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Antiquitäten-Zeitung — 6.1898

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Nr. 46 (16. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61938#0365
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n ZentraL-OrganfürSammelwesen,
Auflage 5000.^ Bersteigerungeu n«d Alterthumsknnde.

Verbürgte
Auflage 5000.

Offizielles Organ des Vereins zur Erbauung eines „Deutschen Reichsmufeums" in Stuttgart.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Josef Laut in Stuttgart, Reinsburgstr. 44, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei.

Nr. 46.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich 2.50.
vierteljährlich, Ausland 3.—.

Stuttgart, 1V. November 18S8.
(Erscheint wöchentlich.)

Anzeigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum »0 Pfg., Auktionen 80 Pfg.

6. Jahrgang.

Die Wissenschaften sind «-meingut, weil da» Denken!I?
Gemeingut ist, und das Denken aus der Quell« des Wissens 8
schöpft. (W. Wundt.) A

Numismathifche Gesellschaft
Berlin.
In der Sitzung vom 4. Oktober theilte der Vor-
sitzende, Geh. Regierungsrath Friedensburg, der Ver-
sammlung ein Schreiben mit, durch welches der Herr
Kultusminister der Gesellschaft an dem von ihm er-
lassenen Preisausschreiben, betreffend die Herstellung
einer Taufmedaille, Kenntniß gibt. Die Mittheilung
wie das Preisausschreiben selbst wuiden allerseits mit
lebhaftem Danke begrüßt und die Hoffnung ausgespro-
chen, daß dieser Wettbewerb, wie beabsichtigt, „zur
Wiederbelebung einer früher verbreiteten Familiensille
und zur Förderung der vaterländischen Medaillenkunst"
Leitragen möge. Allerdings hat der vorige Wettbewerb
um die Hochzeitsmedaille, eine so rege Betheiligung er
hervorgerufen hatte, doch kein besonderes erfreuliches
Ergebniß gehabt, wie ja auch keine der damals einge-
sandten Arbeiten mit dem ersten Preise hat ausgezeich-
net werden können. Es wäre sehr zu wünschen, daß
die Künstler es sich angelegen sein ließen, die alten
schönen Arbeiten, die wir unter den Tauf- wie Hoch-
zeitsmedaillen besitzen, überhaupt die alten Medaillen
fleißiger zu studieren, als dies offenbar geschieht,
und dort insbesondere auch die hiesige kgl. Sammlung,
wie sie es s. Z. mit Hochzeitsmedaillen gelhan, eine
Auswahl besonders schöner Pathenmedaillen ausstellen
möchte. Ferner theilte der Vorsitzende das auch der
Gesellschaft zugegangene Rundschreiben, betreffend die
Gründung der Kaiser Wilhelmsbibliothek in Posen, mit,
worauf einstimmig beschlossen wurde, daß sowohl die
Gesellschaft selbst ihre Veröffentlichungen als auch die
einzelnen Mitglieder eigene Arbeiten und Doubletten
ihrer Bücherwerthe beisteuern sollen, um auch an diesem
bescheidenen Theile diesen großen Gedanken zu fördern.
Darauf hielt Herr Regierungsrath v. Kühlewein
einen Vortrag über das numismatische Andenken Kaiser
Friedrichs, dessen Medaillenreihe, namentlich soweit es
sich um offizielle Stücke handelt, nicht gerade reich ist.
Sie beginnt im Jahre 1858 mit zwei steifen Kullrich-
schen Medaillen auf seine Vermählung und schließt mit
den bekannten Geprägen aus der Zeit der Krankheit
und auf den Tod des kaiserlichen Dulders. Unter den
vorgclegten Stücken zeichneten sich durch schöne Arbeit
und wohlgelungene Wiedergabe des herrlichen Kopfes,
besonders aus die Schwenzersche Medaille auf die
Fischereiausstellung von 1880 und die Eberleinsche Guß-
medaille zur Silberhochzeit; sehr zierlich ist auch em
kleines Stück zur Erinnerung an den Aufenthalt in
San Remo, während eine von den vereinigten preuß-
ischen Logen 1883 gewidmete Medaille als große Sel-
tenheit gilt (angeblich nur drei Stück geprägt). Herr

Geh. Regierungsrath Friedensburg sprach über die Ver»
theilung der Münzen Albrechts von Wallenstein auf
dessen verschiedene Münzstätten. Seine ersten Gepräge
entstammen der Münze in Gitschin, der Münzmeister
hieß Tobias Sonnenschein, sein Zeichen ist eine strah-
lende Sonne; in derselben Prägestätte sind die Münzen
mit dem wachsenden Löwen, dem Zeichen des Sebastian
Steinmüller, entstanden. Die Saganer Gepräge tragen
die Buchstaben des Münzmeisters Hans Ziesler oder
des Wardeins Georg Ehrlich, auch wohl ein 8 und
einen Zainhaken. Für vermuthlich mecklenburgisch galt
bisher ein mit einem bloßen N bezeichneter Thaler,
doch ist dem Vortragenden der Nachweis gelungen, daß
dieser Thaler ebenfalls saganisch ist und daß das N

