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Antiquitäten-Zeitung — 6.1898

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Nr. 24 (15. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61938#0189
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Verbürgte
Auflage 5000.

Zentral-OrganfürSammeLwesen,
Versteigerungen und AlLerLhumskunde.

Verbürgte
Auflage 5000.

Offizielles Organ des Vereins zur Erbauung eines „Deutschen Reichsmuseums" in Stuttgart.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Josef Laut in Stuttgart, Reinsburgstr. 44, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei.

Nr. 24.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich 2.50
vierteljährlich. Ausland 3.—

Stuttgart, 15. Juni 1888.
(Erscheint wöchentlich.)

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Die Nonpareillezetle oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.

6. Jahrgang.

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uuKsu nur g'SKSu besouäsrs Ver^ütunA besorgt. Der
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Die neuesten Entdeckungen auf
dem Gebiete der ägyptischen
Ausgrabungen.
Von G. Schweinfnrth.

I. Das Grab des Osiris.
Die diesjährige „Kampagne", wie die jedesmalige
Winterardcit auf dem Felde der ägyptischen Schatz-
gräberei von den grabenden Alterthumsforschern selbst
mit unfreiwilliger Ironie genannt zu werden pflegt, ist,
wie im Jahre vorher, durch abermals im höchsten Grade
überraschende Funoe von Amslineau bei Abydos er-
öffnet worden. Das Jahr 1898 begann mit einer der
größten Entdeckungen. Am I. Januar hatte Amslineau
das berühmteste aller Grabdenkmäler aufgedeckt, nach
welchem er seit langem suchte. Man wußte längst, daß
bei Abydos sich jems uralte Heiligthum befinden müsse,
das den Mittelpunkt des gesummten Osiriskultus aus-
macht und unter der Bezeichnung „Treppe" oder „Schwelle"
des Großen Gottes in unzähligen Texten Erwähnung
fand. Das Hauptgrab des Osiris, das Grab, in welchem

sein Haupt niedergelegt war, sollte in Abydos befindlich
sein, während zahlreiche Städte sich um den Ruhm
stritten, im Besitze eines der übrigen von der Isis auf-
gelesenen Körpertheile zu sein. Durch alle Epochen der
altägyptischen Geschichte hat Abydos seinen obersten
Rang unter den Todtenstädten bewahrt, Osiris selbst,
der Todtengott, wurde als der Herr von Abydos be-
zeichnet, und, wer es vermochte, suchte sich an dem ge-
weihten Platze ein Grab zu sichern, seinen Leichnam
gleichsam der unmittelbaren Obhut jenes das Fortleben
nach dem Tode verbürgenden Gottmenschen anheim-
stellend. Wie die aus grauer Vorzeit überlieferte Er-
zählung eines unklaren Vorgangs zum Angelpunkte
einer religiösen Gedankenreihe werden und wie diese
sich im Laufe der Zeit zu einem eigenen Glaubenssatze
verdichten konnte, dafür lassen sich zahlreiche Beispiele
anführen. Aehnlich verhält es sich mit jenen geheiligten


Theil eines Brustharnlfchei des Torghud Reis, Königs von Kairewrn
(gsst. IS6S). Arbeit des Waffenschmiede» Ali. Der obere Brusttheil
aus einer Platte und dem Kragen bestehend ist abgängig.
Arabisch lo. Jahrhundert.

Grabstätten, die statt der wirklichen Körperreste nur
Gebilde der Ideenwelt in sich schließen, indem sich in
ihnen die Vorstellung von irgend einer sagenhaften
Existenz verkörpert. Das Grab der Eva bei Dschidda
ist ein Typus dieser Art.
Bereits in den beiden vorhergegangenen Winter-
epochen hatte Amslinkau an der nämlichen Oertlichkeit,
innerhalb der zwei Lw südlich der Tempeln von Abydos
in der westlichen Wüste gelegenen großen Scherbenhügel
von Om-el-gaab (Anhäufungen von sxvoM des Osiris-
grabes), eine Anzahl merkwürdiger, bis dahin ganz
einzig in ihrer Art dastehender Grabdenkmäler aufge-
funden und ihre Herkunft der ersten oder zweiten der
geschichtlich beglaubigten Dynasten zugeschrieben, einem
Zeitabschnitt, von welchem bisher noch keinerlei fachliche
Belege ausfindig gemacht worden waren. Es ist über
diese epochemachenden Funde seiner Zeit ausführlich

