Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Antiquitäten-Zeitung — 6.1898

DOI issue:
Nr. 13 (30. März)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61938#0101
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 13.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich 2.SO
vierteljährlich, Ausland

Stuttgart, SV. März 18S8
(Erscheint wöchentlich.)


Verbürgte
Auflage 5000.

IZentral-OrganfürSammelwe^
Versteigerungen «nd Alterthumskunde. Dimick

Ofstzielles Organ des Vereins zur Erbauung eines „Deutschen Reichsmuseums" in Stuttgart.

cherausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Josef Laut in Stuttgart, Reinsburgstr. 44, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,

Anzeige«:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum »0 Psg., Auktionen SO Pfg.

6. Jahrgang.



kiner

und

Hema aber Calvinist war, „bey welchem in diesen Zeiten
allerlei oonsilaratiouag mit unterlauffen", erwies sich
gegenüber dem lieben Profit belanglos. Ziesler ließ
sich die Entsetzung nicht ruhig gefallen, sondern wandte
sich mit einer langen Eingabe und Darlegung seines
Lebenslaufes und Beifügung seiner in früheren Stell-
ungen erworbenen Zeugnisse nach Wien, und derselbe
Kaiser, der kurz vorher seine Absetzung verfügt hatte,
ordnete nun die Entfernung Hsmas an, wozu wohl
auch der Umstand beitrug, daß jetzt die polnischen Gläu-
biger Hemas — er hatte zu der großen Gesellschaft
Jakob Jakobsons gehört, die unter Sigismund III. die
polnischen Münzstätten gepachtet hatte — den Augen-
blick gekommen glaubten, ihre Forderungen beizutreiben,
Trotzdem hiernach Hema die Breslauer Münze uur
etwa drei Monate gehabt hatte, gibt es doch Dukaten,
einfache

doppelte Thaler und Groschen aus dieser
Zeit, von denen der jüngst aufgetauchte
Doppelthaler vorgezeigt wurde. Für weitere
Kreise ist der Lebenslauf Zieslers deshalb
interessant, weil aus ihm zu entnehmen ist,
daß sein Vater Heinrich Z., Münzenmeister
der Straßburger Bischöfe Johann von
Manderscheid und Karl von Lothringen war
und daß er selbst von 1614 ab nach einan-
der dem Grafen Reinhart von Solms, dem
Bischof Wilhelm von Worms, den Grafen
Christian und Wolanth von Waldeck und
dem Kurfürsten von Bayern in Neumarkt
gedient hat. — Herr Landgerichtsrath Dan-
nenberg führte im Anschluß an seine Mit-
theilung in der Dezembersitzung eine Reihe
von Didrachmen süditalienischer Prägung
vor. Diese Reihe beginnt im 6. Jahrhun-
dert v. Chr. mit eigenthümlichen Silber-
münzen, die zwar mit zwei Stempeln ge-
schlagen sind, aber nur das eine Prägebild
erhaben, das andere vertieft zeigen ; letzteres
ist meist das der Haupttheile. Interessant
ist es zu beobachten, wie das jeder Stadt
eigentümliche Münzbild im Laufe der Jahr-
hunderte sich entwickelt, vermehrt und ver-
ändert wird; einige dieser Stücke, auch unter den alter-
thümlichen sind von hoher Schönheit. Vorgelegt wurden
Münzen von Posidonia, Kaulonia, Kroton, Sybaris,
Velia, Thurii u. s. w., von den stzilischen Städten Hi-
mera, Panormus, Selinus, Zankle, ferner von dem
thrakischen Jstros und der Insel Thasos. — Vorgelegt
wurden endlich noch von Herrn Admiral Strauch ein
Silberdollar der „Republik Kuba" mit einem etwas
phantastischen Wappen und einem hochmodernen Frauen-
oder richtiger Damenkopf auf der Rückseite, der offen-
bar die „Freiheit" vorstellen soll. Trotz der auffälligen
Beischrift „8ouvöuisr" soll das Stück ooch, wie ver-
lautet, eine wirkliche Geldmünze vorstellen, und von der
„lunta rsvolneionairs," in New - Uork geprägt sein.
Ferner von Herrn Geh. Regierungsrath Friedensburg
die Abbildungen der von der Firma Wilhelm Mayer
in Stuttgart hergestellten Medaillen, die in ihrer Fülle
— es sind viele hundert Stück — einen Beleg für die

und Thätigkeit der Vortragende an der Hand der Mo-
nographie von Dr. Domaig eingehend berichtete, bei
einigen davon haben Jauer und F. L. Pavlik mitge-
arbeitet. Von Letzterem, einem jungen Schüler Scharffs,
legte der Vortragende noch eine von Herrn v. Bachofen
als Neujahrsgratulation versendete Plakette vor, die
an Armuth der Erfindung und Zierlichkeit der Aus-
führung den gepriesenen Arbeiten Rotys und Chaplains
kaum nachsteht. Außerdem zeigte Herr Mecklenburg
die von dem Preßburger Bildhauer Alfred Marzloff
gefertigten Medaillen aus die jüngst im fürstlichen Hause
Hohenlohe gefeierten goldenen Hochzeilen, die des Reichs-
kanzlers und des Herzogs von Ujest; ganz anders als
jene Wiener Stücke suchen sie durch einen gewissen
monumentalen Zug in der Ausführung zu wirken. Eine
von Josef Sattler, dem bekannten Zeichner und Illu-
strator, gefertigte und dem Vortragenden gewidmete