sich auf einen 1625 vorkommenden kaiserlichen Münz-
beamten V L bezieht, aller Wahrscheinlichkeit nach den
1623 in Krossen bediensteten Veit Mensel. — Herr
Assessor Dr. Pflug besprach einen im fünften Heft der
Zeitschrift „Deutsche Kunst und Dekoration" erschienenen
Aufsatz von Georg Habich über deutsche Münzen und
Plaketten. Die höchst beachtenswerthe Arbeit sucht dar-
zulegen, „was der deutschen Kunst auf dem vornehm-
sten Gebiet der Kleinplastik zu thun noch übrig bleibt",
und empfiehlt sehr eindringlich das Studium der alten
Meister mit dem leider nur zu wahren Hinweis dar-
auf, daß „man in weiten Kreisen der Bildhauer und
Maler von der Herstellung einer Medaille kaum eine
blasse Ahnung hat". Bei solcher Unkenntniß ist, wie
Habich sehr richtig darlegt, die Berufung auf das „freie
Künstlerthum" nur eine hohle Phrase, der unzuläng-
liche Versuch einer Bemäntelung der Unfähigkeit, unter
gegebenen technischen Bedingungen dennoch künstlerisches
Können zu beweisen. Gerade deshalb ist es erfreulich,


daß sich jetzt auch immer mehr Große im Reiche der
Kunst diesem Gebiete zuwenden. Der Abhandlung ist
eine große Anzahl von Abbildungen deutscher Meister-
stücke (v. Boss lt, Gysis, Kaufmann, Sandreuter, Frey,
Begas, Scharff u. a.) beigefügt, die leider zum Theil
arg mißglückt sind. Auch Heft 10 derselben Zeitschrift
enthält Abbildungen guter Medaillen, darunter eine
schöne Hochzeits-Plakette von Kowarzik.
Vorgelegt wurden noch von Herrn Admiral Streuch
die bereits sehr seltenen neuen Münzen von Uruguay
und Paraguay, und ein merkwürdiges neues Achtanna-
stück von Neapel, ferner vom Herrn Geh. Regierungs-
rath Friedensburg Richtstücke zu Schweidnitzer Pölchen
von 1517 und 1526 nebst den dazu gehörigen einfachen
Münzen. _
Anthropologische Gesellschaft
Berlin.
Die Oktobersitzung fand am 22. vor. Mts. unter
Virchows Leitung statt. Gedacht wurde des kürzlich
verstorbenen Mineralogen Professor Arzruni, der sich
durch Studien über Nephrit und Jadeit um die Vor-
geschichte verdient gemacht hat, ferner Gabriel de Mor-
tillet, des berühmten Steinzeitforschers, der die ver-
schiedenen Entwicklungsstufen der älteren Steinzeit mit
Erfolg festgelegt hat. Mortillet war unter Bertrand
Vorsteher des Nationalmuseum zu Saint Germain in
Laye. R. Philippi in Santiago di Chile, korrespon-
direndes Mitglied der Gesellschaft, ist am 15. v. Mts.
neunzig Jahre alt geworden. Fast erblindet, war er
noch bis vor kurzem im Dienste der Wissenschaft thätig.
Von den Herren Lehmann und Belck ist am 13. v. M.
Drahtnachricht aus Wan eingetroffen. Danach sind die
Forscher dort am 24. September angekommen und ha-
ben am 30. die Ausgrabungen in Toprah Kaleh, der
alten Zitadelle, begonnen — bis jetzt mit geringer
Ausbeute. Sie arbeiten jetzt an dem großen See, und
zwar Dr. Lehmann im Ufergelände, Dr. Belck mit
Hilfe eines Segelbootes auf dem Wasser. Von Pro-
fessor Brinton in Philadelphia, korrespondirendem Mit-
gliede der Gesellschaft, ist ein Schreiben eingegangen,
in dem Absender auf erhebliche Mängel in dem ge-
planten internationalen Kataloge der wissenschaftlichen
Literatur aufmerksam macht. Für die Abtheilungen
Archäologie, Anthropologie und Ethnologie nämlich ist
die vorgeschlagene Gruppirung des Stoffes eine durch-
aus unzulängliche, und Brinton macht nun seinerseits
Vorschläge zu einer brauchbaren Eintheilung. Er er-
sucht die Gesellschaft, diese Vorschläge zu prüfen und
nach Befinden zu ergänzen. Bekanntlich ist das Zu-
standekommen des Katalogs noch abhängig von der
Zustimmung des Deutschen Reiches, das den von ihm
zu leistenden, nicht unbedeutenden Jahresbeitrag noch
nicht zugesagt hat. Wie Vorsitzender ausführte, muß
mau in der That wünschen, daß zunächst die zweifel-
lose Brauchbarkeit des Werkes gesichert werde, ehe er-
hebliche Mittel dafür aufgewandt werden. Der viel-
besprochene versteinerte Mann hat sich verlobt; die
 
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