DER BAUMEISTER = 1912, AUGUST
BEILAGE.
B 241
Berichtigung: OBERNDORF a. Neckar. In dem Wettbewerb betr.
Entwürfe zu einem Schulhause wurde der Entwurf des Reg.-Bmstr. Mössner,
Mitarbeiter Dipl.-Ing. R. Ihle, Stuttgart, angekauft und nicht ein Entwurf
der Arch. Beck & Hornberger, Stuttgart.
Persönliches.
Geheimer Regierungsrat Dr.-Ing. Karl Ilenrici feierte am 7. Mai in
Aachen se.nen 70. Geburtstag. In der Nähe von Göttingen geboren, erhielt
er seine Ausbildung auf der technischen Hochschule zu Hannover unter
Hase, dessen Mitarbeiter er auch bei verschiedenen Bauausführungen wurde.
Nach 5 jähriger Tätigkeit als Stadtbaumeiser in Harburg begann er 1875
seine Professur an der technischen Hochschule zu Aachen, wo er seitdem
als Lehrer der bürgerlichen Baukunst und des Stadtbaus wirkt.
Seine Neigungen und Gaben haben ihn von jeher auf die Pflege dieses
Arbeitsgebietes hingewiesen. In Wort und Schrift, als Schaffender und
Lehrender war er in schlimmer Zeit Vorkämpfer für eine gesunde, sachliche
und dabei empfindungsreiche Gestaltung der vielen Aufgaben bürgerlicher
Baukunst. Von Bauten seiner Hand seien nur erwähnt das Rathaus in Leer,
die Volksschule in Lübeck, verschiedene Wohnbauten und Krankenhäuser.
Zahlreiche Erfolge bei Konkurrenzen schufen seinem Namen einen guten Klang.
Henricis Hauptverdienst, dessen wir uns heute immer mehr bewusst werden,
liegt auf dem Gebiete des Städtebaues. Zu einer Zeit, wo die „Begradi-
gungswut“ und die Phrase in der Platz- und Strassenausbildung ihre Orgien
feierte, wo Hausagrarier und Geometer irrt holden Verein die sich reckenden
deutschen Städte verschandelten, erstand in ihm ein unablässiger Rufer im
Streit für eine künstlerische Durchdringung städtebaulicher Aufgaben. In
zahlreichen Aufsätzen legte er sein künstlerisches Bekenntnis, bei dem sich
feinsinniges Empfinden für die Schönheit alter Städte und scharfes Erfassen
der neuen zwecklichen Bedürfnisse paarten, nieder; Aufsehen erregte 1893
sein preisgekrönter Entwurf für die Stadterweiterung Münchens, durch den
seine Ideen zuerst einen vollen Sieg errangen. Seit dieser Zeit entstanden
zahlreiche Bebauungspläne, so für Trier, Leer, Mühlhausen, Flensburg und
andere; als Preisrichter übte er bestimmenden Einfluss auf die weitere zu-
kunftsreiche Entwicklung der Stadtbaukunst aus. Neben seine Lebensarbeit
als Schaffender tritt seine Lehrtätigkeit. Dass zahlreiche unserer besten
Architekten sich als seine Schüler bekennen, mag ihren Wert schon hin-
länglich beweisen. Es lag ihm fern, den Schülern eine Richtung beizubringen,
am meisten hasste und verspottete er die akademische „Reissbrettarbeit“;
zu eigner Arbeit und selbständiger Durchdringung der Aufgabe den Schüler
zu et ziehen, war sein Ziel; und alle, die seit bald 40 Jahren im fortwähren-
den Wechsel zu ihm kamen und wieder von ihm gingen, werden heute
dankbar bezeugen, dass er ihnen damit das beste gab. Der behagliche Humor
seines Vortrags und der fröhliche Spott, mit dem er seine Widersacher ver-
folgte, gewannen ihm die Herzen der akademischen Jugend; unvergessliche
Erinnerungen und Anregungen hat er seinen Schülern geschaffen, wenn er
sie au; Reisen die Schönheiten alter Baukunst sehen lehrte.