berichtet worden. Das hohe und höchste Alter dieser
Königsgräber wurde damals noch von verschiedenen
Seiten in Zweifel gezogen und namentlich verschloß
sich an der Spitze der heutigen Aegyptologen Maspero
in Paris dieser Einsicht auf das Entschiedenste, weil
die verhältnißmäßige Leichtigkeit, mit der Amslineau
zu seinen Entdeckungen gekommen war, für die Unwahr-
scheinlichkeit der von ihm daran geknüpften weitgehen-
den Folgerungen zu bürgen schien. Amslineaus Vor-
aussetzungen haben sich aber bewährt und heute zweifelt
kein Aegyptologe mehr an der Zugehörigkeit dieser
Denkmäler zum ersten Beginn derjenigen von den
ägyptischen Kulturepochen, die durch Königslisten und
mit Inschriften versehene Denkmäler urkundlich fest-
stehen.
Da man im frühesten Alterthume keine aus Stei-
nen aufgefuhrte Gebäude gekannt zu haben scheint, war
vielleicht auch nichts greifbares von diesem auf die
Nachwelt gekommen und bereits die Aegypter des alten
Reichs mögen keine chronologische Vorstellung mehr von
den über Menes hinausreichenden Königsgeschlechtern
gehabt haben. Unter solchen Bewandtnissen konnte
die Legende bei dem immer formenreicher sich gestal-
tenden Kultus sich in Bauwerken verkörpern, welche die
Ehrfurcht der späteren Geschlechter mit fortschreitend
immer vollkommenerem und dauerhafterem Schmuck
umgab, so daß schließlich die ersten Anfänge nirgend
mehr kenntlich waren. Als nach Jahrtausenden einer
ununterbrochenen Verehrung dieses geheiligten Todten-
feldes die neue Religion ihren Einzug hielt, der sich
die Aegypter schließlich als die erste christliche Nation
unterwarfen, wurden die bis dahin so sorgsam gehüteten
Grabdenkmäler auf's gründlichste zerstört, so daß nur
kärgliche Trümmer, in Sand und Scherbenschutt be-
graben, übrig blieben. Amslineau betrachtet einen
koptischen Mönch Namens Moses, der im 6. Jahrhundert
unserer Zeitrechnung sich durch frommen Eifer gegen
das alte Heidenthum ausgezeichnet haben soll, und dessen
Leben er beschrieben hat, als den Haupturheber dieses
Zerstörungswerkes. Abydos galt eben als Mittelpunkt
der ägyptischen Religion und so kam es, daß sich die
Zerstörungswuth ihrer siegreichen Gegner gerade an
diesem Platze am meisten bethätigen mußte.
Das jetzt vorsichtshalber wieder mit Sand zuge-
deckte Grabheiligthum von Abydos besteht aus einem
ungefähr 12 X 14 w messenden Viereck von Luftziegel-
mauern, die 3 m dick sind.
Amslineau vergleicht das Osirisgrab mit einem
reichen Hause jener entlegenen Zeit, denn allem Anschein
nach war man bestrebt gewesen, alles zum Lebensunter-
halt erforderliche hier zusammenzutragen. Die berühmte,
oft genannte Treppe ist an der Nordwestecke der An-
lage befindlich. Sie ist 80 em breit und bestand aus
14 Stufen. In eine gleiche Anzahl von Kammern zer-
fiel der Grabbau selbst, der in der Mitte einen Frei-
raum offen ließ, aus dem die Treppe zur Grabkammer
hinunterführte. Nach Amslineaus Ansicht bietet das
Osirisgrab denselben Bauplan zur Schau, dem der
Erbauer des Tempels Seti l. in Abydos gefolgt ist.
Der Fußboden war überall aus gestampfter Erde her
 
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