Plakette endlich erfreute durch die Eigenart der Arbeit;
es ist höchst willkommen, auch hier wieder feststellen zu
können, daß sich mehr und mehr auf anderen Gebieten
erprobte Künstler der Medaille zuwenden. — Herr Geh.
Regierungsrath Friedensburg besprach den kurzen Ver-
such, den der Glatzer Münzpächter Peter Hema Anfangs
1630 machte, seinen Breslauer Kollegen Hans Ziesler
aus seiner Stellung zu verdrängen. Der Vorgang ist
von allgemeinerem Interesse, weil er die Politik und
das Verfahren der kaiserlichen Verwaltungsbehörden
in Münzsachen ungemein deutlich kennzeichnete. Unge-
warnt durch die bösen Erfahrungen der Kipperzeit ließ
sich die Schlesische Kammer bereit finden, dem Hema,
der ihr gerade Versprechungen in Bezug auf den von
ihm zu zahlenden Schlagschatz machte, die Breslauer
Münze einzuräumen und den Ziesler, der sich schon
länger als 2 Jahre als zuverlässig erwiesen hatte, ab-
zuschaffen ; selbst der Umstand, daß Ziesler Katholik,

Nrrmismatifche Gesellschaft
in Berlin.

letzten Sitzungen berichtete Herr
Dr. Weil über die bei den Ausgrab-
ungen der Franzosen in Delphi zu Tage geförderten
Münzfunde. Von besonderem Interesse sind die vier
im Jahre 1V94 innerhalb des alten Tempelbezirks auf-
gedeckten Schätze von Mittelaltermünzen, die sich nach
den Mittheilungen von Sooronos und Caron wie folgt
zusammensetzen: 1) 29 Stück hauptsächlich
von den Aragoncnherrschern auf Sizilien;
in Rücksicbt auf die mitgkfundene Münze
Philipps VI. von Frankreich ist die Ver-
grabungszeit um 1380 anzusetzen; 2) und
3) Schätze von 277 und 2577 ckanisrs tonr-
uois der Fürsten von Achaja, der Herzoge
von Athen und der kleinen, griechischen
Lehnsherren, als späteste Gepräge Martina
Gaccaria von Chios 1326/29 und Jean de
Gravina von Achaja 1318/33; 4) ein Schatz
von 1931 theils äsuiors tournoi« wie vor-
her, theils venetianische Torniselli, bis auf
Michael Steno herabreichend, dazu ein
kupferner Manuel III. Für die Schätze
zu 1) bis 3) wird ein näherer Anlaß der
Vergrabung, als die Wirren seit dem Ein-
fall der Katalanen, nicht zu finden sein,
der vierte mag bei dem Einbruch der Türken
unter Bajazet verborgen worden sein. Die
Geschichte Delphis in der nachklasfischen
Leit lag bisher völlig im Dunkeln; jetzt
zeigt sich, daß Delphi im Gegensatz zu Olym-
pia, das bereits zu Anfang des 7. Jahr-
hunderts völlig verlassen war, während der
Feudalzeit besiedelt gewesen ist, wodurch sich auch die
ganz unerwartet vorgeschrittene Zerstörung des Tempels
erklärt, der für die Nachbarschaft einfach als Stein-
bruch galt, wie man denn jetzt von ihm herrührende
Werkstücke in den Mauern des südlich gelegenen Klosters
Stiris gefunden hat. — Herr Verlagsbuchhändler W.
Mecklenburg legte 24 Medaillen und Klippen vor, die
sämmtlich auf Veranlassung des bekannten kunstsinnigen
Großindustriellen Adolf Bachofen von Echt verfertigt
worden sind, ein nachahmenswerthes Beispiel, wie sich
Pflege des Familiensinnes und Förderung der Kunst
miteinander verbinden lassen. Diese Medaillen dienen
durchgehends zur Erinnerung an Mitglieder der Familie
Bachofen von Echt, an Geburten und Todesfälle, an
Vorfahren und Freunde, an Berufsthätigkeit, Besitz
Nnd Liebhaberei. Die meisten von ihnen sind ausge-
zeichnete Kunstwerke von der Meisterhand des Kammer-
Medailleurs Anton Scharff, über dessen Bildungsgang

Di« Wissenschaften sind Gemeingut, weil das Denken
Gemeingut ist, und da« Denken au» der Quelle de» Wistenr
schöpft. (W. Mundt.)

Nr. tg. Mörser im Museum in Stuttgart, Neckarstr. 8. (Text Seite rov.)
 
Annotationen