Froh darf sich Altmeister Henrici heute im Kreise dankbarer Schüler
und Verehrer wohlgetaner Arbeit freuen. Sei' e reinste Freude aber wird
die sein, dass auf seinem liebsten Arbeitsgebiet, im Städtebau, sich seine
Ideen, allen Anfeindungen zum Trotz, allmählich durchgesetzt haben und
dass er nicht umsonst in böser Zeit tapfer auf vielumstrittenen Posten aus-
gehalten hat. Und die sich vor Jahren und Jahrzehnten nicht genug tun
konnten, ihn und seine Anschauung mit Mitteln aller Art niederzuringen, sie
sehen wir heute seinen Spuren folgen, von der naiven Einfalt gegängelt, das
Zeug dazu zu haben. Und gerade diese Tatsache dürfte vielleicht nicht der
geringste Erfolg Henricis und der beste Beweis dafür sein, dass der richtige
Weg von ihm beschritten war. M. H.
*
* *
Am 28. Mai hat Professor Dr. Theodor Fischer in München sein
50. Lebensjahr vollendet. In Schweinfurt geboren, wurde er Schüler Friedr.
von Thierschs, arbeitete unter Wallot am Reichstagsgebäude und begann
nach vorübergehendem Aufenthalt in Dresden seine Tätigkeit am Münchener
Stadtbauamt. Aus dieser Zeit stammen die ersten eigenartigen Schöpfungen,
die seinen Ruf begründet haben. Nach kurzer Lehrtätigkeit an der Münchener
Hochschule folgte er einem Ruf nach Stuttgart, wo er sieben Jahre lang
sein Lehramt ausübte. Seit 1908 wirkt er wieder als Lehrender und Schaffen-
der in München.
Freudig und dankbar dürfen wir uns heute dessen erinnern, was uns
seine Kunst in dieser kurzen Spanne Zeit in reicher Fülle bereits geschenkt
hat. Fischers Schaffen umfasst das ganze Gebiet der Baukunst, die monu-
mentalsten und einfachsten Aufgaben haben in ihm ihren Meister gefunden.
In jedem seiner zahlreichen Einzelwerke hat er sich ein neues Ziel gesteckt
und dessen Erfüllung aus dem innersten Wesen der Aufgabe heraus mit
ftepfolb, IHalfdjüleis Slnfancj
ü£me liebenswürbige @abc für 5veunbc Weiterer 2Cunft
l'iiib bie foeben in unferein Verlage erfdjienenen 3 neueften
^foattenrißfolgen des Ikunftwatts
Wilhelm Gepfeife:
tTJalfcfnilers 2lnfang £)te IBalfdjule
J4 9>d>attniriffe J3 Scbattenriffe
Profefjor unb tTJobell
H ecbattcnrifle
Hebe Solge bilbet ein für ftd> abgefcfüoffenee ®anjes unb
wirb in ^eftform ;um preife von I.—tTT. Ijerauegegeben.
Sie von fernigem iÄünftlerl>utnor ftrotjenben ©d>atten-
riße finb wol>l bie erfreulid>fte, weil mobernfte Är-
fd>einung unter ben vielen neuen ©illjoiiettenauegaben.
Äunftrvartverlag (Beorg 3). W. sfallwey, ITJündjen
I. W. ZRNDERE
BERGISCH GLQDBREH
ADURRELLu.ZEICHEN PAPIERE
KUNSTDRUCK-PAPIERE
MATTm.FRHBIG
Steinindustrie E. Friedr. Meyer
5trassburg-Neudorf
= Für moderne Denkmäler besonders geeignet: =
Euville, weiss und gelb / Mezangäres / Muscbelkalk-Marbrie ■,
weiss und gelb / Lothringer Muschelkalk / Fränkischer und
Schweizer (grünlicher) Muschelkalk / Grosse Blöcke / Liefe-
rung roh, bearbeitet oder mit Diamantsäge geschnitten /
GEBAUER-AUFZUGE
]EDER ART EUR PERSONEN UND LASTEN
FR. GEBAUER, Maschinenfabrik, BERLIN
BEILAGE.
