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Antiquitäten-Zeitung — 6.1898

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Nr. 12 (23. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61938#0093
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Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Josef Laut in Stuttgart, Reinsburgstr. 44, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,

Nr. 12

6. Jahrgang

Die NonpareillezeUe oder deren
Raum so Pfg., Auktionen so Pfg.

: St«ttgart, 23. März 1898
Deutschland u. Oesterreich s.so " ''
vierteljährlich, Ausland >. s.— (Erscheint wöchentlich.)

Zentral-OrganfürSammelwesen
Versteigerungen und Alterthnmskunde.

Verbürgte
Auflage 5000.

Verbürgte
Auflage 5000.
Offizielles Organ des Vereins zur Erbauung eines „Deutschen Reichsmuseums" in Stuttgart.

N Die Wissenschaften sind Gemeingut, weil das Denken E
» Gemeingut ist, und das Denken au» der Ouelle de« Wissens 8
U schöpft. (W. Wundt.) k
Einiges über Varietäten und
Curiofa der Briefmarken
Oesterreichs.
Von AlfonS Joessel, Wien.
_,_ (Nachdruck »erboten.)

Keine Postwerthzeichen bieten dem Specialisten ein
derart reiches Feld zur Ausbeute, als diejenigen von
Oesterreich. Die Unregelmäßigkeiten, welche fast bei
jeder Marke aufzutreten pflegen, bestehen entweder im
Papier, in der Zähnung, in der Farbe (besonders in
der Farbenschattirung) oder auch im Drucke. Was
das Papier anbelangt, so haben wir vor Allem glattes
und rauhes, dickes und dünnes, gestreiftes (vor^S) und
geripptes Papier zu unterscheiden. Letztere zwei Arten
spielen besonders bei den Marken der 1. Emission eine
wichtige Rolle. Das gestreifte Papier ist das von
Wasserlinien durchzogene; diese eigenthümliche Abart
kann man am besten erkennen, wenn man die betreffende
Marke gegen das Licht hält. Beim gerippten Papier
ist an der ganzen Marke eine Papierstreifung wahrzu-
nehmen, welche erhaben hervortritt und im Dunklen
— besonders wenn man die Marke vor sich hinhält —
deutlich sichtbar wird. Betreffs der Zähnung will ich
vorläufig an dieser Stelle bloß die enge und weite er-
wähnen. Hinsichtlich der Farbe gibt es derartige Va-
rietäten, daß man oft glauben könnte, einen Farben-
fehldruck vor sich zu haben. Sämmtliche Postwerth-
zeichen Oesterreichs existiren nämlich auch als Probe-
drucke, welche in den mannigfachsten Papier- und Druck-
farben erschienen.
Betrachten wir nun die einzelnen Marken! Die
ersten Postwerthzeichen Oesterreichs wurden am 1. Juni
1850 verausgabt. Es erschienen die Werthe zu 1 Kr.
gelb, 2 Kreuzer schwarz, 3 Kreuzer roth, 6 Kreuzer
braun und 9 Kreuzer blau. Die Marken dieser Emis-
sion sind ungezähnt, und stellen das österreichische
Wappen im Rechteck dar; oben lautet die Inschrift:
„K. K. Post-Stempel", unten befindet sich die betreffende
Werthangabe. Alle Werthe kommen auf dicken und
dünnen, glatten und rauhen Papieren gleich häufig vor.
Vereinzel! findet man Stücke mit ganz dünnem (Seiden-)
Papier. Von der 1-Kreuzer-Marke gibt es nicht weniger
als 4 wesentliche Farbenunterschiede, (gelb, citrongelb,
röthlichgelb und dunkelgelb), ferner einen durchscheinen-
den und doppelseitigen Druck, sowie eine Varietät mit
Andreaskreuz auf der Rückseite. Beim durchscheinenden
Drucke hat das Papier der Marke den Werthstempel,
sowie dessen Farbe derart in sich ausgenommen, daß
man denselben auf der Rückseite ebenso deutlich als
vorne sehen kann; diese eigenartige Erscheinung kommt
bei sämmtlichen Werthen dieser Emission vor. Von
der 2-Kreuzer-Marke hat man bisher keine Papier-

Varianten gefunden, doch scheint es nicht ausgeschlossen,
ja es ist sogar mit ziemlicher Bestimmtheit anzunehmen,
daß auch von diesem Werthe solche oder ähnliche Ab-
normitäten vorhanden sind. Der Werth zu 3 Kreuzer
existirt auch auf geripptem Papier. Von der 6-Kreuzer-
Marke gibt es ebenfalls eine Menge Farbcnabtönungen,
wovon ich wenigstens hellbraun, mattchocoladenbraun,
und röthlichbraun hervorheben möchte. Dieser Werth
erscheint nicht zu selten, sowohl auf geripptem als

