heraldiken vor und
hat im Wappenschilde ein Gitter, — darüber bei einem
Stamme einen Specht. Als Helmzier einen Mann,
welcher Dambrett spielt und mit der rechten Hand in
seinen Locken wühlt. Also war die Familie von Specht-
Bubenheim in alter Zeit jedenfalls sehr berühmt. Das
Geschlecht ist vollständig erloschen.
24. DerWambolderHof.
(Siehe Fig. 15 in letzter Nummer.)
(Lauterens Haus in der Emmeransstraße.)
Das mächtige Haus in der Emmeransstraße mit
Hauptfront nach der Stadthansstraße repräsentirt sich
als ein würdiger Zeuge aus alter Zeit.
An dieser Stelle stand ehemals der Hof zum Gens-
fleisch wie aus den Stadtaufnahmen von 1568 und
1569 ersichtlich ist, in welcher es heißt: „Ein groß Eck-
haus mit seinem Hof und Garten, an der Marktstraße
sammt einer Kapellen zu St. Wallburg hinten gegen
St. Tönges (arme Claren-Kloster) hinausgehend, ist
zum Gensfleisch genannt."
Ob aber Gutenberg, wie es in der angebrachten
Erinnerungstafel steht, hier geboren wurde, ist bis jetzt
noch nicht bewiesen. Die Familie von G-nsfleisch wan-
derte 1432 aus und der Hof kam an Peter von Sil-
bersberg und war noch 1443 in dessen Besitz. In den
Jahren von 1568—72 war es bewohnt vom Kurfürst-
lichen Vizedoms von Selbold und sogar 1657 hieß es
nach des Vizedom Amtshaus, und war bewohnt von
dem berühmten Brömser von Rüdesheim, dem Letzten
seines Stammes. In der Stadtaufnahme von 1747
aber steht: das Vizedomamthaus, mit seinem Begriff,