B 241
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Entwürfe zu einem Schulhause wurde der Entwurf des Reg.-Bmstr. Mössner,
Mitarbeiter Dipl.-Ing. R. Ihle, Stuttgart, angekauft und nicht ein Entwurf
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Persönliches.
Geheimer Regierungsrat Dr.-Ing. Karl Ilenrici feierte am 7. Mai in
Aachen se.nen 70. Geburtstag. In der Nähe von Göttingen geboren, erhielt
er seine Ausbildung auf der technischen Hochschule zu Hannover unter
Hase, dessen Mitarbeiter er auch bei verschiedenen Bauausführungen wurde.
Nach 5 jähriger Tätigkeit als Stadtbaumeiser in Harburg begann er 1875
seine Professur an der technischen Hochschule zu Aachen, wo er seitdem
als Lehrer der bürgerlichen Baukunst und des Stadtbaus wirkt.
Seine Neigungen und Gaben haben ihn von jeher auf die Pflege dieses
Arbeitsgebietes hingewiesen. In Wort und Schrift, als Schaffender und
Lehrender war er in schlimmer Zeit Vorkämpfer für eine gesunde, sachliche
und dabei empfindungsreiche Gestaltung der vielen Aufgaben bürgerlicher
Baukunst. Von Bauten seiner Hand seien nur erwähnt das Rathaus in Leer,
die Volksschule in Lübeck, verschiedene Wohnbauten und Krankenhäuser.
Zahlreiche Erfolge bei Konkurrenzen schufen seinem Namen einen guten Klang.
Henricis Hauptverdienst, dessen wir uns heute immer mehr bewusst werden,
liegt auf dem Gebiete des Städtebaues. Zu einer Zeit, wo die „Begradi-
gungswut“ und die Phrase in der Platz- und Strassenausbildung ihre Orgien
feierte, wo Hausagrarier und Geometer irrt holden Verein die sich reckenden
deutschen Städte verschandelten, erstand in ihm ein unablässiger Rufer im
Streit für eine künstlerische Durchdringung städtebaulicher Aufgaben. In
zahlreichen Aufsätzen legte er sein künstlerisches Bekenntnis, bei dem sich
feinsinniges Empfinden für die Schönheit alter Städte und scharfes Erfassen
der neuen zwecklichen Bedürfnisse paarten, nieder; Aufsehen erregte 1893
sein preisgekrönter Entwurf für die Stadterweiterung Münchens, durch den
seine Ideen zuerst einen vollen Sieg errangen. Seit dieser Zeit entstanden
zahlreiche Bebauungspläne, so für Trier, Leer, Mühlhausen, Flensburg und
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kunftsreiche Entwicklung der Stadtbaukunst aus. Neben seine Lebensarbeit
als Schaffender tritt seine Lehrtätigkeit. Dass zahlreiche unserer besten
Architekten sich als seine Schüler bekennen, mag ihren Wert schon hin-
länglich beweisen. Es lag ihm fern, den Schülern eine Richtung beizubringen,
am meisten hasste und verspottete er die akademische „Reissbrettarbeit“;
zu eigner Arbeit und selbständiger Durchdringung der Aufgabe den Schüler
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den Wechsel zu ihm kamen und wieder von ihm gingen, werden heute
dankbar bezeugen, dass er ihnen damit das beste gab. Der behagliche Humor
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Froh darf sich Altmeister Henrici heute im Kreise dankbarer Schüler
und Verehrer wohlgetaner Arbeit freuen. Sei' e reinste Freude aber wird
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dass er nicht umsonst in böser Zeit tapfer auf vielumstrittenen Posten aus-
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*
* *
Am 28. Mai hat Professor Dr. Theodor Fischer in München sein
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mentalsten und einfachsten Aufgaben haben in ihm ihren Meister gefunden.
In jedem seiner zahlreichen Einzelwerke hat er sich ein neues Ziel gesteckt
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5trassburg-Neudorf
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Schweizer (grünlicher) Muschelkalk / Grosse Blöcke / Liefe-
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GEBAUER-AUFZUGE
]EDER ART EUR PERSONEN UND LASTEN
FR. GEBAUER, Maschinenfabrik, BERLIN