Nartouche (Rahme.) Am Museum zu Stuttgart, Neckarstraße s.
(Text Seite SS).


auch gestreiftem Papier. Desgleichen existirt der Werth
zu 9 Kreuzer, blau, auf vsrZß Papier. Ich selbst habe
von diesem Werthe eine Abart gefunden, die man bis-
her nicht kannte, und zwar besteht dieselbe darin, daß
das Papier der Marke senkrecht und wagrecht gerippt
ist, also gewissermaßen der Gauffrage bei den ameri-
kanischen Marken gleicht. Nebenbei bemerkt, vermag
meine Specialsammlung von Curiositäten ein solches
Exemplar aufzuweisen. Auch wären bei diesem Werthe

zwei an und für sich geringfügige Typen zu berück-
sichtigen, welche in der Lage der Ziffer „9" bestehen.
Kaum erwähnenswerthe Platten- und Typenfehler
kommen beinahe immer vor, sind also nichts Außer-
gewöhnliches. Einzelne Marken dieser Ausgabe ver-
fügen auch über Wasserzeichen, oder besser gesagt,
Wasserzeichentheile. Der ganze Druckbogen enthält
nämlich den Namen des Papierfabrikanten als Wasser-
zeichen, und so kommt es, daß man Stücke findet, die
den Theil eines Buchstabens zum Wasserzeichen haben;
es ist dies bei den Werthen zu 6 und 9 Kreuzer ver-
hältnißmäßig am häufigsten der Fall. Bei genauer
Untersuchung findet man, daß bei zusammenhängenden
Marken (Blocks) 4 verschiedengroße Zwischenräume be-
stehen. Privater Natur ist entschieden der Liniendurch-
stich (14), welcher nur mit den Poststempeln Homoua,
Tokay und Varanno gesehen wurde.
Erwähnenswertk sind auch die Neudrucke, von
denen bisher 4 Auflagen zu Sammelzwecken veran-
staltet wurden. Der 1. Neudruck wurde im Jahre
1865 von sämmtlichen Werthen hergestellt, jedoch nur
in geringer Anzahl, und erklärt sich hieraus das seltene
Vorkommen desselben. Das sehr weiße Papier, sowie
die schwache, weiße Gummirung mögen als bestes Er-
kennungszeichen dienen. Den 2. Neudruck (1871) be-
kommt man schon häufiger zu Gesicht; das Papier
desselben ist sehr dick uns gelblich, ebenso ist die Gum-
mirung stark und gelblich. Der 3. Neudruck nennt
1885 sein Entstehnngsjahr. Er ist sofort an dem auf-
fallend dünnen Papier zu erkennen; dieses ist gelblich,
die Gummirung äußerst schwach und gleichfalls gelblich.
Ein 4. Neudruck erschien nach dem Jahre 1885 (1891 ?)
und zwar bloß von den Werthen zu 1 Kreuzer gelb
und 2 Kreuzer schwarz; er fiel ungemein plump aus
und weicht sehr stark vom Originale ab. Mit Aus-
nahme des 1. Neudruckes haben sämmtliche das Wasser-
zeichen „Briefmarken" über den ganzen Bogen, der 4.
Neudruck auch „Zeitungsmarken." Schließlich möchte
ich noch hervorheben, daß zur Ausfüllung des Marken-
bogens sogenannte Andreas-Kreuze angebracht wurden;
es waren dies also nichts Anderes als Ergänzungs-
marken in Form eines farbigen Kreuzes auf weißem
Grunde. Halbirte Marken dieser Emission wurden
mitunter aushilfsweise verwendet, und ist das Vor-
kommen solcher Provisorien ein äußerst rares. Natur-
gemäß sind Stücke, welche nicht auf dem Originalbriefe
haften, werthlos. Auch die damaligen Stempelmarken
zu 3, 6 und 9 Kreuzer grün (Werthangabe in Con-
ventions - Münze) wurden in einzelnen Fällen zur
Frankatur zugelafsen, und besitzen solche poftalisch ent-
werthete Stempel immerhin einen gewissen Liebhaber-
werth. Zur Erinnerung an die in den Jahren 1881
und 1890 in Wien veranstaltete Postwerthzeichen-Aus-
stellung wurde seitens der Oesterreichischen Staats-
druckerei von den Originalplatten der Marken dieser
Emission ein Abdruck hergestellt, welcher jedoch keinen
offiziellen Charakter hat, derselbe erschien gezähnt und
trägt statt der Werthangabe die Jahreszahl 1881, resp.
1890. Die Erinnerungsmarken des Jahres 1881 er-
schienen in 15, die des Jahres 1890 in 18 Verschieden
 
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